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ELEMENTUM
EINE VOKARBEIT ZUM ößlECfflSCHEN
UND LATEINISCHEN THESAURUS
VON
HERMANN DIELS.
LEIPZIG
DRUCK UND VEELAG VON B. G. TEUBNER.
1899.
ALLE BEGHTE
EINSCHLIESSLICH DES ÜBEBSETZUNOS RECHTS, VOBUEHALTKN.
WILHELM VON HARTEL
ZUM 28. MAI 1899.
Hocligeelirter Frennd!
Es drängt mich, Dineii zu Ihrem sechzigsten Geburtstage,
dessen laute Feier Sie abgewehrt haben, einen stillen Glückwunsch
zu senden und Ihnen dabei nach alter Philologensitte ein kleines
Büchlein zu überreichen als Dolmetsch meiner freundschaftlichen
Gefühle und als Symbol der gemeinsamen Arbeit am Thesaurus,
der vor fünf Jahren unverhofft die langjährigen Freunde zu koUe-
gialischem Raten und Thaten enger zusammengeführt hat.
Sie wissen, dafs Zwang äufserer Umstände, nicht innerer
Thatendrang mich veranlafste, jenes ehren- und mühevolle Amt
auf mich zu nehmen. Je femer ich von Hause aus der Thesaurus-
angelegenheit stand, umsomehr mufste ich das Bedürf ais empfinden,
durch eigne Mitarbeit mich über Weg und Ziel des Riesenunter-
nehmens zu orientieren. Denn nichts erscheint anmafsender, als
vom grünen Tische aus Dinge beurteilen und anordnen zu wollen,
die sich in der lebendigen Praxis ganz anders auszunehmen pflegen.
So habe ich in der ersten Periode unseres Zusammenwirkens, als
es sich um die Verzettelung und Excerption handelte, mir ein
eigenes Urteil auf praktischem Wege zu bilden gesucht; und
jetzt, wo mit dem Jahrhundert diese Vorarbeit zu Ende geht und
die zweite Periode sich eröffnet, welche die Verwertung des ge-
sammelten Materials und die eigentliche Abfassung des Thesaurus
linguae latinae heischt, hielt ich es wieder für richtig, in meiner
Weise mir ein Urteil über die Methode der Arbeit und ihre
Schwierigkeiten zu bilden. Dabei ist es mir ergangen, wie es
gewöhnlich zu gehen pflegt. Ich wählte einen kleinen, mir nahe-
liegenden Begriff der philosophischen Kunstsprache zur Bearbeitung
und dachte in kurzem mit dem „Probeartikel" fertig zu werden.
— VI —
Aber das Wasser, das ich rasch zu durchwaten dachte, reichte
mir bald an den Hals. Das Bächlein schwoll zum Strome, der
Strom zum Meere an und die Küste entschwand dem weiter
Schwimmenden aus den Blicken. So hätte ich mich wohl noch
lange nicht wieder zurück an das rettende Ufer gefunden, wenn
nicht der Wunsch, Ihnen, theurer Freund, zur richtigen Zeit
meine (Jabe darzubringen, dem Ermatteten neuen Mut gegeben
und zur Aufbietung aller Kräfte angestachelt hätte.
So steige ich denn nach langer Irrfahrt ans gastliche Gestade
der Phäaken, das leider jetzt mit dichtem Nebel bedeckt ist.
Trotzdem hoffe ich, dafs Sie mich, wie so oft vordem, freundlich
aufaehmen und meine Odyssee in einer ruhigen Stunde Sich wer-
den erzählen lassen. Davon will ich hier nichts vorwegnehmen.
Aber einem zu befürchtenden Mifsverständnis mufs ich gleich ent-
gegen treten.
Sie erwarten einen „Probeartikel" für den Thesaurus oder
irgend etwas, das als Muster dienlich sein könnte. Das ist nicht
erreicht und nicht gewollt. Musterhaft kann diese Untersuchung
nach vielen Richtungen hin nicht sein, wie dem Verfasser am
besten bewufst ist.^) Aber sie soll auch kein Muster sein, da
ich gerade dies aus der Arbeit gelernt habe, dafs eine ähnlich
eingehende und überall auf das Technische gerichtete Vertiefung
bei den Artikeln des künftigen Thesaurus weder geleistet werden
kann noch soll. Denn das hiefse das Werk od cälmdas graecas
vertagen und die Misere so vieler stockender oder mühsam sich
hinschleppender lexikalischer Werke erneuern, ja zur Katastrophe
steigern. Es kann nicht dringend genug die Vorstellung bekämpft
werden, als ob es möglich sei, bei den schwierigen und umfassen-
den Wörtern des Thesaurus eine wirklich allseitig, auch nach der
realen Seite befriedigende Lösung zu geben. Mein Versuch, so
unvollkommen er ausgefallen sein mag, hat hauptsächlich den
Zweck, abschreckend auf die Verfasser wie auf die Beurteiler des
künftigen Werkes zu wirken, damit sie nicht, durch einen an sich
1) Vor allem kann ich nicht Vollständigkeit (auch nur im Typischen)
verbürgen, obgleich mir die bis jetzt vorhandenen Zettel des Thesaurus
durch die Zuvorkommenheit des Münchener und Göttinger Bureaus zu Ge-
bote standen und Prof. Erumbacher über das Byzantinische wertvolle Aus-
kunft erteilte.
— VIT —
löblichen und der deutschen Art eingeborenen Idealismus verleitet,
die Möglichkeit und Wirklichkeit aus dem Auge lassen.
Schon beim ersten Blicke wird jedem, der das Problem der
lateinischen Lexikographie etwas ernstlicher bei sich erwogen hat,
klar sein, dafs die Sprache und Kultur eines Volkes, das in drei
hintereinanderfolgenden und stets stärker anschwellenden Wogen
die Flut des Hellenismus hat über sich ergehen lassen (ich meine
die Reception der griechischen Litteratur, der griechischen Philo-
sophie und des griechischen Glaubens), nicht begriffen werden
kann, wenn nicht dieses griechische, vorbildliche Material selbst
lexikalisch thesauriert vorliegt. Das konnte vor einem Men-
schenalter noch ignoriert werden, so dals die vortreffliche „6re-
schichtedes Wortes Natur^'^) meines väterlichen Freundes Johannes
Classen (der erste und fast einzige Versuch in dieser Richtung^)),
gerade nach dieser wichtigsten Seite hin versagt.^) Es mufs ein-
mal herausgesagt werden, dafs der Thesaurus latinus eigentlich
verfrüht ist, obgleich der erste Entwurf von F. A. Wolf herrührt
und das ganze Jahrhundert mit Planen und Vorbereiten hinge-
gangen ist. Dabei hat niemand erwogen, dafs vor allem ein
Thesaurus gra^cus hergestellt werden müfete. Denn logischerweise
mufs doch das Primäre vor dem Seeundären erkannt und fest-
gestellt werden. Der Einflufs des Hellenismus, der sich nicht
blofs auf gewisse abstrakte oder technische Gebiete, sondern auf
die ganze Kultur und somit auch auf die ganze Sprache bis auf
die Zahlwörter, Partikehi und Interjektionen erstreckt, kann nur
dann von dem lateinischen Lexikographen sicher abgeschätzt und
1) Festschrift der Senckenbergischen Stiftu/ng zu Frankfurt a. M. an
dem Tage ihres einhundertjährigen Bestandes dem 18, August 1863 (Frank-
furt 1863).
2) Die Dissertation von J. G. H. Swellengrebel: Veterum de elementis pla-
cita (Utrecht 1844) kommt kaum in Betracht. Der erste Teil ist doxogra-
phisch; der zweite (S. 146 — 166) vergleicht einige Definitionen der Alten
mit denen der modernen Chemie und streift hierbei oberflächlich die Ge-
schichte des Begriffs. Die wertvollen Arbeiten von Heinze über den Logos
und Bäumker über die Materie wollen der Geschichte der Philosophie die-
nen, berühren daher wesentlich das Griechische und entwickeln den Inhalt
des Begriffes. Das Absehen meiner Arbeit ist lexikalisch; sie sucht daher
nur den Umfang der einzelnen Sphären abzugrenzen.
3) Hardy's Schrift Begriff d. Fhysis I (Berlin 1884) ist nicht geeignet,
diesem Mangel abzuhelfen.
— vm —
in Rechnung gestellt werden, wenn er das griechische Material
nach den Anforderungen der heutigen Wissenschaften historisch
verarbeitet und semasiologisch entwickelt vorfindet. Einen solchen
Thesaurus graecus giebt es aber bekanntlich nicht. Denn selbst
das höchst verdienstliche Werk Benedict Hases und der Brüder
Ludwig und Wilhelm Dindorf (Paris 1831 ff.) ist doch nur eine
übertünchte Ruine, die nicht einmal, was die logische und über-
sichtliche Anordnung, geschweige denn was den Inhalt betrifft,
den Anforderungen unseres Jahrhunderts entspricht. Es wäre
besser gewesen, das kolossale Kapital von Geld und Arbeit, wel-
ches durch die schöne Vereinigung eines hochsinnigen französischen
Verlegers und trefflicher deutscher Gelehrter zusammengeschossen
wurde, zu einem vollständigen Neubau zu verwenden, wenn frei-
lich auch dieser Bau heute schon wieder reif zum Abbruch ge-
worden wäre.
Da wir also für den griechischen Hintergrund unseres latei-
nischen Thesaurus keine irgend genügende Vorarbeit haben, da
femer unseren Mitarbeitern (selbst wenn sie es wollten) eine Auf-
arbeitung des griechischen Materials unter keinen Umständen zu-
gemutet werden darf, so mufs man sich darein finden, dafs unser
Werk in dieser und in vielen anderen Beziehungen unvollkommen
werden mufs. Das Hysteron Proteron des Thesawrus latinus
kann nicht mehr gut gemacht werden. Er ist im Werden und
mufs nun sehen, wie er auch ohne den Kompafs des Griechischen,
wie wir ihn wünschen, seinen Weg findet. In dieser Beziehung
den Steuermann des Schiffes, der den Plan nicht gemacht, zu ent-
lasten, und überhaupt die in gewissen Kreisen unvernünftig hoch-
gespannten Erwartungen auf den Stand des Erreichbaren herab-
zustimmen, halte ich für eine ernste Pflicht.
Die Bearbeiter der Lexikonartikel dürfen ihre Zeit nicht
damit vergeuden, z. B. über animus, mens und ratio jahrelang
brütend erschöpfende Monographien herzustellen oder sich wegen
der technischen Ausdrücke heute in die Tiefe der Jurisprudenz,
morgen in die Geheimnisse der Astrologie, übermorgen in die
Mysterien der Veterinärmedizin zu stürzen. Sie sollen ihr Material
mit dem Auge des sprachlich geschulten, in den Realien nicht
^nzlich unbewanderten Philologen betrachten, imd, so gut es
geht, anordnen. Wer sich aus dem Thesaurus über die Realien
belehren will und hier erschöpfende Auskunft oder gar Spezial-
— IX —
Untersuchungen verlangt, ist thöricht. Das einzige, was hier mit Fug
gefordert werden kann, ist, dafs das anderweitig bereit Daliegende
genützt und durch zweckmäfsige Verweisungen der Umfang der
Artikel entlastet werde. Hier aber sollen die Spezialisten ein-
greifen! Die antiquarisch, juristisch, medizinisch, mathematisch,
philosophisch geschulten oder interessierten Philologen sollten
ihre Kenntnisse dem Thesaurus zur Verfügung stellen. Sie sollten
mit ihrer Beherrschuiig des übrigen Materials, namentlich der ent-
sprechenden griechischen Begriffsentwickelimg, die sie leichter wie
die exoterischen Gelehrten überblicken können, an die Thesaurus-
zettel (die vom Herbst d. J. an in München konzentriert sein
werden) herantreten. So würden die Einzelwissenschaften durch
die Verarbeitung dieser lateinischen, z. T. noch wenig ausgeschöpften
Quellen bereichert, und der Redaktion des Lexikons wüchse von
selbst der Gewinn dieser monographischen Arbeiten zu. Wenn
in solcher Weise meine bescheidene Arbeit anregend und orien-
tierend wirken könnte, so wäre ihre nächste Aufgabe erfüllt und
ihr positives Hauptziel erreicht.
Es ist in letzter Zeit von Seiten einiger Verleger oder auch
Fachgenossen wiederholt die Anfrage an mich ergangen, wie dem
allseitig anerkannten und beklagten Mangel eines umfassenden
griechischen Wörterbuches nach meiner Meinung abgeholfen wer-
den könne. Ich habe stets darauf geantwortet, dafs die Zeit zu
solchem Werke noch nicht gekommen sei. Denn so dringend
wünschenswert es. wäre, den gesamten Schatz griechischer Zunge
von Homer bis zum Falle Konstantinopels in einem monumen-
talen Thesaurus zu umfassen, so bin ich doch gerade durch die
Erfahrungen bei der Vorbereitung des lateinischen Thesaurus be-
lehrt worden, dafs alle jene schon hier fast unüberwindlichen
Schwierigkeiten für das Griechische in geometrischer Progression
wachsen würden.
So hat sich bei der Verzettelung der lateinischen Litteratur
herausgestellt, dafs eigentlich keine Ausgabe für die Zwecke des
Lexikons ohne Weiteres geeignet war. Die immer mehr oder
weniger subjektiv zurecht gemachten Texte mufsten „abkorrigiert"
und in besonderer Weise notiert werden, um ein wirklich zuver-
lässiges Bild der Überlieferung dem Lexikographen in die Hand
— X —
geben zu können. Eine kleine Anzahl von Texten mufste auch
von Grund aus neu ediert werden, da die bisherigen Ausgaben
^nzlich ungenügend erschienen. Aber das alles konnte, wenn
auch mit Mühe, überwunden werden.
Im Griechischen tritt diese Schwierigkeit gleich im kolossalen
Mafsstabe auf. Wo liegen Ausgaben vor, die ein wirklich zuver-
lässiges Arbeiten gestatten? Bei den Klassikern ist ja noch alles
zu thun und bei Plato erscheint die Aufgabe so schwierig, dafs
die zwei neuesten Versuche in der Mitte stecken geblieben sind.
Ja, unsere Väter hatten es leichter, als man an Eine Hds. glaubte
und beim NachmittagskafiPee eine Ausgabe nach der andern edierte!
Ich rede noch gar nicht einmal von unsem berühmten Fragment-
sammlungen, in denen geistreiche Philologen mit den klassischen
Poeten um die Wette dichten und dabei meist die grundlegende
Sonderung der Zeugnisse vermissen lassen. Alle diese Aufgaben
sind unendlich viel schwerer und dabei weniger lohnend ge-
worden; sie erfordern Mittel und Eigenschaften, die sich nicht
leicht und nicht überall finden. Man kann gewifs noch ein bis
zwei Menschenalter angestrengtester Arbeit rechnen, bis auch nur
für die klassische Litteratur der Hellenen ein zu lexikalischer
Bearbeitung geeignetes Substrat beschafft sein wird.
Aber stelle man sich nun auch einmal vor, dafs diese Edi-
torenarbeit geleistet sei, dafs die nach mäfsiger Schätzung etwa
zehnfach um&ngreichere Litteratur der Griechen in zuverlässigen
Ausgaben vorliege, man stelle sich vor, dafs auf Grund derselben
eine vollständige Verzettelung der klassischen und der vorzüg-
lichsten Typen der späteren Zeit zustande gekommen und dafs
in Tausenden von Kasten Milliarden von Zetteln schön geordnet
prangten. Man stelle sich femer vor, dafs ein organisierter Stab
von Gelehrten, der nach vielen Seiten hin fachwissenschaftlich
und sprachwissenschaftlich differenziert sein müfste, dieses Zettel-
labyrinth durchgesehen, ausgewählt, ausgeschrieben und geordnet,
dafs die Redaktoren (Fachredaktoren und Generalredaktoren) in
unverdrossener Hingabe und idealem Zusammenwirken ein unüber-
treffliches Werk geschaffen und ein opferwilliger, verständnisvoller
und technisch veranlagter Verleger durch eine seltene Übersichtlich-
keit der Druckanordnung dem Manuskript eine monumentale Form
gegeben hätte: quis leget haee?
— XI —
Bonitz hat ein Menschenalter seiner besten Jahre daran ge-
setzt, unterstützt von teilweise hervorragenden Hilfskräften, die
zwei Bände der Bekkerschen Aristoteles-Ausgabe lexikalisch zu
verarbeiten. Dabei hat er absichtlich nur die philosophische Seite
ins Auge gefafst. Denn die philologische Observation läuft nur
nebenbei, und Bonitz bemerkt ausdrücklich, dafs er nur das Idio-
matische des aristotelischen Wortvorrates und dafs er nur einen
Index, kein vollständiges Lexikon geben wolle. So ist ein knapp
zugeschnittenes und bis aufs äufserste konzentriertes Werk ent-
standen, das stets aufs neue meine Bewunderung erregt. Man
versuche nun aber einmal die neun enggedruckten Spalten über
Xöyog durchzulesen und denke sich dies Material von Homer bis
Nonnos oder gar Tzetzes, von Heraklit bis Apostolios, von Euklid
bis Planudes nicht in gleicher, aber doch das Wichtige zusammen-
fassender Darstellung im Thesaurus graecus ausgebreitet: quis
leget haec?
Man braucht diesen Gedanken nur einmal im Einzelnen ruhig
durchzudenken, um die Lächerlichkeit eines solchen Beginnens
sofort einzusehen. Denn die unendlich reichere Vielseitigkeit des
griechischen Genius, die unendlich längere Dauer dieser unver-
gleichlichen Kultur, die unendlich feinere Faserung und Maserung
des sprachlichen Materials, endlich die unendlich stärkere Ver-
teilung der lokalen Nuancen, die in der klassischen Zeit durch
die Dialekte, in der hellenistischen durch den epichorischen Hinter-
grund und das verschiedene Bildungsniveau eigentümlich abgetönt
sind : dies alles schafft gegenüber dem lateinischen Werke so ganz
besondere und schier unübersteigliche Schwierigkeiten, dafs auch
dem Mutigsten und Leichtsinnigsten das Herz in der Brust ver-
zagen müfste.
Es gibt nur einen Weg diese Riesenaufgabe zu lösen: divide
et impera. Man mufs nicht Einen Thesaurus gründen wollen, son-
dern zehn. Die zehnfache Masse der griechischen Litteratur er-
fordert, ihre natürliche Spaltung gestattet die Teilung. Von An-
fang an ist diesem Volke in der Politik wie in der Kunst der
Partikularismus aufgeprägt. Jede Gattung sondert sich scharf ab
und der Sondertypus wird zäh Und lange festgehalten. Die Kon-
stanz der Arten ist aufserordentlich. Man lege vereinzelte Verse
des Epos dem Kenner vor. Wie selten wird er ohne weiteres
sagen können, ob der Verfasser 900 Jahre vor oder 500 nach
— XII —
Chr. gelebt hat! Byzantinische lamben sind für die Tragiker oder
Archilochus in Anspruch genommen worden. Selbst bei längeren
Abschnitten aristotelischer Philosophie kann man bisweilen zweifel-
haft sein, ob man die Sprache des alten Peripatos oder der römi-
schen oder byzantinischen Interpreten vernimmt. Ich darf dabei
an den Namen Andronikos erinnern oder an den Irrtum von
Bonitz, der den zweiten Teil des Alexander in Metaphysica um
beiläufig 1000 Jahre zu hoch angesetzt hatte. Ich führe dies nur
an, um die wunderbare Gleichförmigkeit der sprachlichen Form
innerhalb gewisser Litteraturgattungen anschaulich zu machen.
Wenn also eine Teilung stattfinden soll, um des unendlichen
Stoffes Herr zu werden, so kann sie nur nach eidographischem
Prinzip vorgenommen werden. Die Epiker, Meliker, Tragiker, Ko-
miker, die Philosophen, Historiker, Mathematiker und Techniker,
Mediziner, Grammatiker, endlich die jüdisch -christlichen Schrift-
steller bilden historisch zusammenhängende Gruppen für sich. So
liefse sich etwa eine Dekas von Litteraturgattungen zusammen-
stellen, deren jede vermutlich im Durchschnitt ebensoviel Bände
füllen würde, wie der gesamte lateinische Thesaurus;
Durch diese Sonderung würde von selbst die Orientierung
und das Verständnis erleichtert. Die Übersichtlichkeit würde ge-
winnen, die Wirkung der Originale auf die Nachahmer würde
sofort hervorspringen und es würde ein wirklicher Zusammenhang
der Entwickelung klar werden, auch ohne dafs das besonders ge-
sagt würde.
Also lesen und benutzen liefse sich ein so organisiertes Heka-
tombiblon. Auch Gelehrte würden sich finden, die mit den nötigen
Hilfskräften ausgerüstet, ein derart umzirktes Einzelgebiet lexi-
kalisch verarbeiten könnten und wollten. Aber nun erhebt sich die
brutale Frage: Quis solvet haec?
Der Thesaurus 1. 1. ist auf weit über eine halbe Million Mark
veranschlagt. Ob er mit dieser Summe vollendet werden kann,
ist heute noch fraglicher als zu Anfang. Wer wird also das Zehn-
fache für den griechischen aufbringen wollen? Nemo herde. Die
deutschen Akademien sind noch für 15 Jahre mit dem lateini-
schen Werke belastet und ob sie dann angesichts der bei uns
immer mehr zunehmenden Begeisterung für die praktischen Reali-
täten zu einem noch gigantischeren und für die Technik noch
nutzloseren Werke an sechs Millionen werden aufbringen wollen
— xm —
oder dürfen, kann heute nicht mit einem zuversichtlichen Ja be-
antwortet werden. Wir können ja warten. Bis die Zeit erfüllet
ist, wo alle äufseren Bedingungen zum Planen des Tliesawrus grae-
cus gegeben sind, lebt keiner mehr von unserer Generation. Viel-
leicht ist die dann emporwachsende Jugend es müde, das Hirn
an dem Problem der gröfsten Lichtstärke und des dichtesten Pan-
zers abzumatten. Vielleicht sehnt sie sich dann wieder nach dem
Lichte der platonischen Ideenwelt und dem Panzer der aristote-
lischen Logik.
Wenn sich dann etwa die grofsen Akademien der gesamten
Kulturwelt dankbar daran erinnern wollten, dafs in Hellas die
Wurzeln aller Wissenschaften liegen, soviele ihrer heute gepflegt
werden, dafs die Wissenschaft um der Wissenschaft willen zuerst
unter den Ölbäumen der Akademie getrieben und dort zuerst die
für alle Zeiten und Länder vorbildliche akademische Organisation
ins Leben getreten ist, wenn sie femer mehr als die heutige
Generation einzusehen beginnen, dafs alle moderne Kultur ohne
die hellenische nicht blofs undenkbar, sondern auch unverständ-
lich ist, so würden sie vielleicht auf den Gedanken kommen, auf
gemeinsame Kosten und in gemeinsamer Arbeit jenes Riesen-
schatzhaus zu errichten, das die Gedanken der hellenischen Mensch-
heit kulturhistorisch bearbeitet und übersichtlich geordnet darböte.
Das wäre ein würdiges Monument, das die modernen Sprossen vom
Haine des Akademos ihrer alten Mutter errichteten.
Das sind heute noch Träume, über die mancher lächeln wird.
Wir beide lächeln nicht. Denn wir glauben an unsere Ideale und
wissen, dafs sie emsig und beharrlich gepflegt der Verwirklichung
langsam entgegenreifen. Wir wissen auch, dafs sich das Rad der
Zeit immer rascher dreht und dafs sich die Schlagworte und
Moden der Gegenwart unheimlich schnell abnützen. So warten
wir mit Ruhe, bis sich die Moderne abgerast hat und das Alte
in verjüngter Gestalt seinen Zauber wieder auszuüben beginnt.
Dann denken wir auch des Thesawms graecus und hoffen, dafs
dann die Institutionen vorhanden sind, um solche Weltunter-
nehmungen auf internationaler Basis in Angriff nehmen zu können.
Die letzten gemeinsam mit Ihnen in München verlebten Pfingst-
tage haben diese Hoffnung neu belebt. Möge diese schöne Maien-
blüte erquickliche Früchte tragen und Sie ihrer noch froh wer-
den! Möge vor allem unser nächstes Sorgenkind, der lateinische
— XIV —
Thesaurus, dessen erste Lebensjahre Sie als Vorsitzender der Kom-
mission durch alle Kinderkrankheiten glücklich hindurchgerettet
haben, nunmehr wo er in eine neue, selbständigere Epoche ein-
tritt, Ihre väterliche Fürsorge und Hingebung durch regelmäfsige
Fortschritte lohnen und in fünfzehn Jahren stetiger Entwickelung
Ihnen sein wolgeratenes Abschlufszeugnis vorweisen!
Berlin, den 26. Mai 1899.
Hermann Diels.
ZUR GESCHICHTE DES BEGRIFFES
ELEMENTUM
BEI GRIECHEN JJKD RÖMEKtf
Inhalt
Vorwort
1. Atomistik
2. Akademie
3. Peripatos
4. Stoa
5. Späteres Griechentum
6. Christentum
7. Etymologie von 6xoi%£lov
8. Elementum bei den Römern
9. Etymologie von eleinentum
1. Atomistik.
Cicero führt im zweiten Buche De natura deorum, wo er
seinen Stoiker mit grofser Wärme die physikoteleologischen Be-
weise für die Vorsehung entwickeln und Epikurs Weltanschauung
scharf zurückweisen läXst, einen merkwürdigen Vergleich an, der
nach einem treffenden Ausdruck Zellers ^) den Gedanken Gutten-
bergs vorwegztmehmen scheint: *Wenn man sich die schöne Welt
als zufälliges Ergebnis des Atomenwirbels denke, so sei dies
gerade so ungereimt, als wenn man sich dächte, aus einem
Haufen von Metallbuchstaben, die man auf die Erde schütte,
könnten sich durch blindes Ungefähr einmal die Annalen des
Ennius, ja auch nur ein einziger Vers daraus zusammenfinden/ «)
Du Bois-Reymond erwähnt das Wort Ciceros in seinem be-
rühmten Vortrage ^KuHim-geschickte und NatunmssenschafP ^) und
1) Gesch, d. Phil Ula 136; Vortr. u. Abh. m 50. Schon Fr. A. Wolf
deutet ähnliches im 3. Brief an Heyne S. 265 Peppm. an: ,,So oft ich an
Ciceros berühmten Wink oder Einfall im Buche de nat. deorum denke,
meyne ich, der Mann würde, wenn er seine Officia per Fust sähe, erstaunen,
dass nicht Er auf die artige Inyention gerathen sey."
2) n 37, 93 hie ego non mirer esse quemquam qui sibi persuadeab corpora
quaedam sölida atque individua vi et gravitate ferri mtmdumque effici oma-
tissimum et pulcherrimum ex eorum concursione fortuita? hoc qui existimat fieri
potuisse^ non intellego cur non idem putet, si iwnumerdbiles u/nius et viginti
formae litterarum vel au/reae vel quales lihet aliquo coidomtw, posse ex iis in
terram eoccussis Annales Ennii, ut deineeps legi possint, effici: quod nescio
cm ne in u/no quidem versu possit tcmtum valsre fortuna.
3) Beden I 254 „Gleichnis vom umgestürzten Schriftkasten heifst in
der heutigen Biologie die gegen die Annahme einer Urzeugung gerichtete
Betrachtung, dafs zufälliges Entstehen eines Tieres, beispielsweise einer
Maus, aus den dazu gehörigen Atomen nicht minder unwahrscheinlich sei,
als dafs beim Ausschütten eines Schriftkastens die Lettern sich zufällig zu
einem Gedicht, beispielsweise zu Schillers Glocke ordnen sollten." Auch
Max Müller verwendet in biologischem Zusammenhang das alte Wort, 2>.
Mu/ndschau 1896 S. 292: „Weder survivdl of the fiUest noch natural selection
Di eis, Elementam. 1
— 2 —
knüpft daran Betrachtungen über die geringe Übung und Be-
fähigung der Alten technisch zu denken, die sie abgehalten habe,
den theoretischen Grundgedanken zur Wirklichkeit werden zu
lassen. Ich kann mich dieser ungünstigen Beurteilung der an-
tiken Technik, die freilich landläufig ist, ebensowenig anschliefsen^)
als der zuversichtlichen Behauptung des Redners, dafs der Cicero-
nische Gedanke vom Stoiker Panaitios herrühre. Sie beruht auf
einer bescheiden vorgetragenen Vermutung ZeUers, welche die
neuere Forschung nicht bestätigt hat.
Vielmehr steht jetzt wohl ziemlich fest, dafs der in Rede
stehende Abschnitt Ciceros den theologischen Werken des Posei-
donios entlehnt ist^). Zufälligerweise läfst sich dies allgemeine
könnte Ordnung in diesen Wirrwarr bringen, es sei denn, dafs man meine,
dafs wenn man nur die Typen in einer Druckerei tüchtig zusammen-
schüttele, daraus jemals Göthes Faust entstehen würde.^'
1) Denn seit der Kenaissance schöpft unsere Technik unausgesetzt
aus den dürftigen Überbleibseln jener antiken Litteratur und noch das Zeit-
alter Du Bois-Keymonds hat auf zwei Erfindungen des Altertums (Waaren-
automat, Taxameter) zurückgegriffen, die eine weitgreifende Verbesserung
des Verkehrs zur Folge gehabt haben. Was die Erfindung der Buch-
drnckerkunst angeht, so ist ja die Vorstufe (Druck mit festen Lettern) in
der Antike erfunden und mannigfaltig im niederen Gewerbe angewandt
worden. Den Fortschritt zur beweglichen Letter hätte jeder antike Bön-
hase, um von Erfindergenies wie Archimedes und Etesibios zu schweigen,
bewerkstelligen können, wenn ein antikes Auge die stereotype Unschönheit
des Lettemdruckes ertragen hätte. In der Kunst und dem höheren Eunst-
handwerk hat man ja ebenso in der Regel die Schablone und den Stempel
verschmäht, doch nicht aus Unkenntnis, sondern aus richtigem ästhetischen
Gefühl. Was haben die Drucker der Incunabelzeit sich gequält, um den
unlebendigen Ausdruck des Typendruckes dem freien Zuge der Schrift an-
zuähnlichen! Ein griechischer Aldinendruck ist ja ein wahres Eunststück.
Das hätten diese Leute wahrlich bequemer haben können, wenn das Publi-
kum damals bereits künstlerisch so abgestumpft gewesen wäre wie unser
heutiges, das sich doch selbst gegen das Unindividuelle der Schreib-
maschinenproduktion noch ein wenig sträubt. Der wichtigste Hinderungs-
grund für die Erfindung des Buchdrucks scheint mir der Mangel geeigneten
Schreibmaterials zu sein. Weder Papyrus noch Pergament eignet sich für
den Typendruck. Bei dem hohen Preis dieses Materials und den niedrigen
Löhnen der Sklavenarbeit lag eigentlich gar kein Grund vor, die gewohnte
Ealligraphie zu verlassen. Der eigentliche Fortschritt ist also die Erfindung
des Linnenpapiers, nicht der Buchdruckerkunst.
2) Nach Schwenke besonders Wendland Ärch. f. Gesch. d. Ph. I 206
und PhiWs Sehr, über d. Vorsehung S. 84, gegen den L. Beinhard Bresh
— 3 —
Ergebnis noch gerade für das Gleichnis des „Schriftkastens" bis
zur Evidenz erheben.
In der Schrift des Plutarch über das Delphische Orakel ver-
ficht der Dichter Serapion vom stoischen Standpunkte aus die
Glaubwürdigkeit der Orakel gegen den Epikureer Boethos. ^Einige
Orakel', heifst es hier, 'seien so bestimmt gefafst, dafs ihr genaues
Eintreffen jeden Gedanken an Zufall ausschliefsen müsse. Sonst
konnte ja einer kommen und behaupten, nicht Epikur habe Euch
seinen Katechismus geschrieben, sondern der Zufall habe die
Buchstaben so wunderbar zusammengewürfelt, dafs jenes Buch
entstand.'^) Es liegt auf der Hand, dafs hier nur Poseidonios
als Quelle in Betracht kommen kann, nicht Panaitios, dessen
Stellung zur Mantik völlig entgegengesetzt war. Dies wird be-
stätigt durch den Zusammenhang, wo der Verf. das Auftauchen
der vulkanischen Insel Hiera zwischen Thera und Therasia be-
spricht. Es scheint, als ob das Altertum über dieses ins Jahr 197
n. Chr. fallende Ereignis^) nur aus Poseidonios^) genauer unter-
Philol Ähh. m 2 (1888) 33 ff. ohne Erfolg ankämpfte. Es läfst sich
manches zufügen. Ciceros griechische Quelle sprach z. B. 11 34, 88 von der
Sphäre des Archimedes, wie Sextus IX 115 beweist. Wie kommt also der
Römer dazu, die Sphäre des Poseidonios einzusetzen? Das ist doch nicht
blos ein Kompliment für den familiaris, sondern ein in Ciceros Manier
ziemlich deutlicher Quellenhinweis, der erst spät und geflissentlich ein-
geflochten wurde. Im ursprünglichen Entwürfe stand noch Archimedes.
Das beweist das folgende Cap. 35 et Archimedem arbitrantiM' pltis valuisse
in imitandis sphaeras conversionibus quam naturam in efficiendis. Das ur-
sprüngliche Archimedes lesen wir auch noch in parallelem Zusammenhang
Ttisc. I 25, 63 , wo P. Corssen denselben Autor Poseidonios ermittelt hat.
Welches der beiden grofsen theologischen Werke des Poseidonios, IIsqI
d-s&v und IIsqI \uLvxi%fi9 (je 5 Bücher), für Cicero und die sonstigen Aus-
schreiber jedesmal in Betracht kommt, läfst sich nicht mit Sicherheit er-
mitteln. Denn Cicero benutzte beide nebeneinander, IIbqI d-e&v sicher für
De natura deorum, Ilegl iiccvtini^g für De divinatione. Die genauere Be-
stimmung ist übrigens nicht wesentlich, da Poseidonios sich oft wiederholt hat.
1) IIsqI xqv fii^ XQ&v fyfi^XQov vvv rijv IIv&lccv c. 11 p. 399 E inel xl
x(oX^£t XiyBiv iregov mg O'öx iyga'ips tag KvQLag ifilV *EnL%ovQog & B&ri&'s
96^agj &Xl* icnh t^xrig xal a4>toiidta>g oijtoa ngbg &XkriUt x&v ygafifuitiov
öviinscdvxmv &7tBxeXiad7i xb ßißXlov. (Das überl. i^ilv besserte in ^iitv
üsener Epicurea S. 342.)
2) Ol. 145, 4 nach Plin. 11 202 (s. Sihyll Bl 162, wo der Druckfehler
der Zahl CXXXXV zu berichtigen).
3) S. Sudhaus Aetna S. 60 ff.
!♦
— 4 —
richtet war. Denn dem Rhodier lag dieses auch politisch für
Rhodos wichtig gewordene Ereignis nahe und die angeblich ein-
getroffene Weissagung, die sich auf die neue Insel bezog, war
für den unermüdlichen Apologeten der Mantik ein hervorragendes
Argument.^)
Wir sehen also, dafs jenes Gleichnis im Zusammenhange der
sarkastischen Polemik, mit der Poseidonios überall den * Atheis-
mus' der Epikureer verfolgte, noch eine besondere Spitze hatte.
Wer die Vorsehung leugnet, ruft er ihnen zu, und an ein blindes
ungefähr glaubt, der mufs sich auch denken können, dafs das
epikureische Evangelium, die KvQiac dö^ai^ durch den blöden
Zufall eines zu Boden gefallenen Buchstabenhaufens entstanden
sei. Es scheint, dafs das beifsende arffumentmn ad hommem im
Altertum bereits Glück gemacht und zuin geflügelten Worte er-
weitert worden ist. Denn aufser Cicero und Plutarch scheinen
der Jude Philon in seinem Dialog über die Vorsehung und der
Philologe Longinos darauf anzuspielen.^) Das Concetto des letz-
1) S. Schmertosch de Phd. sent. quae ad div. spectant origine (Lpz.
1889) 23. Die Auszüge zeigen zum Teil enge Verwandschaffc, z. B. lustin.
30,4, 1 eodem anno inter insular Theram et Therasiam medio utriusque
ripae ma/ris spatio terrae motus fuit, in quo cum admiratione navigamtium
repente ex profwndo cum calidis a^quis insula emersit. in Asia quoque eadem
die idem motus terrae Bhodum multosque alias dvitates gravi ruinarum
labe concussit, quasdam solidas ahsorbuit. quo prodigio territis omnihuB
vates cecinere oriens JRoma/norum impervum vetus Graecorum a>c Ma>cedonum
voraturum. Auf Poseidonios, der ja auch sonst eine Hauptquelle des Trogus
ist, weist hier nicht blofs die Erwähnung von Bhodus, sondern vor allem
das Orakel (territis ist ungenau, wie Plutarch zeigt). Aus Poseidonios
stammt natürlich auch Seneca Qu. Nat. YI 26, wo die Parallelexzerpte die
ausgefallene Präposition bei Theren et Therasiam zu ergänzen gestatten.
Selbst der Vers ^ttcoc^h tfjs ©i/igag rs ticcI Grigaclag bei Stephan, s. v. Ori-
Qacloc, den Meineke auf ApoUodor zurückf^rt, kann aus Poseidonios
stammen, wenn er nicht der Chronik, sondern der auf ApoUodor gefälschten
Pfjg negiodos (s. Rh. Mus. 31, 9) entnommen ist, von der Stephanus viele
Pragm. hat (anders Hiller v. Gärtringen Thera 1 38*). Auch die Nach-
dichtung des ApoUoniosromans Philostr. IV 34 geht, wie die Erwähnung
von Kreta zeigt, ytsgl xhv ytoQ&iibv xhv diaggiovra €hrJQav te %al KQrjtriv,
auf Poseidonios zurück, vgl. Strabos Exzerpt I 16 S. 37 rcc xsqI GrJQav xal
GriQaöLav vifcovg l^Qv^iivag iv t^ fista^v nÖQco KQi/jtTig nccl tfjg Kvgrivalag.
2) Philo de prov. I 23 Au>ch. dicat mihi Epicv/rus quotquot ipse scrip-
tiones edidit, utrum ex Providentia sapientiaque scripserit an sine sapientia.
si enim sine Providentia sapientiaque scripsit, anne sibi gloriae trihuet quae
— 5 —
teren: ^Eher könnten Epiknrs Atome eine Welt bilden als ins
Gelage aufgeraffte Wörter einen richtigen Satz' scheint sich aller-
dings vom Urbild weit zu entfernen. Das Gleichnis scheint ver-
wischt, die beiden Glieder der Antithesen umgedreht. Aber wir
besitzen ja das Original des Poseidonios nur in Nachbildungen
und Nachklängen. Vermutlich hatte er gerade an den Atomen-
wirbel der Epikureer angeknüpft und das Buchstabengleichnis
aus ihrer eigenen Lehre herübergenommen.
Darauf scheint Lucrez zu deuten, dessen Gedicht uns für die
verlorene epikureische Litteratur teilweisen Ersatz zu bieten ver-
mag. Er wendet die Buchstaben als stehendes Bild an, um be-
greiflich zu machen, wie selbst aus einer engbegrenzten Anzahl
von Gestaltunterschieden sich eine unendliche Fülle von Kom-
binationen ergiebt. Um wie viel mehr sind die unfafsbar vielen
(äTtSQiXrjTtra^y) Atomgestalten in der Lage eine unendliche Mannig-
faltigkeit der Objekte zu erzeugen. Jener Vergleich erscheint
zuerst kurz
I 196 ut potius multis communia corpora rebus
multa putes esse ut verbis elementa videmus
quam sine prindpiis uUam rem eocistere posse
dann deutlicher
823 quin etiam passim nosiris in versibus ipsis
multa elementa vides multis communia verbis
825 cum tamen inier se versus a>c verba necessest
confiteare et re et sonitu dista/re sonanti.
tantum elementa queunt permutato ordine solo;
scripsit, huittsmodi esse, ut sapientia et disciplina destituta esse videcmtwr?
(Über Poseidonios als Quelle Philons vgl. Wendland Philo üb. d. Vors. 83 f.)
Procl. in Tim. S. 42 Schneider: Aoyylvos {ikv iv xovtoig mQcctisad'cci tbv
UXdxGivd tpriai dicc x&v naqa^oX&v xal tf^g t&v dvoiidtiov xdcQixog naXXon-
itlcavxa tbv X6yov, ivösinvöiisvog stg tivag IRarmvinohg ccbtoqwfj ti^v i^ftTj-
vslav ta^TTiv, &XX' o-öx iti xi^vrig nsTtOQiaiiivriv rm q)iXoa6(pa} Xiyovtag. slvcci
{ikv yccQ xiiv iyiXoyiiv t&v övo^idtoav nsq)Q0vtiafisv7iv tm TlXdttovi xal ov
Y,cc.ta tb i-Jtitvxbv iytaöta Xafißocvsiv cciycöv. äXXcc toüto fihv süitoi &v tig
&7tb tilg lioivijg toig [C: tfjg AB] töts not avvi/i&'ovg ^Q^iriveLag i^%hv xal
slg ui)t6v^ itoXXiiv d\ wbtbv TCoulcQ'ai xal tfig cwQ^yf.r\g tr^v [so C] Ttgofiij-
d'Suxv. d'&ttov yccQ av tag Sctöfiovg 'EmKOvgov avvsXd'Ovöag ^oiij-
aai Tiöai^ov rj 6v6{Lata mg itvxs ovy%si(i6vcc xofl Qtiii^ata Xoyov
TttxtoDQd'iJOiiivov. Über Longins Urteil vgl. Kaibel Herrn. 34, 110.
1) S. Zeller Hla 404«.
— 6 —
at rerum quae stmt primordia, plura adhibere
posstmt tmde queant variae res quasque crea/ri.
So giebt das Grleiclmis Anlafs zu einem Wortwitz
I 907 iamne vides igitur, paulo quod diximus ante,
permagni referre, eadem primordia saepe
cum quitms et quali positfu/ra contineantur
910 et quos inter se dent mottis acdpiantque,
atque eadem paulo inter se mutata crea/re
ignes et lignum? quo po/cto verha qmgue ipsa
inter se paulo mutatis sunt dementis,
cum ligna atque ignes distinda voce notemus.
Das Gleiclmis von den Buchstaben und Atomen zieht sich als
Leitmotiv durch die ganze Elementenlehre und klingt auch später
noch an, so besonders ausführlich
n 686 dissimiles igitur formae glomeramen in unum
conveniunt, et res permixto semine constant
quin etiam passim nostris in versibus ipsis
multa elem^nta vides multis communia verhis,
690 cum tarnen inter se versus ac verha necesse est
confiteare alia ex aliis constare elementis;
non quo multa parum communis littera currat
aut nulla inter se duo sint ex omnibus isdem
sed quia non volgo pa/ria omnibus omnia consta/nt
Wie Lucrez, seinem Vorbilde Empedokles folgend, die Schlag-
worte seines Systems mit geringen Variationen auch an weniger
passenden Stellen zu wiederholen liebt (die Herausgeber wüten
freilich gegen die Dittographien der beiden Dichter in beklagens-
werter Weise), so stellt sich auch gegen Schlufs des zweiten
Buches mit Nachdruck noch einmal das Buchstabengleichnis ein
1013 quin etiam refert, nostris in versibus ipsis
cum quibus et quali sint ordine quaeque locata;
1015 namque eadem caelum ma/re terras flM/mina solem
significanty eadem fruges a/rbusta animantis;
si non omnia sunt, al multo maadma pars est
consimüis: verum positu/ra discrepitant res.
sie ipsis in rebus item iam materiai
— 7 —
1020 [intervaUa vias conexus pondera piagas] ^)
concwrsus, motuSy ordOy positura, figuras
cum permutantwr, mtUari res quoque debent.
Entsprechend dem so vielfach eingeprägten Bilde gebraucht
Lucrez, vom zweiten Buche ab, nunmehr ganz unbesorgt elementa
für das griechische arofioi. Es ist ihm bequem für den so viel-
fach benötigten Begriff neben dem schon von Amafinius ein-
geführten corpuscula^) und den zahlreichen Synonymen primordia,
exordia, principia, primae oder minutae partes, particula^, corpora
prima, corpora solida, corpora genitalia, semina auch das plastische
elementa verwenden zu können. So
n 392 tardum cmictatwr olivom
aut quia, ni mirum, maioriJms est elementis
aut m^s amxitis inter se pergue plicatis
410 ne tu forte putes serrae stridentis a,cerhum
horrorem constare elementis levibus aeque
ac mttsaea meh
463 non e perpleads sed acutis esse elementis
979 et siMproporro quae sint primordia qiuzerunt, [seil, homines]
qicandoquidem totis mortälibus aäsimulata
ipsa quoque ex aliis debent constare elementis
von der quarta animi natura:
m 243 qtui neque moUlius quicquam neque tenvius exstat
nee m4igis e parvis et levibus ex elementis (vgl. VI 354)
374 na/m cum multo sunt anim^ie elementa minora
IV 941 corporis ad primas pa/rtis ehmentaque prim^
V 455 omnia enim magis haec e levibus atque rutundis
seminibus muUoque minorUms sunt elementis
1) Dieser Vers allein ist interpoliert, d. h. von den Abschreibern aus
726 wegen der Ähnlichkeit von 1021 mit 727 ganz mechanisch [vias, piagas]
herübergeschrieben worden. Alles andere ist echt und an seinem Orte.
2) Cic. Acad. 16.
— 8 —
V 599 ex omni mundo quia sie elementa va/poris (vgl. VI 312)
VI 493 et quasi per magni circum spiracula mundi
exitus int/roitusque dementis redditus exstat
534 cum bene cognoris dementis reddifa quae ^int.
Es ist selbstverständlich, dafs Lucrez eine fundamentale An-
schauung, wie sie sich mit dem Bilde und Begriffe elementum
verbindet, nicht selbständig erfanden und durchgeführt hat. Denn
gerade in den Fundamentalfragen fühlt sich der Römer noch
mehr als im Detail der Physik auf seine epikureischen Autori-
täten angewiesen. Aber vergleichen wir nun mit dem vorge-
führten Ergebnis die freilich nicht sehr umfänglichen Überbleibsel
der Schriffcstellerei Epikurs, so erleben wir eine bemerkenswerte
Überraschung. Epikur hat das entsprechende Wort cxolxbIov
niemals in den uns erhaltenen Fragmenten von seiner eigenen
Theorie verwandt. Abgesehen von zwei Stellen, an denen das
Wort die übliche Bedeutung Grundsatz, Theorem hat^), erscheint
es nur, wenn von der Elemententheorie der Gegner gesprochen
wird. So Epikur ^aqX g)v0£(og cd c. 1, 11 [VH^ VI f. 14] rols
ötoLxsiOLg &^aQrdvov6Lv ; ebenda c. 3, 2 [vgl. 16] rolg XoLTtoig
ötoLxsLOig] 6, 1 [f. 19] toig Ttccd'söiv iöttv rolg i^co xcbv rsö-
öccQfov xovxoav ötolxslcdv yLVo^ivoLg; ebenda lib, ine. VH^ VII
f. 71, 11 tflg övötcc66(og tfjg diä x&v ötocx^icov altCag. Ganz
korrekt also bei Aetios IV 3, 11 (S. 389^ 6) iv oidsvl yag tä)v
6vofia^o[isvc3v 6xolxbCg)v elvai at6dri6iv. Ebenso in polemischer
1) ep. I 47 (S. 10, 13 Usener) x^ai^Lov öij wxl roiJro %ataoxstv tb
atot%6iov'y ep. ni 123 S. 59, 15 ctoixsZa tov xa^ldoff ifjv tccvt* slvai SiaXaii-
ßdvmv. Davon abgeleitet in demselben Sinne aroLxsloaiia ep. I 36 (S. 4, 6)
ngbg catkä 6toi%Biaii/Mxa xal <p€ovdg, vgl. 535 (3, 10) xbv fönov tfjg oXtjg
Ttgayuarslag xbv %ax€ifxoixetG)iiivov\ femer axo^x^ionöig ep. I 37 S. 4, 12 int,-
xotti^v xofl cxoi>xsl(D6tv x&v 3Xmv So^&v und der Titel der Epikureischen
Schrift Utoix^tdiösig S6i8B%a S. 114, 25; endlich cxoix^i-(oxi,yL6g Laert. X 30
zu fr. 242 S. 177, 9 %aXov6i Sh xal cxoix^uiyci%6v [nämlich xb %ccvovi}i6v].
Ich entnehme diese Nachweise mit Dank Useners handschriftlichem Glossa-
rium Epicwreum^ dessen Plan und Nutzen er in der Vorrede seiner Epicvrea
S. 37 entwickelt hat. Es ist ein schmerzlicher Gedanke, dafs ein solches
Werk eines solchen Autors, wie es scheint, in Deutschland nicht verlegt
werden kann.
— 9 —
Argumentation Philodem TteQl örifiSLcuv 37, 4 iTtsvSii yevvr^iLat*
iaxl Ttavta tcbv 6xoLxei(X)v '^ x&v i^ ixeCvmv. Epikur also weicht
offenbar dem Wort aus', um Verwechslungen seiner Elementen-
lehre mit der aristotelisch-stoischen, in der der Terminus 6xov-
%Blov von den vier Grundstoffen Feuer, Luft, Wasser, Erde her-
gebracht ist, vorzubeugen.
Es ist begreiflich, dafs Lucrez keine Veranlassung hatte, so
spröde zu sein. Denn auf dem jungfräulichen Boden der römi-
schen Philosophie war das Wort ehmenium noch nicht begriff-
lich festgelegt. Er ist, neben Cicero, der erste Römer, der es in
die Litteratur einführt^) und so braucht er sich keine Schranken
aufzuerlegen. Nur dafs er, umgekehrt wie Epikur, es nunmehr,
wo er dem Worte seinen Stempel aufgedrückt hat, vermeidet,
die gewöhnHchen vier Elemente so zu benennen:
, I 763 denique quattuor ex rebus si cunda creantur,
wo er gegen Empedokles und seine Nachfolger in der Elementen-
lehre kämpft, die
743 res mollis rarasque relinqmnt
aera, solem, ignem, terras, animaliay frugis.
Aber aus irgendwelcher epikureischen Quelle, wird man
sagen, mufs doch Lucrez seine Terminologie geschöpft haben,
wenn nicht unsere ganze, allerdings bisher noch recht dürftige
und nebelhafte Anschauung über das Verhältnis des Dichters zu
seinen Quellen in Scheiter gehen soll. Mir scheint gegenüber
den mehr mutigen als erfolgreichen Bestrebungen irgendwelche
uns unbekannte Schriften Epikurs heranzuziehen, die Ansicht
TJseners schon aus allgemeinen Gründen einleuchtend, dafs ein
Römer wie Lucrez das Nächstliegende und Bequemste ver-
arbeitet hat, nämlich die Vorlesungen, die elegante und auf den
castus Romanm eingeschulte Dozenten wie Zeno und Phaidros
zu halten pflegten. Fällt ihm doch auch so nach seinem eigenen
Geständnis das Werk sauer genug. Warum soll er sich also in
Epikurs 37 Bücher IleQl q)'66s(og vergraben haben oder in dessen
1) Zunächst in dem eigentlichen Sinne = littera; so Y 1445 ^nicht
viel früher als die carmina sind die elementa (Buchstaben) erfanden worden.'
Dann übertragen = initia: I 81 inpia le rationis inire elementa viamqtte
indugredi sceleris.
— 10 —
nach der Probe des Herodotbriefes nicht viel leichter verständ-
liche physikalische Epitome?
Eine gewisse Richtung gewinnt unsere Vermutung durch
eine bisher beiseite gelassene Stelle des zweiten Briefes an Pytho-
kles, der unter dem Namen des Epikuros im Altertum veröffent-
licht, aber schon damals mit Zweifel aufgenommen wurde. ^)
TJsener hat fast zur Gewifsheit erhoben, dafs dieser meteorolo-
gische Brief zwar untergeschoben, aber zum Teile mit echtem
Material aus dem grofsen Physikwerke Epikurs ausstaffiert ist.
Nur die Einleitung ist sicher von dem Fälscher selbst verfafst,
der sich nicht blofs mit Epikurs Schriften, sondern auch mit
sonstiger Philosophie (Demokrit, Aristoteles' Meteorologie) ver-
traut zeigt. ^) In jener Einleitung nun wird die Elementenlehre
Epikurs kurz gestreift § 85 (S. 36, 7) olov Ste tb 7t&v 6(b^ata
xal ävagyfjg q>x>6ig iötlv tj Zxl atofia ^täy 6tot,%Bla, Diese
Terminologie stimmt, wie mEui sieht, durchaus mit Lucrez gegen
Epikur!
Die Eonsequenzen, die sich hieraus für die meteorologischen
Quellen des gefälschten Briefes und der beiden letzen Bücher des
Lucrez ziehen lassen, kann ich hier nicht verfolgen.*) Ich will
nur erwähnen, dafs eine Theorie der Mondphasen, welche der
Brieffälscher § 94 (40, 20) in Gemeinschaft mit Lucrez V 713 flf.
vorträgt, auf Berossos zurückgeführt werden mufs.*) Nun schrieb
Epikur den meteorologischen Teil seiner Physik (namentlich das
11. und 12. Buch) sicher vor 300. Denn unter dem Archon
Hegemachos war er schon am 15. Buch und vier Jahre darauf
bereits am 28., in dem logische Theorien entwickelt wurden.
So ist es also äufserst unwahrscheinlich, ja fast unmöglich, dafs
der Philosoph, der bereits 270 starb, das Buch des Berossos
kennen gelernt haben soll, das dem Antiochos Soter gewidmet
war. Dies kann nicht vor 280, und ist wahrscheinlich erst 269/8,
wo der König sich in Babylon aufhielt und die dortige Priester-
schaft sich verpflichtete (Neubau des Tempels in Borsipa 20. Adar
1) Phüodem VH» I f. 162 (S. 34 Us.)
2) Usener Vorr. S. 38. Demokrit § 90 (38, 10, vgl. 881 ff.).
3) Sie ergeben sich von selbst für die von Bnsch de Posidonio
Lucreti auctore in c. de rer. n. Vi (Greifsw. 1882) beobachteten Thatsachen.
4) Wie vor mir (bei üsener S. 384) Schneider Saxo gesehen hat.
'fc -• • •
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— 11 —
269/8^)), geschehen. Aber von diesem Buche nimmt vor dem
1. Jahrh. Niemand Notiz. Erst orientalisierende Gelehrte wie
Alexander Polyhistor und Poseidonios, der auch den Phönikier
Mochos in die Philosophie einführte, haben ihn für geschicht-
liche und astronomische Nachrichten ausgebeutet. Dafs Epikur
dieses Barbarenbuch gelesen und berücksichtigt haben soU, wider-
spricht, ganz abgesehen von der Chronologie, seiner ganzen Art.*)
Aus der Meteorologie des Poseidonios also ist des Berossos merk-
würdige Theorie der Mondphasen*) in die ^Vettcsta Placita' und
andererseits in die Vorlesungen des Epikureers übergegangen,
aus denen der falsche Brief an Pythokles und Lucrez schöpfen.
Die wertvolle Bereicherung unserer doxographischen Überlieferung,
welche Usener aus jenem Briefe erschürft hat*), verdanken wir
demnach der Anregung und dem Material des Poseidonios, der
durch seine heftigen Angriffe auf Epikur die zeitgenössischen
Vertreter der Gurtenphilosophie, vor allem Zenon^) und Phaidros
zu einer Änderung ihrer Methode und einem mehr phüologisch-
gelehrten Betrieb ihres Unterrichts gezwungen hatte. ^) Der in
diesen Kreisen gefälschte Epikurbrief legt Zeugnis davon ab,
dafs man dem lemdurstigen Publikum jetzt eine gelehrte Physik
bieten mufste. Es trifft sich gut, dafs Phüodem H^qI eiöeßeias
1) Schrader Keüinschr. Bibl IE 2, 187, 13.
2) Usener hat diese Instanz auch erwogen Praef, S. 39, beruhiget sich
aber damit, dafs ja schon Theophrast und Eudoxos die chaldäische Astro-
logie erwähnt hätten. Aber hier handelt es sich nicht um fraudes Chal-
daeoTvm (Eudoxus bei Cic. div. 11 87) und Nativitätsstellerei (Theophrast
bei Procl. in Tim. S. 691 f. Sehn.), die sich durch fahrendes Volk früh ver-
breitet haben kann, sondern um wissenschaftliche Anschauungen sehr prä-
ziser Art, die auf eine schriftliche Quelle deuten.
3) Und andere „chaldäische" oder, wie Poseidonios vornehm sagt,
„mathematische" Weisheit, vgl. Dox. Index S. 686; s. besonders S. 196
u. 429» 18.
4) Epicwrea S. 381 ff. Es versteht sich, dafs nicht alles Doxographische
aus Poseidonios oder den Placita stammt, sondern dafs auch Epikurs
Polemik Stoff bot.
6) Gegen dessen Angriffe auf die Mathematik er ein besonderes Buch
schrieb. Procl. in Eucl. 199, 14 xovtov yäq tbv xq&jcov tfjs icvriggi/iasciis
y,stfjXd'sv Zijvav 6 ZiSitviog fiiv, tijg dh 'EniyiovQOv fistaaxonv algiastas, ngbg
3v xäl 6 Ilocetdtbvios oXov yiygaqfe ßißXLov dsmvijs oa^'Qccv aittov näcccv
t^v iTtivoucv. Proben giebt Procl. S. 216 ff.
6) Vgl. Berl AJe. Sitz. 1897, 1062.
— 12 —
und Cicero De natura deorum ein doxographisches Gegenstück
TtBQl d'£&v zu rekonstruieren gestatten^ das vermutlicli auf Phai-
dros^), jedenfalls aber auf einen dieser Jungepikureer zurückgeht.
Da Poseidonios seine Hauptwerke, wie die Wirkung erkennen
läfst, bald nach seiner Weltreise am Anfange des Jahrh. abgefafst
haben mufs, andererseits Philodem die Fälschung des zweiten
Epikurbriefes bereits kennt, so ist die Zeit jener polyhistorischen
Wirksamkeit der Epikureer ziemlich eng umschrieben. Sie fallt
in die letzte Lebenszeit des Zenon und Phaidros, der 69 starb.
Da Lucrez (96 — 55) etwa um 76, also bald nach Cicero die
Universität Athen besucht haben wird (obgleich er auch in Rom
und Neapel Epikureer hören konnte), so liegt in den ZeitverhÄlt-
nissen nichts, was mit den queUenhistorischen Ergebnissen im
Widerspruch stände. Es kommt aber hier zunächst mehr darauf
an, die Richtungen als die Individualitäten festzustellen.
Diese Andeutungen mögen genügen, um begreiflich zu
machen, wie Poseidonios dazu kam bei seinem Angriffe auf die
Epikureer sich mit besonderem Hohne gerade auf das berühmte
Buchstabengleichnis zu werfen, das die zeitgenössische eklektische
Atomistik, wie Lucrez beweist, in Kurs gesetzt hatte. ^)
Die Eklektik dieser Zeit ist nicht so beschaffen, dafs man
irgend einen Originalgedanken bei ihr voraussetzen dürfte. Selbst
das Haupt dieser ganzen Bewegung, der alle Schulen in ein
neues Fahrwasser bringt, Poseidonios, hat seine ungeheure Wirk-
samkeit auf die drei nächsten Jahrhunderte weniger einer schöpfe-
1) Berl Sitz. 1898, 116*.
2) Die Späteren gebrauchen exoi%Blov ohne Angabe von den Atomen,
vgl. Galen, de const. artis med. I 246 E. [Epic. Us. 205, 9] äd^vatov ^v
slvai t^ £Ü$si tb atoixstov olov 'EreinovQOs 'bicid'sto triv ätoiiov. Zxi yccQ
oi}% Iv tm BtÖH xb atoi%Bl6v iati xotovtovy ivQ'ivSs Sf^Xov. Alex, de mixt.
1. U 213, 18 Bruns ol fikv &xo{La athivata . . . xäg &qx^S xal xä axoi%sld (paaiv
slvoci; 2 [215, 1] slg xcc tsxoi%Bla %al xäg &x6fiovg; Quaest. I 13 [II 25, 20]
iv xotg axoixsloiSy ^^^ &QX^S ^oxid'sxai x&v andvxmv oi)d\v xovxav (priülv
elvcci [Epikur], xa^* o^s ^^ axoi%sla xä xiaaaqa %ocxoc xo6xovg iv xotg axot-
Xsloig iaxlv %ocl xavxcc. Mark Aurel VII 31 giebt Demokrits Kemspruch
vS^up yXvnv nocl v6(Mp ni%q6vy ixs^ $h äxoiuc xttl nsvbv so wieder: itisZvog
yAv tpriaiv Zxi ^ndvxoc voiiiaxl^ ixs^ $1 iidva [hdss. hi si daifiovoc] xä axoi-
%sla\ Die schöne Emendation hat Usener gegeben Bh. Mus. 47, 437. Die
Parallelstellen, die das moderne vofiiaxl geben, Galen, de el. sec. Hipp.
I 417 K., Sext. hyp. 3, 232 gehen wohl auf die gleiche Quelle zurück.
— 13 —
rischen als schöpfenden Geistesrichtung zu verdanken, die mit
emsiger Betriebsamkeit und vermittebider Klugheit alle lebens-
kräftigen Keime der bisherigen Kultur zu integrieren verstand.
So erhebt sich also die weitere Frage, wo dies Schriftkastenbild
zuerst gedacht worden ist.
Als Leitstern bei dieser Untersuchung dient uns die früher
gemachte Erfahrung, dafs der eklektische Epikureer des zweiten
Briefes sich abhängig zeigt von Demokrit und Aristoteles, ver-
mutlich also von dorther seine unepikureische Ausdrucksweise
geschöpft hat.
Wem fiele da nicht die Stelle der Metaphysik ein, wo die
Unterschiede der demokritischen Atome nach gvö^iög^ öiccd'Lyij
und TQo^i^ angegeben und an der Verschiedenheit der Buchstaben
A und N, AN und NA, I und H verdeutlicht werden?^) Es giebt
wohl kein passenderes Beispiel, um in Kürze die Entstehung der
zusammengesetzten Dinge aus den der Qualität nach gleichen,
ihrer Gestalt und Gröfse nach verschiedenen Atomen klar zu
machen. Für Demokrit lag ein solches Bild um so näher, als er
grammatisch-rhetorische Studien gerade mit Rücksicht auf die
Unterschiede der Sprachelemente bis ins Kleinste hinein durch-
geführt hatte. ^) Und wer noch zweifelt, ob das anschauliche
Bild auf Demokrit selbst zurückgehe, wird durch ein zweites
Zeugnis des Aristoteles in de gen. et corr. A 2^) gewonnen
1) Arist. Metaph. A 4. 985^ 4 ABiniMTCog Üh xal 6 ktoilqos ccbtov Jri'
(i67iQitos cxoi%bX(x. {ikv th nXfii^Bs nctl tb nBvhv slval tpaai . . . to'dtcov dl 6 ivkv
(vüfibs ^xfi^uk iatiVy ij 61 duc^'iyii td^iSy i^ 9^ tgoTtii ^icig. dicctpi^si yäg tb
liihv A tov N axriiuctiy tb ^^ AN roiJ NA rafst, tb dl X tov H 9'iaH,
H statt N der Überlieferung ist eine nach der Umformung des X in Z not-
wendig gewordene Interpolation, die Wilamowitz Commentarii l. gramm,
IV 27 (Gott. 1889) beseitigt hat. Anders hat sich Philon geholfen de <zet.
22 p. 34, 13 Cum. {LBtaO'iau 8\ tb Z axoi%slov slg H otav ai ivkv ifKagaioi
TtagdXXriXoi ngbg dgd'ag Siavuat&aiv^ ii d\ ngbg dgd'äg insi£vyy,iv7i nlayicc-
ad'staa avvd^jjfj tag naq' inätsga. Der Zusatz von der schrägen Ver-
bindungslinie fehlte in seiner alten Vorlage. Denn die ii8td9'satg entspricht
der aristoteleischen Q-icig, der demokritischen t^otti}.
2) S. Verh, d. 35. (Stettin.) Phüologenvers. 109".
3) S. 315^ 6 jdrinöüQitog 81 Tial ÄB^mmTCog noti/jaavtsg toc axi/jiucta t^v
&XXola)öiv xofl T^v yivsaiv i% to^(ov 9roto{^<rt, 8ia%qlan {l\v wd avyitglast
yivsaiv xa2 (pd^ogdv, td^H Sh xal d'iau &XXol<aüiv. insl $' movto t&Xrid'sg
iv reo (palvsad'aty ivavtla d^ xal änsiga tu (paivoiisva^ tu axijfiata ä^siga
— 14 —
werden, wo er den besonders eng an das Original sich an-
schliefsenden Bericht über die Veränderung der abderitischen
öxniiiara mit den Worten schliefst: „Aus denselben Buchstaben
entsteht Tragödie und Komödie." Wir dürfen also wohl als ge-
sichert annehmen, dafs Leukipp oder wahrscheinlicher Demokrit
zuerst das Buchstabengleichnis angewandt hat, um an der unend-
lichen Eombinationsfähigkeit der Buchstaben die unendliche
Mannigfaltigkeit der Atomverbindungen zu demonstrieren, ohne
jedoch die Metapher zum Begriffe zu verdichten und wahrschein-
lich auch ohne das Wort 6toL%£ta zu verwenden!^) Lucrez hat
den alten Gedanken, den ihm seine Lehrer vermittelten, nicht
nur wie diese terminologisch verwandt, sondern auch in der
vollen Anschaulichkeit des ursprünglichen Bildes ausgeführt.
Dazu veranlafste ihn nicht minder seine lebhafte dichterische
Phantasie als sein praktischer Bömersinn, der den pädagogischen
Wert des Gleichnisses für den wenig zur Spekulation beanlagten
Geist seiner Landsleute zu würdigen wufste.
2. Akademie.
Anaximander hat, wie Theophrast sagt, nicht nur ein Prinzip
aufgestellt, sondern auch zuerst den Begriff äQX'i festgestellt.
Aber Niemand von den Physikern, welche die später sogenannten
Elemente, sei es im Einzelnen oder alle vier oder fünf, zur
Grundlage ihrer Spekulation gemacht haben, hat sich des Wortes
ötoix^tov bedient. Von den Orphikem, welche vor Heraklit be-
reits die drei Elemente ütvQ xal iidcDQ xal yf^v aufgestellt haben
sollen (Sextus nennt dabei den Onomakritos^), dürfen wir umso-
mehr absehen, als die Anlehnung an die Dreiteilung der Welt
in der lUas einerseits (O 188), andererseits die Berührung mit
ijtoLriaav, &atB tcctg (istaßoXats rov avyTiSifiivov rb ctirtb ivocvrlov Bo%bIv
&XXm %ocl &Xl(p xal fistanivstad'ai fiwgo^ iiii^iywiiivov ^ xal 8X<off itSQOv
q^alvsad'oci kvbs fisrayiivri^ivtos' i% t&v a'^rcbi' yaq tgayatdla xal xoo-
fimdia yivstai ygaiifidtatv.
1) Es ist überhaupt nicht wahrscheinlich, nach den weiter unten fol-
genden Darlegungen, dafs der Begriff atoi%Blov aus crot%og sich auTser-
halb Attikas gebildet habe.
2) Hyp. m 30, Abel fr. 229.
— 15 —
Heraklits^) drei Elementen die Originalität dieser Spekulation in
Frage stellt. Giebt es doch auch orphische Verse, welche bereits
die Kenntnis der Vierzahl derj Empedokleischen Elemente und
zwar in der ihm eigenen Terminologie verraten.^) Empedokles
selbst hat zwar die Vierzahl der Elemente, der pythagoreischen
Vorliebe für die heilige Tetraktys folgend, zuerst aufgestellt und,
was wichtiger ist, die eleatische Forderung des ewigen, unver-
änderlichen Prinzips (zwischen den unendlichen Atomen Leukipps
und dem starren Eins des Parmenides yermittelnd) in seinen
vier ^Wurzeln' des Seins zum Ausdruck gebracht und damit den
herrschenden Begriff des Elementes geschaffen, aber er kennt den
später dafür gewöhnlichen Namen öto^xeta noch nicht.*) Er be-
zeichnet sie als die vier Qi^afiara r&v ndvtcov (33), indem er sie
als die allerersten, gleichursprünglichen Dinge, d. h. also als die
Urelemente bezeichnet, aus denen die vier sichtbaren Elemente
der jetzigen Weltordnung sich zusammensetzen.*) Auch Diogenes
von ApoUonia drückt sich in seiner Polemik gegen Empedokles
1) Die BeeiQflussnng der orphiscben Gredichte durch Heraklit habe
ich erwiesen Archiv f, G. d. Phil. TL 92. Dafs die Späteren wie Clem.
Str. VI 655 das Verhältnis umdrehen, ist begreiflich.
2) fr. 123 Abel srt)^ xal ^dmg xal yaZoc xal ald^riQ. Die Verse sind
nicht nach stoischem Schema gemacht, wie Dieterich Abraxas 59 ® annimmt
(da hat ald^g neben nüg keinen Sinn), sondern direkt nach Empedokles,
der ald^Q fast regelmälsig for &i^q verwendet.
3) Obgleich der unwissende Asklepios z. Metaphys. 307, 10 es sagt. Die
Frage, woher Empedokles die vier Elemente genommen, behandelt Bäumker
Materie S. 69, der auch auf die indischen Farallen hinweist wie Gomperz
Griech. Denker S. 447 (zu S. 186). Beachtenswert ist, dafs Heraklit die
Gegensatzpaare Kalt — Warm, Nafs — Trocken bereits typisch zusammen-
gestellt hat (fr. 39). Das ist die reale Grundlage der Elementarphysik im
ganzen Altertum geblieben. Was bei A6tios 1 18, 1 [812, 1] von Emp. berichtet
wird %(p7i ngb t&v Tsttdgav tnoixelav d'QaiüCfucToc iXtk%usxa oIovbI istoi%Bla
TfQb atoixslav ist, wenn auch ungeschickt ausgedrückt, sachlich richtig.
Die isxoi%Bla als kompakte Sonderheit ist das Resultat des NsHog^ die-
selben als feinstverteilte Molekülmasse im Scpat^og ist das Resultat der
^ik6xri9. Confuses und wertloses Exzerpt der Stelle ist Galen hist. phil.
615, 18, was ich wieder einmal gegenüber dem unglaublichen MiTsgriff
Dyroffs Ethik d. Stoa 346 ' einschärfen mufs. Auch Hermias 651, 12 ol $\
atoi%Blov änb [1. 9rp6] atoixdav geht auf Empedokles.
4) V. 130 ff. Ich lese 130 Xi^a n^&Q'' ^Xi%d t &Qxriv nach dem ähn-
lichen V. 87.
— 16 —
selir unbestimmt aus^); so dafs man sieht ^ ein fester Terminus
hat sich noch nicht um den Begriff krystallisiert.
Auch Anaxagoras hat andere Bezeichnungen für seine Ur-
körperchen gefunden (xQi^fiata^ speziell öJtiQfiata), wie Leukipp
oder Demokrit nach Kap. 1 zwar die Vergleichung mit den ötov-
%Bltt gekannt^ aber keineswegs terminologische Festsetzungen dar-
aus entnommen haben. Die zahlreichen Ausdrücke^ mit denen sie
ihre Atome bezeichnet haben, etdea, öx^iiccta^ Idiai^ ipiösigy
vaöxa^ Serosa u. a. beweisen, dafs sie ein Bedürfitiis ihren Begriff
ein für allemal festzulegen, noch nicht empfunden haben. Auch
Philolaos nennt weder seine körperlichen Elemente 6toL%sla noch
seine arithmetischen Prinzipien, wie die späteren Pythagoreer es
allerdings thaten (s. K. 3), vielmehr begegnet dafür der damals
vielgebrauchte und vieldeutige Name stdsa^) (Formen). Schon
der alte Sophist UsqI tB%vrjg hat mehrfach etdea in diesem an
Piaton erinnernden Sinne terminologisch verwandt.») Auch der
Verf. De natura hominis (Polybos nach Menon), der um die
Wende des 5. Jahrh. lebte, vermeidet in seiner Polemik gegen
die Empedokleischen vier Grundstoffe durchaus den Terminus
6toi%sla^)j obgleich die Späteren keinen Anstofs nehmen, die vier
Grundsäffce dieser Humoralpathologie ebenfalls als Elemente zu
bezeichnen.^) Er selbst scheidet c. 5 die oipö^iara dieser Säfte
von ihren Iddav (Formen, Arten) und verbindet mit der Idda auch
1) fr. 2 (Simpl. Pliys. 151, 32) d yccg tä iv x^Sb tm nöeiup i6vta v^v
(vgl. damit Emped. 131 tä vvv iöogm^isv aicavtcc) yfj nocl v^oag xal &iiQ xal
neg (vgl. Emp. 132. 133) aal tä &XXa Saa tpaivBtai iv t^Bs t& %6a(im
i6vta (vgl. 131 ^1 &v dijX' iyivovto, wie ich nach H. Wells mir gütigst
mitgeteilter Vermutung lese).
2) &. 2 8 ys (ihv ägid-fi^g l^ft S6o i^^v t$icc sUSsoiy nsgiaabv xal &^iov.
Wir lesen BtB^a (Formen, opp. Us%'6g) schon bei Melissos 7, 18 (Covotti
Stud. Ital TL 223).
3) Oomperz Apologie d. Heük. (Wien, Site. 120, IX) 45, 1 ff. 107 ff.
4) c. 1 oirrc yag tb ndiinccv ijiga Xiyco xbv äv^gtanov slvai o^ts ni^g
o^ts v$a}Q o^s yfjv c. 4 r6 $h ömfuc ^xsi, iv kavtm al/ta nal (pXiy(ta Kai
XoXiiv ^av^i/jv XB xal fiiXaivocv xal tavt' iativ ctirt^ i\ tp'vais tov athiiaxog,
5) Galen Usgl t&v xa-fr* 'l^Troxp. atoixslav I 9 [I 487 K.] Ttgoarog ^In-
ytOTigdtris [d. i. der Verf. von De not. hom.'] ajcdvttov i^svQünv tpaLvBtai t6c
aroixsta tfjg t&v övtoav cpvastog xal TtQ&tog aittocgHoag ScstoSsliag. bI S' O'bit
i^iyQccif)S tb avyygaiiivoc ^IIsqI atoix^iav^, mg 'AüTiXriTtLdSrig 6 latQ6g, oiShv
ctv süri toiitö ys ii/JTriiia. rcc yocg r&v ^ocXoci&v &7Cccvta ^Usgl (föasmg* iTti-
yiygantai.
— 17 —
die öiiva^vg wie Melissos.^) Ebenso spricht Platous Zeitgenosse,
der Arzt Philistion, der trotz jener Polemik des Polybos doch
wieder auf die Elemente des Empedokles zurückgreift, nicht von
den vier öro^x^ia, sondern ISiav^) Selbst ein verhältnismäfsig
später Autor der Hippokratischen Sammlung, der UbqI öuqx&v
geschrieben, vermeidet das moderne Wort und spricht alter-
tümelnd von den vier ^olQav (ald^Q, yrl^ ciijp, vöcoq),^)
Diese Übersicht über die ältere Litteratur bestätigt also
durchaus Eudems Behauptung, dafs vor Plato Niemand öroi^xalov
in Bezug auf die physikalischen Prinzipien terminologisch ver-
wandt habe. Bentley war demnach wohlberechtigt, diese Ver-
wendung in einem der Phalarisbriefe für seine Athetese zu ver-
werten.*)
Auch bei den Zeitgenossen Piatos finden wir nur die An-
fänge eines metaphorischen Gebrauchs. Denn sowohl die beiden
Stellen des Isokrates^), die im folgenden Kapitel genauer be-
sprochen werden, wie die Xenophons^) sprechen von ötovx^la in
dem Sinne „Anfönge", „Rudimente", so dafs der ursprüngliche
Sinn noch vollkommen durchleuchtet und jede terminologische
Fixierung fem bleibt. Zeitlich läfst sich allerdings keine dieser
Stellen (von dem zweifelhaften Brief abgesehen) genauer als
auf + 370 fixieren, aber bei der Abwägung gegen Piatos Schrift-
stellerei genügt dies, da^ja auch hier leider bis jetzt nur sehr
unsichere und vage Ansätze gegeben werden können.
Plato teilt den Sprachgebrauch seiner gebildeten, aber aufser-
halb der Fachphilosophie stehenden Zeitgenossen, wenn er bei
1) S. oben S. 16, 2. _
2) Anonym. Lond. 20, 25 ^iXiatimv $' oHstai i% 8 Ids&v evvsatdvai
ijli&S, rovt' JeCtiv i% 9 atoixslmv^ ytvQOSj äigog, ijdatog, yfjg.
3) Die Berührungen dieser Schrift c. 2 mit Aristoteles scheinen mir
nicht evident. Evident aber ist hier die Nachahmung der alten las,
speziell des Diogenes (vgl. Fredrich Wilam. Unters. XV 137 *). Ich möchte
diese Schrift wie die in anderer Weise Diogenes imitierende Ilsgl qwc&v in
die erste HSlfbe des 4. Jahrh. setzen.
4) S. 623 Bibbeck. Die Briefstelle steht 104 S. 439, 28 st ys Jd'siag
t^xtig &C7tSQ tcc Xoina xf^g tpi&aeag croixsZa xal tb %axa tiiv Ahvriv Ttvq
fisy,olQatai.
6) 2, 16; ep. 6, 8. S. S. 30 ^
6) Memor. 2, 1, 1 ayion&iisv &Q^dii£voi &7cb tijg tQoq)fjg mansQ &nb t&v
atoixsicavj d. h. „wie vom ABC des Lebens."
Diel 8, Elementum. 2
— 18 —
Gelegenheit der ersten Einderpflege die Bewegui^ olov 6tov%alov
iii^ ä^g)6tSQa öAfiatög xe xal iw%7jg empfiehlt.^) Das Bild mufste
ihm von selbst in die Feder fliefsen^ da er gewöhnt war seine
logischen Kategorien aus der Beobachtung der Sprache zu ent-
wickebi. In dieser Beziehung ist der Kratylos nicht uninter-
essant^ weil er zeigt^ dafs er hierbei mit Bewufstsein auf die
Elemente; die einzelnen Buchstaben zurückzugehen pflegt.*) Ich
begnüge mich auf 424 E aufinerksam zu machen, wo die Bildung
der Rede mit dem allmählichen Verfahren des Malers verglichen
wird, der die Farben mischt und verschieden aufsetzt. So er-
geben sich auch aus den einzelnen Lautelementen Silben, aus den
Silben die 6v6^ata xal ^^ara und endlich daraus die Rede.
Dies Gleichnis verläfst ihn auch in seinen politischen Schriften
nicht'), aber von besonderer, paradigmatischer Wichtigkeit wird
es in seinen erkenntnistheoretischen Schriften. Zu den vielen
Berührungen, die den Kratylos mit dem Theätet verbinden, ge-
hört auch das Buchstabengleichnis, das hier dem letzten Haupt-
abschnitte (von p. 201 E an) als Fundament gegeben wird. Der
Zweck des Dialogs ist nach meiner Auffassung die Frage: Was
ist Wissen? in drei fortschreitenden Stufen zu diskutieren. Es
ist nicht Wahrnehmung, es ist nicht Summierung der Wahr-
nehmungen zu einer wichtigen Vorstellung, es ist endlich nicht
blofs begriffliche Zusammenfassung der richtigen Vorstellungen
(sokratische Induktion), sondern es ist platonische Dialektik. Dies
positive Ziel wird aber nicht enthüUt, sondern nur am Schlufs
die bisherige Lösung als unbefriedigend bezeichnet.
Der ersten Stufe entspricht nun in dem Gleichnis der Buch-
stabe, der zweiten die Silbe, der dritten das Wort als Xöyog^ als
Begriff. Die Buchstaben (Laute) 27, Ä, K u, s. w. sind dem
Auge oder Ohre zugänglich, aber bedeutungslose Elemente. Die
Zusammenfassung der Silben 2JSI KPA TH2J giebt ebenfalls
noch kein Wissen um den Gegenstand, ebensowenig wie man
wüfste, was ein Wagen ist, wenn man auch die hundert ein-
zelnen Hölzer, die nach Hesiod zum Wagen gehören, gedächtnis-
mäfsig hersagen könnte. Die Seele ist keine Wachstafel, sondern
1) Legg. Vn 790 C.
2) Vgl. 393 D. 422 A. 424 D. 434 A.
3) Rep. m 402 A. Politic. 277 E. 278 C. D.
— 19 —
es mufs zu den Eindrücken und Vorstellungen noch der zu-
sammenfassende Begriff hinzukommen^ dann wird statt einer
Summierung der Elemente 27 Ä u. s. w. der leibhaftige Sokrates
vor dem geistigen Auge stehen.
Es ist wahrscheinlich, dafs Plato bei der Darstellung der
dritten und Tollkommensten Definition des Wissens eine be-
stimmte Darstellung eines zeitgenössischen Sokratikers vor Augen
hat, wie er auf der ersten und zweiten Stufe die Kritik des Sen-
sualismus und Nominalismus teilweise auf zeitgenössische Gegner,
namentlich Antisthenes berechnet, aber da er diese Theorien nicht
rein historisch auffafst, sondern sie dem didaktischen Zwecke seines
Dialogs anpafst, so ist es sehr schwierig hier auf den Grund zu
sehen. 1) Es ist daher auch unthunUch die Frage zu beantworten,
ob die Einführung des Buchstabengleichnisses dycs yäQ ai iö6-
7C0VV äxoiiSLV TLV&Vj 5t L tä fi^l/ TCQ&tU olovTtSQsl. 0toi%€ta, i^ S)V
'^fislg TS övyxsiiisd'a xal raXkcc^ köyov oix i%ov (201JE) ebenfalls
auf diese fremde Autorität geschoben werden soll, oder ob diese
Anlehnung nur zum künstlerischen Apparat des Dialogs gehört.
Wichtiger ist zu beobachten, dafs hier unbemerkt ein Doppel-
sinn mit unterUluft;. Die 6toi%£ia sind einmal die Buchstaben,
aus denen die Wörter zusammengesetzt, und daher logisch die
einzelnen Wahrnehmungen, aus denen die Vorstellungen und die
Begriffe gebildet werden. Aber daneben bedeuten sie auch die
physikalischen Elemente, aus denen unsere Leiblichkeit zusammen-
gesetzt ist. Wer sich daher den Begriff des Sokrates aus den
Elementen bildet, der kann das ebensogut logisch wie ontologisch
verstehen, ein Doppelsinn, der zu der Absicht des Philosophen zu
gehören scheint.
Mit dem Sophisten, der an den Theätet anknüpft, aber offen-
bar viel später fällt, beginnt nun die eigentlich terminologische
Verwendung des Begriffes 6xoi%slov. p. 252 B Sdot roxi [i^v
^vtnid'daöL tä xävtcc^ toth dh 8vavQOV6vv^ ehe eig iV xal e^ evbg
aTtevQa ehe elg ni^ag i%ovxu 6tov%elu 8vavQO'6iiLevoi xal ex xov-
1) Von den Megarikem, an die man bei der letzten Stufe wegen der
Berücksichtigung im Sophistes (Parallele zu Antisthenes) denken könnte,
liegt uns zu wenig Sicheres vor, und selbst die Beziehung der üS&v cpiloi
ist nicht unbestritten. Man wird gut thun, hier und in der platonischen
Frage überhaupt, wo der Scharfsinn unfruchtbar zu werden anfängst, sich
Resignation aufzuerlegen.
— 20 —
tmv övvxLd'evrsg, Da sich diese Polemik gegen Heraklit und
Empedokles richtet; so trifft die hier ohne Büd, als selbstver-
ständlich gegebene Bezeichnung zum erstenmale die physikalische
Bedeutung des Wortes, die seitdem zur herrschenden geworden
ist. Der Schriftsteller hat es nicht mehr für nötig gehalten auf
das exoterische Publikum Bücksicht zu nehmen. Der Dialog ge-
hört zu den ^Schulschriften; gleichsam Übungsstücken für das
philosophische Seminar.'^) Darum bedient er sich des Schulaus-
drucks; dessen Konsolidierung also mittlerweile in der Akademie
erfolgt sein mufs. Es ist nicht zu ermessen, welchen Einflufs
das enge Zusammenleben der Genossen, die Ton früh bis spät
denselben Problemen und Studien sich hingaben, auch auf die
Ausbildung der philosophischen Sprache ausgeübt hat. Hier liegt
der günstige Mutterboden vor, aus dem die Termini hervor-
keimten. Piatos dichterisch anschauende Phantasie belebte jede
abstrakte Untersuchung mit konkreten Bildern. Die Vergleichung
konzentrierte sich zur Metapher, die Metapher verdichtete sich
zum Terminus. Die Jünger, welche die geistreichen Vergleiche
des Meisters andächtig bei sich wiederholten und dazu die Er-
findungen der früheren Phüosophen fügten, operierten schon mit
einer völlig ausgebildeten Schulsprache, die bei Aristoteles fertig
vorliegt. Wenn wir Piatos und seiner Getreuen Vorlesungen und
Schulschriften lesen könnten, würden sie uns vermutlich nicht
viel anders anmuten als die erhaltenen Lehrschriften des Peripatos.
Der Timäus steht diesen Schulschriften nahe, ist aber doch
in der .ganzen stilistischen Durchführung trotz der erhabenen
Sprache oder vielmehr gerade deswegen exoterisch. „Niemand",
heilst es hier, „hat bis jetzt eine Entstehung von Feuer und
Wasser und Luft und Erde nachgewiesen, sondern als ob sie
wüfsten, was Feuer u. s. w. ist, nennen wir sie ^Elemente' des
Alls, indem wir sie als Prinzipien setzen, während sie doch offen-
bar nicht einmal als Silben gelten dürften, wenigstens für den,
der auch nur ein klein wenig nachdenken will."^) Er selbst da-
gegen nennt hier die den sogenannten Elementen zugrunde liegen-
den Figuren 6xoi%Bla, So die Pyramide nvQog 6xov%£lov xal
1) Natorp Archiv f. G. d. Phil XII 42.
2) p. 48 B vvv yccQ oifdsls tto yivBCiv ai)x&v ftByi>'qw'aev &3X m£ släSai^
nvQ oxi note icti xorl inaarov aiyt&v^ Xiyo(isv ccqx^S ocbtcc riJ^i^voiy atoi-
— 21 —
öTtBQfia (56 B) und noch genauer iri)i/ ixcctSQOv rcbv 6toLxsi(ov
0v6xaaiv (57 C) die konstitutiven Urdreiecke jener stereometrischen
Figuren. Konsequenter Weise wendet er zur Bezeichnung der
vier gewöhnlichen Elemente hier den Ausdruck yivri an.^)
Aber man darf sich durch solche Schwankungen im Sprach-
gebrauche Piatos nicht allzusehr beirren lassen. Die Elementen-
lehre gehörte nie zu den Kernpunkten seiner Philosophie. Sie ist
erst spät und offenbar unter pythagoreischem Einflüsse bearbeitet
worden. Zu einer festen Ansicht ist der ruhelose Forscher hier
noch weniger als sonst gelangt. Findet sich doch in der Samm-
lung der akademischen Schulausdrücke, die Aristoteles und den
Späteren vorlag, sogar die Ansicht, es gäbe nur drei Elemente,
wie Heraklit und Ion vor Zeiten gelehrt; oder er stieg wohl
auch, wie Philolaos und dann Aristoteles, Philipp, Speusipp und
Xenokrates, zur Fünfzahl auf.^)
Mag also auch Piaton den üblichen Namen 6tov%8ia für die
vier Elemente des Empedokles nicht gern verwendet haben, bei
den Jüngern bürgerte er sich jedenfalls ein und behauptete
sich, zumal ein etymologischer Anklang mitspielte. Denn da man
in der Akademie, die etwas vagen Andeutungen des Empedokles
schärfer fassend, den Elementen bestimmte Orter anwies und sie
von oben nach unten in eine bestimmte Ordnung stellte'), so
%sla tov TtavtSg, TtQoafjuov ainotg oiS* IStv ms iv avXXaßfjs e£9eai> firövov sl%6'
tcos ^Ttb tov xal ßgcixi) q)QOvovvtog &7tsiiiaadijvai.
1) tsttagiov ysv&v 82 A und sonst 56 D ff.
2) Arist. de gen. et corr. 11 3 S. 330^ 13 ol d' sifd'hg Svo noiovvrss
maicsQ üagfirSvldris ^vg %ccl yfjv, tä iistoc^if itsiyficcTa noioüat to'dtav olov
Mqoc xal ^8(OQ. maocvroDs 9h wxl ol tgia Xiyovreg 7icc9'd7CSQ HXatfov iv tatg
dtaigiasciv rb yäg iiiaov iistyiux noist. xckI axsibv tocvtcc Xiyovciv ot rs
8vo xal ol tgla noLOvvrss- icXiiv ol nlv tiiivovaiv sig 8vo tb niaov, ol 9'
iv li6vov ^oiovaiv. Die ans den jäiaigiesis hervorgegangenen aber vielfach
umgearbeiteten und interpolierten Auszüge (Laert. m 80; Marcian. 257 bei
Rose Ar. pseud. 679 undlOpot p. 411 C (Hermanns Plato VI 71)) definieren
axoi%Blov tb avvdyov xal diaX'6ov ta avvd'staj womit nicht viel gesagt ist
(doch vgl. S. 33'). Wichtiger ist das Fragment des Xenokrates Ilsgl tov
nXdtaivos ßlov (Simpl. phys. 1165, 35; de caelo 12, 23; 87, 23 = fr. 53
Heinze S. 179): tic iihv olv JoSa ovtco mxXiv $irjQsZto (Plato) eis ISiocg ts
xal (ligri Ttcivtoi tgSnov diaiQ&v, iats sls tcc Ttdvtcuv ctoi%fta aq)Usto t&v
imtaVy a 8^ Ttivts (r;|ri}fiaTra xal amtucta a>f dftafei^, slg ocld'igcc xal tcHq xal
v8g}q xal yfjv xal äiga.
3) Tim. 52 ff. mit einigen Unklarheiten, .welche weniger aus dem
schien der Name Reihenkörper (Ton öroTxog) vortrefflich zu
passen. So hielt vor allem Aristoteles, wie wir sehen werden,
die üblichen Elemente (tä xakoi^fisva 6rov%£la) fest.
Nur ein ganz orthodoxer Jünger, Philippos von Opus, ent-
hält sich ängstlich des verpönten Wortes und verwendet andere
akademische Ausdrücke: 0tBQ£& 6(Diiatcc^ ötsQBfiviai ip'iöEvg^ ^(ßa
u. a.^) Vielleicht trug zu diesem Thun bei, dafs der Meister in
seiner allerletzten, völlig pythagoreischen Periode den Begriff
6xoi%elov ganz anders gewendet hatte. Er nannte so seine ZaM-
prinzipien, das Eins und das Grofsundkleine (d. h. die unbegrenzte
Zweiheit), woraus er die Raumgröfsen ableitete.
Fassen wir zusammen! Plato kennt einmal beiläufig öxov-
XBva in dem laienhaften Sprachgebrauch seiner Zeitgenossen in
der Bedeutung „Anfänge, Rudimente" einer Sache oder Disziplin.
Die philosophische Verwendung beginnt mit dem Theätet. Auf
der weitläufigen Vergleichung der Zusammensetzung der Begriffe
aus Buchstaben, Silben, Wörtern baut sich die empirische Logik
auf, die aus Wahrnehmungen und Vorstellungen zu Begriffen
aufsteigt. Aber am Schlufs, wo man atemlos nach langen Irr-
wegen endlich am Ziele angelangt zu sein glaubt, lacht uns der
Ironiker aus. Die Sokratik hat er überwunden und mit dem
letzten Hohngelächter nimmt er von diesem „Windei" der bis-
herigen ForschuDg Abschied, um den dialektischen Neubau auf
der transcendentalen Grundlage seiner Ideenlehre zu beginnen.
Eine trübe Phase dieser zweiten Entwicklungsstufe beleuchtet der
Sophistes, der auf serlich an Theätet anknüpft. Hier blitzt der
physikalische Schulausdruck ötoix^ia einmal polemisch auf. Im
Timäus wird er nachdrücklich als kurzsichtig abgewiesen. Er
selbst ist zu den Pythagoreem übergegangen. Er konstruiert die
Welt geometrisch, und mit ihm wandelt sich der Begriff ötov-
XBlov, Er bedeutet jetzt geometrische Grundfigur, und dies ist
das erste Mal, dafs er den Terminus selbst vertritt. Das ist also
wohl die eigene Erfindung Piatons. Endlich am Abende des
Lebens geht er zur Arithmetik über und wiederum wandelt sich
Mythischen (Zeller IIa 805) als aus der Verschiedenheit seiner Quellen in
der Elementenlehre herrühren mögen.
1) Epin. S. 981B; D. 984B.
23 —
der Begriff der öroix^ia. Es sind jetzt die arithmetischen Prin-
zipien, das Eins und die unendliche Zwei, aus denen der Greis
nunmehr die Welt zu begreifen meint.
3. Peripatos.
Die mannigfaltige Verwendung unseres Begriffes in der
Akademie steigert sich, wie zu erwarten steht, in der allumfas-
senden Encyklopädie des Aristoteles. Das zeigt anschaulich die
meisterhafte Zusammenstellung des wesentlichsten Materials in
Bonitzens Index Äristotelicus,^) Er selbst hat das Bedürfiiis em-
pfunden dem wichtigen Schulausdrucke in dem Lexikon der Be-
griffe, das er aus seinen Schriften unter dem Titel IIsqI xcbv
7to6a%G)g Xeyo^dvcDv zusammenstellen liefs, ein ganzes Kapitel zu
widmen.^) Hier werden fünf Bedeutungen geschieden:
1) 1014* 26 ötoLx^tov Xeystaiy i^ oi) 6vyxEvtav tcqAxov iv-
vÄc^();|roi/rog advavQexov rp eISev slg sxbqov slSog, olov ipcovflg
0xov%Bla^ ii &v 0vyx£LxaL fj qxDvii Tcal slg & dvavQBlxm i0%axa^
ixstva öl firjXBX^ slg äkkag gxoväg ixdgag x(p stSsi aix&v^ akkä
x&v diaiQfixaL^ xä ^öqlu 6fiO€^diJ, olov vdaxog xb fiÖQLOv vdoQ^
äXX' o{> xijg övXXaßfjg.^)
Er versteht also unter Element hier den „primären, nicht
weiter in andersartige Bestandteile zerlegbaren Grundstoff." Das
1) V 702» 18—703» 10. Vgl. Waitz zu Org. I 317. 11 362. Zeller
G. d. Ph. Üb 439 ff. Bäumker Mat 242 u. a. 0.
2) Das Buch ist später in das metaphysische Corpus eingereiht worden.
Das Kapitel steht J 3.
3) Die Stelle lag Alexander S. 354, 31 in doppelter Lesung vor: slg
ixB^ov slüog und elg xccbth slSog. Die erste ist richtig. Denn wenn auch
AI. bemerkt, dafs üg irsQov slSog für den Zusammenhang fehlen könnte
(nicht fehlt, wie Christ versteht), so stellt doch die Wiederholung im
Folgenden aXXag (pcavccg higag reo sUSsi ai)x&v die erste Lesart, die auch
unsere Hdsch. vertreten, sicher. Der Anstand, der die antiken Aristoteliker
zur Korrektur veranlaTst, rührt daher, dafs zwei inkongruente Beispiele im
folgenden kombiniert sind: die Buchstaben, in welche die Silben zerfallen,
während die Silben selbst dialgsta slg hsgov sldog sind, und die gewöhn-
lichen vier physikalischen Elemente. Der Unterschied zwischen den atoi-
%Bta xf^g q)oiivijg und den cxoi%Bla x&v amiidxav ist, dafs die ersteren über-
haupt oc$ialQSxa slg fiSgia sind, während die zweiten dia^gsxa dg (lögia
diLosiSfj sind. Daher hätte die Definition korrekt gelautet, wenn sie beide
— 24 —
Wort iwxdcQxov gebraucht Aristoteles, um durch den Begriff
der Immanenz ötoLx^iov von ahiov oder «p^ij zu scheiden.*)
Das Prinzip {&QX^)7 z.*B. das Kausalprinzip, kann ein aufserhalb
des Dinges stehendes XQä)tov sein, das ötovx^lov aber mufs darin
als Bestandteil enthalten sein. So betrachtet er die drei Begriffe,
die bei dem Übergang der Materie in das reale Ding in Betracht
kommen, Stoff (vlrf), Formlosigkeit (atiQrjöLg) und Form (sldog\
als ötoLx^la Metaph. A 4. 1070^ 22, Phys. A 6. 189^ 16; da-
gegen das Prinzip der Bewegung, das transcendent, nicht immer
nent gedacht wird, kann nicht atoLx^iov, sondern nur äQX''i sein.
Darauf beruht es, wenn Theophrast bei Empedokles Nstxog und
0Ma als kinetische Kräfte «px^^S ^^® ^^^^ Grundstoffe aber
^roLx^ta nennt. ^)
2) 1014* 31 dfiOLCog dh xal tä t&v 6(Dfiät(DV ötoix^la Xeyov-
6vv ol Xiyovtag^ slg & dvaiQslxm tä öfbiiata i^x"^'^^^ ixsiva dl
fir^xat slg aXka atSev öiaipiQOVxa xal stra ?v ai^ra nkaiG) tä toi-
avra^ tavta ötoLxaia kiyovöiv.
Gattungen umfassen sollte: äSicci^itov^ ri si aga, sls itSQOv slSog (nämlich
ScdiociQStovt). Der Grund der Unklarheit lieget nicht nur in der bei Plato
(s. S. 19) hervorgetretenen Vermischung der beiden Sphären, sondern auch
in dem äufserlichen Umstand, dafs der Bearbeiter des Lexikons die Defini-
tion in de caelo F 3, 302<^ 15 Jeatto dii atoi%Btov t&v amfidtiDv slg h tccXlu
a&iiatoc diaiQsttai ivvna,Q%ov Svvdiiet ^ ivegysloi ' . . . ai>tb 8' iatlv &8ucIq€-
tov eis itSQOi rä stöw toioirvov yccg xi rb atoi%Blov &7tavt6s xal iv Siitaai
ßtydXovtoci Xiynv mit der der Metaph. Z 17. 1041^ 11 iicBl 8\ rb Ix tivog
cbvQ'Bxov ovtfog &ats §i; slvoci tb näv^ icXXu fiii mg üagbg &XX' mg ij avXXaßij^
7} 91 ßvXXaßii 0'b% iati tä 6xoi%Bla oidl tb ßoc tavtb tco ß xal ä oid' ij cocg^
nüQ xofl yij . . . atoi%Blov d' ißtlv slg h diaiQettai ivv7idq%ov mg vXriv olov
tj^g övXXaßj^g tb ä xcrl tb ß in unklare Verbindung gesetzt hat. Durch
diese Verbindung, die freilich in der letzten Stelle auch Aristoteles selbst
eingeführt hat, wird der logische atoixslov-Begnff, wie er aus dem Buch-
stabengleichnis erwächst, real getrübt und der physikalische Begriff, der
im § 2 folgt, vorweggenommen. Aber das geht ja durch die ganze aristo-
telische Logik durch.
1) Vgl. Metaphys. B 2. 998* 21 ...wfpl t&v &qx&v Jc6ttQOV dst tä yivrj
6toi%BXa xal &Q%äg {tnoXafißdvHv i) lUcXXov i^ &v ivv7Cag%6vtmv iötlv
inactov ng&tmv olov (pavfjg atoi%Bloc %a\ &Q%ocl Sonovciv slvat tocvt' i^
mv Gvy%sivtai ai q^mval näaai ng&tmv.
2) Phys. Op. 3 (Dox. 478, 1 ff.); A6t. I 26, 1 [321» 14^ 17]. Des Aßtios
Definition tlvi Statpigst &Qxii xal 6toi%sla I 2, 2 [275, 21] ist getrübt durch
Einmischung stoischer Terminologie. Besser giebt den peripatetischen
Standpunkt wieder Alex. Top. 328, 27. Über Eudem s. unten.
— 25 —
Mit dieser Definition bezeichnet Aristoteles die Elemente der
Physiker*), in welche die Körper als letzte, nicht weiter in ver-
schiedenartige Bestandteile zerlegbare Grundstoffe aufgelöst wer-
den können, einerlei, ob es einzelne sind, wie bei den alten
loniem, oder mehrere (Empedokles). Diese Anwendung ist wohl
die häufigste bei Aristoteles wie bei den späteren Schriftstellern,
obgleich er selbst, wie Plato, ein gewisses Widerstreben dagegen
empfindet. Er sagt in seiner Elementarphysik ^), man könne
sich diese Bezeichnung gefallen lassen, schärft aber sofort ein,
die Reihenfolge der Prinzipien sei 1) der potentielle Stoff, 2) die
Gegensätze, 3) die Elemente.*) Vorsichtig setzt er öfter xaXov-
[isvog oder Isyd^isvog zu, um den herkömmlichen terminologi-
schen Gebrauch des Wortes im engeren Sinne zu kennzeichnen.
So, wo er Ton Empedokles' Elementen spricht, Phys. ^4. 187* 26
rä xakov^sva 6toi%Eia, oder de part. anim. B 1, 646* 13 r&v
xaXoviiivQov in 6 tLvmv 6toi%6Lmv olov yrig^ d^Qog^ vdatog^
nvQ6g^\ aber auch von der eigenen Lehre, Meteorol. ji 3, 339^ 2
ä7toQij66V€v av xvg tcbqX xhv xaXov^isvov ai^a^ xCva ts xQij
laßstv aitov xi^v ipv6iv iv tc5 TtEQiixovrv xööfia) ti^v yr^v^ xal
näig i%Bv td^iv TCQog raXXa tä keyöfisva 6toLxela.^) Ja er citiert
1) Metaph. A 3. 983^ 6 t&v Si} Ttqaytfov (piXoGoq>riadvx(ov ol nXsiatoi
tag iv vXrig süösi fiovag (pijd^aocv &Q%ocg slvai ndvtav i^ ov yccQ Jeßviv
anocvta rä övtot, xal i^ ov ylyvstai Ttqmtov %al Big 8 (pd^sigstat, tsXBVtaloVy
rijg ivhv oi>alag 'bnofisvovarigy totg Ss Ttd^BCi fistaßaXXoiüarig , toiito atoi%Blov.
2) De gen. et corr. B 1. 329* 5 3rt [lIv olv ta ng&va icQxccg xal atoi-
%Bla %ciX&g l%£t Xiysiv, iato} avvoiioXoyo^iisvov.
3) a. 0. 329* 32 mcts nqSnov {i^v th 9vvdfi8t ö&(ia al69"ritbv &QX''if
ds^SQOv d' ocl ivavumcstg, Xiym d' olov ^SQn6trig xal ipvxQ^trig, tgltov d'
ijSri ^VQ xal üfdcop xal rdc touxvtoc.
4) Andere Stellen bei Bonitz Ind. 702*» 2.
5) Bäumker Materie 242 meint, Aristoteles habe XEy6iisva zugesetzt,
um anzudeuten, dafs diese Elemente bereits aus Materie und Form zu-
sammengesetzt seien: aber aroixstov besagt nach der Definition des Aristo-
teles auch gar nicht dasselbe wie &qx^' ^^ Zusammenstellung mit dem
7iocXo'6ii,svog di/iQ weist den Weg. Bichtig Zeller II, 2, 442^ „so dafs man
deutlich sieht, er folge einem fremden Sprachgebrauch." Dieser Ausdruck
tä 7iaXo'6ibsva ctoix^la ist von den Peripatetikem bis in die späteste Zeit
festgehalten worden. Ich fähre nur zwei Stellen des Alexander an, die
aufserhalb der Interpretationslitteratur liegen, de anima mant. 125, 6 Bruns
ybffihv t&v xBxxdqmv aat^idtaiv cc atoix^la Xiyofisv und Quaest. II 25 (75, 9 Br.)
rä xaXovfisvcc atoix^ta. Neu ist, dafs er die aristotelischen Ursachen als
icQXi} xal atoLx^tov der Pysik bezeichnet, Quaest. I 10 (II 20, 18 Br.).
— 26 —
sogar seine Schrift UsqI ysviöscog xal tpd'OQäg in der Psycho-
logie jB 11, 423^ 28 d-SQ^bv irvxQ^v^ S^pöi/ iyQÖv^ tcbqI &v
elQTJxa^sv stQÖtSQov iv tolg UsqI r&v 6xoixbCg)v. Da Aristoteles
den vier herkömmlichen Elementen noch den Äther zufügt, so
erhält dieser den Namen nQ&rov öxovxalov (de caelo F 1, 298^ 6)
oder rö ava 6roi%slov (Meteorol. A 4, 341^ 3). Bemerkenswert
ist es, dafs er analog mit den übrigen Physikern auch die Prin-
zipien der Atomistik örovxsla nennt, Metaph. A 4, 985^ 4 Ae^i-
XLXütog äh xal 6 halQog aifrov Ai^^öxQitog 6toi%Bla (ilv tb
nXfiQsg xal tb xsvbv slvaC tpaöt. Man könnte vielleicht daran
denken, dafs er den Ausdruck bereits bei den Abderiten vor-
gefunden hätte. So nahe dies nach dem im ersten Kapitel Ent-
wickelten für die Atome liegen mag, für das xbvöv liegt ein
solcher Ausdruck ganz ab von der ursprünglichen Anschaulich-
keit, die wir bei den Schöpfern der atomistischen Lehre voraus-
setzen müssen. Auch liegt kein Grund vor anzunehmen, dafs
sich das Bild bereits damals so terminologisch verdichtet oder
vielmehr verflacht habe.
3) 1014* 35 nagoxlriöicag 8% xal rä x&v dvayQa^iidTC3v
6tov%ela keyatav xal Zkiog tä rcbv anoäei^siov' al yäg stQ&rat
dTtoäet^sig xal iv nlsioötv äütoäsi^söcv iwx&Q%ov6av^ a'bxat
6xov%£va r&v astodeC^ecov Xiyovxai. el0l ö\ rofcO'öro^ övkkoycöfiol
ol JtQcbroi r&v xql&v äC ivbg iib6ov.
Aristoteles versteht unter ÖLccyQa^^a nicht nur die geo-
metrische Zeichnung, sondern auch den geometrischen Beweis.^)
So heifst es entsprechend in den Kategorien 12, 14* 39 tä yoQ
6xoL%sia JtQÖxsQa x&v dtayQaiiiidxcov xri x&I^bl xal xfig yQa^^a-
xixf^g xä 0xoL%Bla stQÖXBQa x&v evkkaß&v und ausführlicher Meta-
phys. B 3, 998* 23 olov qxovrjg 0xoL%Bla xal aQ%al äoxovefiv
Bivai xavx i% hv 6vyxBivxai al gxoval na0av ngtoxcov^ . . . xal
x&v ätayQa^^äxcov xavxa 6xoi%Bla kdyoiiBv^ &v al catoSBi^Bvg iv-
vxdQ%ov6LV iv xalg xovxcov äütoäBl^sötv -J) Ttdvxcov ^ x&v wcXaC-
0x(ov. Wie wir sahen, liegt gerade diese Stelle dem Lexikon zu
Grunde. Man lernt daraus, dafs man damals bereits die Ele-
mentarsätze der Mathematik 6xovxBla nannte, wie solche nach Ari-
stoteles' Zeit Euklid zusammengestellt hatte. ^) Man hatte aber
1) Bonitz zu dieser Metaphysikstelle.
2) Daher hat Euklid bei den Späteren den Ehrennamen 6 atotx^iani/jgy
— 27 —
solche 'Elemente' auch unter dem Namen des Leon^), der etwas
vor Aristoteles lebte, und von Hippokrates von Chios, Sokrates'
Zeitgenossen, dessen Meniskenquadratur uns aus Eudem bei Sim-
plicius erhalten ist.^). Aber weder ist sicher, dafs diese Schriften
im Altertum wirklich StoL%ela geheifsen haben, noch würde bei
der Unsicherheit der Büchertitel vor der alexandrinischen Zeit
irgend etwas daraus für das Alter dieser Terminologie folgen.
Nur soviel sehen wir allerdings, dafs zu Aristoteles* Zeit der
mathematische Terminus 0tov%Bltt bereits geprägt war. Das be-
Simpl. de caelo 414, 2 und sehr oft bei Procl. in Eucl. El. (vgl. Friedleins
Ind. S. 439). 2koi%Bla ist dann in der Mathematik ein üblicher Buchtitel,
vgl. z. B. Archimedes' KcaviTiä 6xoi%Bla I 302, 4. 11 298, 4. 300, 10 Heib.
1) Procl. in Eucl. S. 66, 20 Friedl. &6xs tbv Aiovtoc xal tä 6toi%BZa
(Svv^stvcci x& ts icXri^si xal r$ %Q^^ ^^^ 9si%vvfi,ivtov inift^XiatSQOv,
2) Procl. a. 0. S. 66, 7 TfQ&tog yäg 6 ^iTtTtoHQarrig t&v iivrniovsvofi^voov
Hai 6xoi%Bta avvi'yQail)sv. Ich füge die Definition, die Proclos von 6toi%BUx,
und axoi%Bim8ri giebt, zu, weil auch älteres Gut (z. T. auf den bedeutenden
Menaichmos, Schüler des Eudoxos, zurückgehend) darin zusammengestellt
ist: in Eucl. S. 72, 1 x&v xoivvv ^sonQrnidxoiv xoc pihv slit&ciai axoi%Bla
TiccXstVy xä Ss axoixstmdri, xh Ss l|a) xfjg xo'öxoav ätpogliexcct dvvd^iscag.
6xoi%Bta pi^v olv iTCovofidSovxaif &v rj ^scagla SuHvslxai n^bg xr}v x&v
aXX(ov iniGxtiyiriv %otl &(p' &v nagayivsxat i^itv x&v iv aijxotg itnoQtov rj
diccXveig. mg yocg x'^g iyyQccinidxov tpmvfjg sleiv &Qxal TtQ&xai, xal anXov-
Gxaxai xal &8iai^Bxoi, alg xh övo(ta x&v 6xoi%bI(ov i7ti.q>rniL£oiisv xal Tt&aoc
Xs^ig i% xovxcov {)(p^6X7i%sv xal n&g X6yog, ovxoa drj xal xfjg SXrig yscoiisxQiag
iaxl xivcc d'soDQiJiiaxcc jrgoriyoviisva %ocl ccQxijg X6yov ^%ovxo(, ngbg xä itps^fjg
nal Siri%ovxci Sik ndvxmv nal nciQB%6\iBva noXX&v änoSsl^sig övimxaoiidxdov
a Sil 6xoi%Bta TtQOßayoQSvovai. exoix^f'^^V ^' ^<^^^^ ^^^^ Siaxelvst fi,lv inl
nXsla} xal xb aTT^ovi^ ^x^i aal xb ;|rapißv, <ybiiixt ft^i^ nccl x^v x&v cxoi%sL(ov
Sc^lav x^ ft^ ngbg näaav aix&v xi]v iniaxi^nriv noiviiv slvai xijv ^Boa^idv,,.
ndXiv Sh xb 6xoi%Btov Xiysxai Si^&g mg (priaiv 6 Mivoti%ii,og. xal yap xb
nataansvdSov ißxl ro-ö 7iaxaC7isvaio(i4vov axoi%Blov mg xb tvq&xov nag'
E{>7lXsIS'u xov dsvx^Qov xal roi) %i{Litxov xb xixaQXov. ovxm $h xal &XXi/jXmv
slvai noXXä 6xoi%Bta (rid^OBxai . , . dXXmg Sh Xiysxai 6xoi%bIov sig 8 anXov-
6XSQ0V 'bndgxov Svaigslxat xb a^v^sxov ovxmg dl oi} n&v hi (ri^issxoci
Ttocvxbg exoixstoVy icXXcc xcc &q%0H8icxsQa x&v iv änoxsXiafuxxog X6y(p xsxa-
y(»,ivmv, meitsg xä aix^fiaxa axoi%Btc(, x&v ^smQrifMxxmv. %axä dl xovxo xov
axoixsiov xb 6rifuxt,v6iisvov xal xä tcuq' E'Ö'kXsLStj axoi%Bla avvsxdx^ri xä fi,hv
xijg vcsql xä ininsSa ysmi»,BXQlag xä dh xfjg axsQSOftsxQlag' ovxm 9% xal iv
xolg oiQid'ii/rixiiiotg xal iv xolg äaxQOvoyLi^olg axoi%sUi6Big noXXol avviyga'ipav.
iaxi dh xo^o %aXBnbv xal xb i%Xi^cia^ai xal ra|at xara xif6'3tov xä axoi%sla
xa^' k%d6xriv intaxi^iiriVf &(p' mv xä äXXa nqodyexui ndvxa xal slg a xä
äXXa ävaXvsxai.
— 28 —
weisen auch andere als die oben angeführten Stellen^ z. B. Top.
@ 3, 158^ 35 tä stQ&ta tav 6xov%bvc:}v tid'siiivcov ^ihv x&v 6p t-
6^&Vy olov xC yQa^^ij xal xi x^ixlog^ ^^6xa äsiiai,^ wodurch man
lebhaft an die Einrichtung Euklids erinnert wird.
Etwas anders spricht Aristoteles von den arithmetischen
Elementen des Pythagoras Metaphys. A 5, 986* 1 xä x&v (Jpt-
d'ii&v 6xoL%sia x&v Svxov 0xoi%Bla xdvxcov slvav inskaßov. Diese
Elemente sind, wie Aristoteles lehrt und die Fragmente des
Philolaos bestätigen, das Gerade und Ungerade oder das Be-
grenzte und Unbegrenzte.^)
Aber das Lexikon beschränkt diese Bedeutung der Elemente
nicht auf die Grundbeweise der Mathematik. Neben den dva-
yQciliiiaxa erscheinen xal oX(og xä x&v äxodei^scav. Dann heilst
es zur Begründung: Die primären Beweise sind in dem folgenden
enthalten (wie die Elementarkörper den zusammengesetzten im-
manent sind), und darum heifsen sie Beweiselemente (öxocx^ta
x&v astode^ecav). Genauer werden sie am Schlüsse definiert, als
övlloytö^ol stQ&xoi x&v xqv&v öl ivbg /leWv^), d. h. einfache
Schlüsse der ersten Figur, die nur durch einen Mittelbegriff ge-
bildet werden. Insofern also dergleichen Elementarsätze mannig-
fache Verwendung in der Durchführung philosophischer Beweise
gestatten, haben sie dieselbe Funktion wie die Topen der Dia-
lektik, die in § 4 erwähnt werden.*)
1) Vgl. Sext. adv. math. X 248 oi imatrui^oviatatov t&v fpvai%mv
ovtto iisydXriv 8vvci\uv totg ägi^notg &7tivsi,fiav, mats &qx^S ^^^ (iroi%Bta
x&v ZXmv tovtovg vonlistv. ovxoi di slciv oi nsgl xbv 22dfiiov IIv9'ay6Qav.
ioi%ivai Y^Q Xiyovcv rovg tpiloaotpovvrocg yvriGlaig tolg nsgl X6yov novovyii-
voig. Danach ergab sich die Analysis Xdyog^ Xi^ig, övXXaßrj, 6xoi%Blov.
2) Dies ist die echte Lesart, wie sie Alexander für seine beiden Er-
klärungen (356, 22 und 30) voraussetzt. Die Einschiebung von ^x vor x&v
ist ebenso wie die von ftiacav nach xql&v in xialv &vxiyQd(potg Alexanders
und in unserer besten Hds. ^1^ Interpolation aus der genannten zweiten (fal-
schen) Erklärung des Alexander. Die reine Überlieferung giebt auTser
Alexander 356, 21. 29 der Paris. 1876. Christs Anm. ist nicht korrekt.
3) Ein Beispiel in der Politik, die allerdings der reinen Syllogistik
entzogen ist, steht z/ 11, 1295^ 34 ^ d^ %Qlaig nBqii äTtdvxmv xovxap in x&v
aifx&v axoi%Bi(ov iexLv. si yccQ naX&g iv xotg 'H^i%olg Btqjixai xb xbv
eidalfiova ßlov slvoct xbv nax' äg^riv &vs\in68i6xov^ fLsaöxrixa dh xiiv &QSXijvy
xbv iiieov &vaywxZov ßlov slvai ßiXxiaxov. Die Grundsätze von Eth. Nie.
A und B werden hier als axoixBla der Politik verwandt.
— 29 —
Aber diese Verwendung ist nicht die einzige in der aristo-
telischen Logik. Anal. Post. A 23^) bezeichnet als 6xQi%Bla die
ä^s6oc ütQordöSLgj auf die ein beweisbarer Satz, d. h. ein solcher,
dessen BegriflFe ein Mittelglied verbindet, zurückgeführt werden
kann. Giebt es z. B. zwischen den Sqol A und B nur einen
opog yi,i6og r, so sind AT und TB die 6xoi%Bla von AB. Zwi-
schen A und r kann nun wieder ein MittelbegriflF ^ liegen,
zwischen A und jd ein E und so fort, bis man schliefslich auch
wieder zu einer reinen Prämisse (ngöraötg &ii£6og) gelangt.^)
Wegen der Abkürzung durch Buchstaben werden dann auch die
OQOL selbst drittens als Elemente bezeichnet.^)
4) 1014^ 3 xal iistatpBQOvtBg dl 6roL%alov xakovötv ivtev-
^£1/, S &v dv bv xal livxQÖv inl noXXä ^ XQif^övikov' Svo xal xo
liLXQov xal icytkovv xal dSLaiQStov 0toi,%Blov XsyetaL. Sd'sv iXrj-
kvd's rä {nAXiöta xa^6kov 6t0i%Bla elvai^ Zxi exa0xov aöx&v ?i/
bv xal catXovv iv noXXolg 'bnaQ%ev t) naöiv rj xolg stleiöxotg'
dib xal xb ?i/ xal xiiv öxiy^iiv aQ%ag xl6v äoxstv elvai,
^Eine weitere überi^agung und Verallgemeinerung des Be-
griffes Element findet statt, wenn ein EinheitUches, Kleines, Ein-
faches, Unteilbares ausgedehnte Anwendung findet. Darum sind
die Allgemeinbegriffe Elemente, weil jeder von ihnen allseitige
oder vielseitige Verwendung findet.' Das bezieht sich, wie der
Ausdruck %Qif^6LiLov und die Limitation -J) xolg xksv^xoig (so Alex.)
anzudeuten scheint, besonders auf die Topik und die methodische
Verwendbarkeit des xaJd'6kov^) in der Dialektik. Auf solche
Verwendung von 6xoL%6lov in der Topik habe ich bereits hin-
gewiesen.^) Der Übergang zur Praxis der Rhetorik ist leicht.
.1) S. 84^ 19 (pavBqbv d\ naX Stt Zxav xb A x& B 'bnd^xV^ ^^ f^^^ ^^''^^
XI ftiaovy %6xi 9ii^cti Zxi xb A x^ B ^ndQ%u. xal axoi%iia xovxov iaxl
xaüxa aal xocaüd"' Sacc fteW iaxlp. ai ykq ä^iscot nqaxdcug exoix^Za ^ n&eoci
^ al %ci^6lov . . . kU.' &^%^ wd axoi%Bla xoaccvx' iaxlv SeQi. Sqoi,
2) Waitz zu 84^ 33, wo Z. 12 AB zu lesen.
3) Vgl. Alex. Anal. Pr. 379, 14.
4) VgL z. B. r 6, 120» 9, wo 32 auch das ;(^9}tftftoif betont wird. Die
Bemerkung Alexanders 365, 27, dafs auf diese Verwendung des Terminus
die Definition in § 1 ng^xov ivwtdq%ovxog nicht passe, ist irrig und mit
den Schlufsworten des Kapitels andvxmv 8^ %oivbv xb slvcci axoi%Btov knd-
6X0V xb nQ&xov ivwtda%ov k-Kdcxoiy die sich auf alle 6 Fälle beziehen, un-
vereinbar.
6) S. 27. Femer Top. J 1, 120*> 12 xb yivog %ccl xb Hdiov . . . fort 81
— So-
und Aristoteles hat ihn selbst angedeutet Rhet. A 2, 1358^ 29
xad'ästsQ ovv xal iv tolg Tosttocolg^ xal ivravd'a diaiQStiov x&v
ivd^lUTHndtov td te atäri xal to'bg rönovg i^ &v Xi^sttiov. Xdyca
ä* etÖTi ^Iv tag xad'^ exaötov ysvog Idlag ngotdöeig^ t6novg d\
to'bg xoivoi>g byLoCcag Ttdvtcov. nQÖtSQOv oiv etntoikBV naql r&v
elä&v stQcbtov äs kdßcaiisv tä yBvrj xfig ^tjtOQvxfigj Sstag dcsXö-
ILBvoi Jtööcc iötiVj stSQl xovxGiv %GiQlg ka^ßdv(Ofi£v xä 6X0LXEla
xal xäg nQOxd^sig, Femer B 22, 1396^ 20 nach Erwähnung der
xdjcoL des xolv6v und täiov: elg [ilv ovv XQÖstog xfig ixXoyfjg
xal ^Q&xog oixog 6 xo^LXÖg^ xä dl 6xoi%sla x&v ivd^^i^^äxav
XiyüDiLev. 6xoi%bIov ä% kiyto xal xöxov ivd'v^i^^axog xb ccföxö.
Ebenso 26, 1403* 17 xb yäQ avxb Xsyco 0xol%bIov xal xötcov.
iöxLV yccQ 6xoi%Blov xal xönog elg o nokXd ivd'viiiiliiaxa ifinixxec.
Ich möchte dabei das Xeyo unterstreichen gegenüber dem Xsyö-
fieva 6xoL%aia der Physik. Es ergiebt sich aus diesen Stellen,
dafs Aristoteles den Terminus 6xol%bIov in der Rhetorik auf-
gebracht oder vielmehr aus der Topik herübergebracht hat. In
der That sind die Versuche, diese technische Verwendung bereits
in der gleichzeitigen Rhetorik nachzuweisen, nicht von Erfolg
gewesen.^) Denn Isokrates gebraucht das Wort popuKr und
nicht terminologisch von den Grundsätzen der Politik^) und auch
ra'Dra 6toi%Bla x&v ngbg ro^s ^Qovg. Z 14, 151^ 18 TCgbg äitavtag Sh roir^
ÖQiefLO^g o^x iXd%iOTov 6xoi%Btov xb nqbg kavxbv sixsxöxoig ÖQlaaaO'ai vb
nQonsinsvov i) yiocX&g sigruiivov 3qov ccvaXccßstv. Die ursprüngliche Ver-
gleichusg Top. Z 4, 141^ 3 6i7iX&g ^isv ovv yvcnQtfifhxsQov xb 7tQ6x£QOv toO
vaxsQov olov öxiYfLT} yQcciULijg . . . 6y>oLcag dh xal axoi%Btov avXXaßfjg.
1) K. Eeinhardt de Isoer. aem. (Bonn 1873) S. 12 nach Usener Quaest.
Anaximeneae S. 26, 54.
2) 2, 16 Znmg ol ßiXxiexot fihv xäg xifiäg i^ovaiv^ ol S' äXXot [iriShv
&8i%ri6ovxai. xccvxa yctq 6xoi%ila it^Sna xal [hiyiaxa %^axfig TtoUxslag iariv.
ep. 6 ^sl yvriaia], 8 xal xa^xa (pgccica fihv inl x&v X&ymv, Ihxi B\ ro^jxo
cxoi%Blov xal xaTOf x&v aXXoav andvxtav xal xarof x&v (tfisxigcav ytQayfuixcov.
Ebenso der sog. Anaximenes Bhet. 37, 1442^ 3 Svo (tkv Sii atoi%Bla Xiyca
noivä xara Ttdvxcav, xb fi,hv otg ctv vofiliTjg xoi)g HQUccg iniTtXij^stv, TT^oxara-
Xd^ißccvs a{)xo^g xal ininXrixxB nxX. Die Vergleiche Ciceros de orat. 11 30, 130
und Dionys. Dem. c. 62 beweisen nichts. Wohl aber findet sich die Termi-
nologie bei dem falschen Dionys Ars rhet. 12, S. 116, 20 üs. fort dh ric Tfjg
'bno&iasoog axoi%Bla xiaaaqw 7tQooi(»,iov, Svqyritst.g, nlaxBig^ inLXoyoi. Anders
nennt Theodoros die 7 Kategorien quis? quid? uhi? etc. 6xoL%Bla xo^ ngd-
y^uxxog (Rhet. lat. p. 141, 6 H.), vgl. Dionys. Lys. 15 oifSlv yccQ &7tX&g AvcUcg
na^aXBinsi x&v 6xoi%bI(ov^ i^ Siv bfioXoyBt [1. ^| S)v ctv 6 Xöyog bI^i], oi xä nQoaatnay
— 31 —
sonst finde ich keine Spur der naheliegenden technischen Ver-
wendung von ötoLxslov in der voraristotelischen Rhetorik.
Der Lexikograph von Metaphysik ^ interessiert sich nicht
für die praktischen Wissenschafken. Daher ist die Rhetorik nicht
berücksichtigt. Wohl aber weist er noch auf einen Gebrauch
hin, der in der von Aristoteles bekämpfken Lehre der Platoniker
und Pythagoreer herkömmlich gewesen sein mufs. Auf den
ersten Blick mufs es ansprechend erscheinen, wenn einmal die
AUgemeinbegriflEe zu Elementen gemacht werden, die aUeraUge-
meinsten Prinzipien des ^Ev und des X>v als die Urelemente zu
bezeichnen, die sich in allen Dingen wiederfinden müssen. Aber
das ist nach Aristoteles' System unmöglich. Seine Gründe hier-
für hat er u. a. Metaphys. B 3 entwickelt, ein Kapitel, das ge-
rade als Hauptfandgrube für das Lexikon gedient hat.^) Daher
geht das tb ?v xal xi^v öriy^iiiv aQxdg tv6v äoxstv alvm auf die
dort widerlegten Pythagoreer und Platoniker, welche die Zahl-
monade {a^atog oiöiuy d. h. die Eins) wie die Raummonade
(d'etbg oi^Cuj d. h. den Punkt) ^), zum Range von Prinzipien er-
hoben hatten. Und im Buche A der Metaphysik') scheut sich
Aristoteles auch nicht, geradezu von eroiiela der Pythagoreer in
diesem Sinne zu sprechen, während der Lexikograph vorsichtiger
und dem alten Sprachgebrauche gem'äfser &q%A£ sagt. Aristoteles
denkt aber wohl mehr an die Platoniker und Plato selbst in
seiner letzten Phase (s. S. 22).
Die Frage nach den universalsten Prinzipien hat die Meta-
physikfrage überhaupt berührt. Darum fügt er noch hinzu:
5) 1014** 9 insl oiv tä xakori^sva yivri Ha%'6Xov xal aSial-
QBta ipi) yccQ iöti X6yog air&v)^ 6toi%ela t& yBvrj Xdyovöi rvvsg^
xal fiakkov ^ ri)i/ SiaqtogAv^ Sri xccd-ökov ^akkov ro ydvog' cS
lihv yäQ fi dvatpoQä iytdQxsv^ xal ro yivog &xoXov%'el^ & 8\ ro
yivog oi TCavxl fi SvatpoQd, — astdvtcov äh xoLvhv xo elvai 6roi-
%elov €xd0tov tb tcq&xov iwndQ%ov axd^tco.
oi) xa ngdyiMCTa, oijH a{ftäg rag VQci^sigy oi) TQOitovg xs xal aixiag avx&v, oif
naiQOvgy oii xgdvovgf oif xönovg, oif rag kudaxov xovxmv diacpoQccg &xQf' f^fjs
dg iXdxiaxov xonfjg. axoixsta ist hier = röorot.
1) S. S. U\ 26.
2) Anal. Post. A 27, 87» 36 = Metaph. J 6, 1016^ 30.
3) A 6, 986» 1 ol 9* &Qt&iiol ndarig ^4? 9^<r£<o$ n^Sytoi^ xa x&v ä^i-
&11&V öxoix^tcc x&v övxoav axot-xstcc Ttdvxoav ifTtiXaßov slvai.
— 32 —
Der Verf. giebt damit einen yielfach anderswo ^ am klarsten
in der eigentlichen Theologie (Metaph. A) entwickelten Qedanken
wieder, wonach der SubstanzbegriflF von den Vor^ngem in ver-
schiedener Weise gesucht wurde. Die alten Physiker suchten
nach den Prinzipien, Elementen und Ursachen im Gebiete des
Einzehien (Feuer oder Erde), dagegen die jetzigen Philosophen
(er meint die Pythagoreer und Platoniker), die nicht phjsikaliscl^
sondern logisch vorgehen, nehmen die allgemeinen Substanzen^
die obersten (rattungsbegriffe (^Ev^ "Ov^ "Aneigov^ IlesceQccöfidvov)
als Elemente.^) Da die (rattungen selbstverständlich um£EU3sender
sind als die Artnnterschiede, so ist der Terminus öt^x^lov für
jene einleuchtend.*) Der Schlufssatz ajc&vt(ov — ixädtp bemerkt
zusammenfassend, dafs die Definition des Begriffes „primäre Im-
manenz^^ für alle aufgezählten Einzelfälle geltq.
So wenig in diesem Lexikonartikel die Strenge und Bündig-
keit der eigentlichen aristotelischen Lehrschriften herrscht, so
ist doch der Gebrauch dieses Begriffes, soweit er in den eigent-
lich spekulativen Schriften des Stagiriten, sei es in Bezug auf
das eigene oder auf fremde Systeme, herrscht, im Wesentlichen
ausgeschöpft.
Die praktischen Wissenschaften dagegen, von denen die
Rhetorik bereits berührt ist, liegen dem Blick des .Lexikographen
fem. So hat er (ich will seine Aufzählung hier vervollständigen)
eine eigentümliche Verwendung der Politik unberücksichtigt ge-
lassen, wo das Geld Element und Grenze des Handels heilst.') Es
schliefst sich dies dem gebildeten Sprachgebrauch der unzünfbigen
1) A 1, 1069^ 26 tijg yccQ oiföiag iSijtovv &qx^S ^^^ cxoi%Bla xal cctvia.
oi fikv oiv v^v Toc na^öXov oiiaiag ft&XXop xi&iaciv rä yccQ yivri xtt^öXon,
a (paaiv &qx^£ k<^^ o'öalag slvai ftaXlov $iä tb Xoytti&g irirstv oi 91 ndXai
xä xa^' i%aaxov olov nvg xal yfjv. Vgl. A 6, 987* 13 ol Sh IIv^ay6asioi
96o ^ilv rag &Qxäg natcc xbv whthv slgi^ytaei xq&jtov . . .xb TtSTtSQaafiivov Ttal
xb ansiQov %al xb Sv oi)x hxiqag xivctg mri^öav slvai tp'öcBi^g olov n^Q rj yfjv
ij tl XOIOÜXOV SxBQOV,
2) So z. B. auch in der Logik verwendet Top. Z 5, 143* 12 d ft^
%sZxai iv xm oluBlat yivst xb Xex^^Vy ayiojeelv i% x&v iCBql xä yivri axotxfUiyp,
S) A 9, 1257^ 22 xb yocQ vd^iiaiux. axoix^lov xal nigag xfjg &XXccyfjg
iaxiv. niqotg heilst hier weder „Ende" (Susemihl) noch „Ziel" (Bemays),
sondern wie auch im Folgenden „Grenze". Es handelt sich hier nicht um
den Handel überhaupt (vgl. Nie. Eth. £ 8, 1133^ 26), sondern um den
Eaufhandel (^^ijftartirnx^).
— 33 —
zeitgenössischen Litteratur an^ wie in den angeführten Beispielen
des Isokrates hervortritt. Noch mehr erinnert daran Pol. E 9,
1309^ 16 ro xokkdxLg elQtifiBvov ^eyc^tov 6roL%Blov^ tb tr^QBlv
oxiog TCQBlrtov iötai tb ßovkö^Bvov ti^v stohtBcav arA^O-o^ rot)
ftlj ßovko^LBVov,
Noch weniger hat die Aufmerksamkeit des Lexikographen
die Frage gereizt, was denn eigentlich öxovxbZov im Griechischen
bedeute. Und doch hat Aristoteles der grammatischen Seite
ebenfalls seinen Blick zugewandt, wie dies das berühmte Kap. 20
der Poetik beweist.^) Insofern hier das 6toL%Blov als unzerleg-
barer Elementarlaut bezeichnet wird, aus dem sich zusammen-
gesetzte Laute (Silben) bilden können, fafst er den Unterschied
gegen die unartikulierten Laute der Tiere ins Auge. Dagegen
liegt es ihm noch fem, 0roL%Blov (Laut) yon ygäiiiia (Buch-
stabe) in der uns jetzt geläufigen und bereits im späteren Alter-
tum formulierten^) Weise auseinander zu halten.')
Im Ganzen finden wir in dem weitverzweigten Gebrauche
1) S. 1466^ 20 rijg $1 X^^sag andörig tdd* ictl tcc {Liqri^ cxoi%bIov avX-
Xaßi] cvvdsGfiog ag^Qov övo^uc Qfjiicc nx&oig X6yog. etoi%siov yikv ovv icxiv
(ptovi} äSialg^og, oi) näacc 64^ &XX' ^| rig 7fi(pv'KS evv&stri ylyvsts&cci tpoovq'
%al yccQ t&v ^tiqIoov slelv ädialgstoi (pcovocL, &v oiSB[i,iav Xiyca 6xoi%Btov,
Die Entscheidung zwischen den beiden Ästen der Überlieferung in Bezug
auf övvBxii (Parisinus) und ew^Bti/i (Araber) ist auch nach der eingehenden
Begründung der griechischen Lesart durch Vahlen Wien. Sitz. 66, 221 sehr
schwer. Bei der fast gleichschwebenden Wage der Momente möchte ich
zu gunsten von evvd'st'/i auf die bei Aristoteles folgende Definition der
avXXaß'q hinweisen tpouvri &^'f^f^9 <!vv^srii i^ &(p<i)vov xal cpooviiv ixovrog.
Das &avv^STov des atoixstov blickt auf die abwärts folgende Verbindung
zu Silben, das &SiccIq^ov auf die etwa mögliche Auflösung in ürelemente,
6toi%sla ngb r&v atoi%ü(Xiv. Zweitens lege ich nach der Bemerkung S. 21'
Gewicht auf die akademischen "Oqoi, Dort heilst es p. 414 E in der
zweiten Definition axoi%BZov (pdovfig (pavii ^^vv^exog^ ccixla xalg äXXaig tp<o-
valg roi} tpcavccg slvai. Trotz der pointierten Form ist der Inhalt mit der
aristotelischen Definition im Grundgedanken sich deckend und dieser ist
eine Eonzentrierung der Gedanken im Theätet, wo auch der Terminus
&6vv^Bxov gebildet wird (206 C). Das positive övv&bxov steht in der ersten
Definition der"Ö^ot p. 41 IC (vgl. oben).
2) Ammon. in Herm. 23, 20.
3) Vgl. Bonitz Ind. s. v. yqdynioc 161^ 18. Auch Metaph. B 4, 1003» 2
beweist nichts dagegen, da statt tp<ovi)g 6xoi%Bla auch y^diniMxct stehen
könnte und umgekehrt statt yqdiiiiaxa auch axoixBla, Es handelt sich um
die Beschränktheit und Nichtbeschränktheit der lautlichen Kombinationen.
Di eis, Elementum. 3
— 34 —
des Aristoteles nur wenig Neubildung. Mit einiger Sicherheit
läfst sich das nur für die Gebiete behaupten, die überhaupt von
Plato verschnmht oder weniger angebaut wurden, die Rhetorik
und Topik. Doch ist die Selbständigkeit des Aristoteles auch
in der Verwendung der Syllogistik wahrscheinlich. Am ver-
breitetsten ist seltsamer Weise der Gebrauch, den weder Plato
noch seine Schüler erfanden und recht anerkannt haben, die Be-
ziehung auf die vier Elemente der Physik. Dieser Gebrauch hat
in der Folgezeit durchgeschlagen. Durch das grofse Ansehen der
aristotelischen Physik hat sich der Terminus in dieser Bichtnng
zunächst bei den Stoikern festgestellt und nach dem unbestrit-
tenen Siege des Aristotelismus ist denn auch in der späteren
abendländischen Wissenschaft dieser Sprachgebranch bis anf
Lavoisier der herrschende geblieben.
Bei den Schülern des Aristoteles darf man ohne Weiteres
die Fortführung der Schultermini voraussetzen. So spricht Theo-
phrast in De sensu 3 (Dox. 499, 14) von den beiden 6toixela
des Parmenides, vgl. Phys. op. 6a (482, 20); § 10. 20. 23 von
den Elementen des Empedokles, vgl. Phys. op. 3 (478, 3). Be-
achtenswert ist besonders der Bericht über Anaximander Phys.
op. 2 (476, 4) ap^ijv te xal 0tov%Blov sÜQrjxs r&v bvt(ov rö
asteiQOVj ütQ&rog tovto tovvofia xo^£6ag r^^ ^QX^S» ^^ysi^ äh
ainiiv liijte vdc3Q ^i^re aXko ti t&v xakov^ivcav elvm ötoixsCfoVn
Es begegnet die aristotelische Häufung der Synonyme &Q%ii und
6X0LXB10V und die Bezeichnung der vier Trivialelemente mit
xalovinsva^) Vor allem begegnet hier in dem ältesten philo-
sophiegeschichtlichen Werke des Altertums die erste Beobach-
tung über die Geschichte der Begriffe. Indem er feststellt, daGsi
Anaximander den Terminus &QXifi aufgebracht, giebt er implicite
zu verstehen, dafs ^tov^slov nicht in jenes Altertum hinaufreicht.
Dieses historisch-terminologische Interesse tritt für uns noch
1) In der Schrift de igne gebraucht er dafür öfter, nach aristoteli-
schem Vorgang (de anima F 1, 424^ 30, sonst meist mit Zusatz von aihfuctcc\
roc aitlä. Ob der Titel TIbqI tf^g t&v 6xoi%Ü(qv ysviösoig bei Simpl. de
caelo 700, 7 authentisch ist, darf billig bezweifelt werden. Im Verzeich-
nisse des Laertius V 49 (üsener Anal. Theophr. S. 11, 7) findet sich IIsqI
ysviesoag ä. Vgl. die Doppeltitel der entsprechenden aristotelischen Schrift,
worüber u. A. vgl. Bergk Griech. LiU. IV 486»»' (wo die Galenstelle I 487K.
unvollständig mitgeteilt ist).
— 35 —
deutlicher bei Eudemos hervor, der sich mit Theophrast in die
Aufgabe der Geschichte der Wissenschaften geteilt hat, die der
Meister angeregt aber nicht mehr durchgeführt hatte. Am An-
fange seiner Physik spricht sich Eudem über die Synonyme
AqXVj <ftoixalov^ atxLov so aus^): „Man unterscheidet eine vier-
fache Bedeutung der Ursache (Stoff, Form, Bewegung, Zweck).
Das Element bezieht sich auf den Stoff. Denn die Elemente
sind in den Dingen enthalten, wie die Buchstaben (yQd^^ara)
in der artikulierten Sprache (dtcckBxtog), Insofern spricht man
vom Erz als der Ursache der Dauerhaftigkeit der Statuen. Eine
weitere Ursache aber ist die, welche die Bewegung hervorruft.
Dies nennen wir Anfang (ap^ij), z. B. ^Streit ist der Anfang der
Beschimpfang.' In dieser Bedeutung also bezeichnet man Anfang
und Element als Ursachen. Die Zweckursache (rö cS evsxa) da-
gegen verbindet sich nicht mit den Begriff Element. Denn sie
ist weder immanent in dem durch sie Hervorgebrachten, z. B.
die Gesundheit im Spazierengehen, noch ist sie der Anfang (äQX'i)
des Spazierengehens, sondern eben Ursache. Zweck und Form
scheinen aber nahe verwandt und fallen oft zusammen. Deshalb
scheint der Zweck als Hauptursache."
Unschwer ist in dieser begriffHchen Auseinandersetzung das
Bemühen zu erkennen, der Laxheit des aristotelischen Sprach-
gebrauchs, wie ihn der Lexikograph der Metaphysik gebucht hat,
festere Schranken zu ziehen. Während Aristoteles ausdrücklich
die Form (eläog) mit in den Geltungsbereich von ^toLx^iov ein-
bezieht, scheint Eudem, worüber Simplicius aufgebracht ist (S. 10,
23. 11, 21), den Terminus nur auf die vki^ zu beschränken.
Femer sieht man, dafs er durch das Beispiel der Buchstaben sich
bemüht, auch die konkrete Grundlage des metaphorischen Ge-
1) Simpl. phys. 10, 13 ra& altlov tstQax&s Isyofiivov tb ^ihv 6xoi%bIov
xarQ( t^iv vXriv XiyBtai. ivv7idQ%Biv yocQ donst rcc atoi%BXa mcnsQ iv BiaXintat
tcc yQ^fiybccta. o^toa xal 6 %a^x6ff alkiog Xiy^at tfjg TCoXvxQOvUtriTog t&v
^ayoüv, uJkiov 9\ Xiysroci xal Sd'sv ij nlvriotg' tpafikv Ss slvoci ravtriv &QXV'^9
Zd'sv *vst%og XotdoQlag &QX^^- '^^^ f^^^ ®^^ ^qx^v xal rb atoixBlov o^xm
Xiyovoiv ahia' rb dh o^ ivsna] oiin imSix^rai xbv toü atoix^lov X6yov' oi)
yccQ ivvnaQx^^ ^v x& altiat^ olov iv r^ nsQtnarsZv i] iyisue O'ödl &(fX'^ '^^^
nsQtnatstv i} iiyUia tpalvstat, &XXoc fi&XXov oiltia, tb $1 ov ivstioc xal tb
sUfog a^vsyyvg tpalvstai %al noXXdmg xu aind. Bih ^laXiara lotxev ccltLip
rb ov ivsTia,
3*
— 36 —
brauches anschaulich zu machen. Im Fortgange der Physik be-
gegnet uns einmal der Terminus für das Prinzip des SstsiQov
Fr. 31 ^el ydcQ i0XL ötoLxslov rb ansvQov xrA/ Er bewegt sich
hier genau im Geleise des Aristoteles^), indem er dessen In-
stanzen gegen den Begriff des UnendHchen eine neue hinzufugt.
Endlich giebt er uns den erwünschten chronologishen Aufschlufs,
dafs Piaton es ist, der den terminologischen Gebrauch von öxol-
%bIov geschaffen habe.^)
Aristoxenos, dem Aristoteles in zahlreichen Stellen die Auf-
gabe zuzuweisen scheint, die Grundlagen der Sprachphysiologie
zu untersuchen, weil das in die „Metrik'^ gehöre^), hat sich
dieser Aufgabe auch imterzogen. Denn auf ihn geht die Aus-
führung des Dionys von Halikamafs de comp. verb. 14 S. 71 R.
ohne Zweifel zurück. „Die unzerlegbaren Urbestandteile der
menschlichen, artikulierten Rede sind die <yrot%£fra xal yQcc^^ataJ^
Also auch hier noch kein sachlicher Unterschied der beiden Sy-
nonyme. „Nur", heilst es weiter, „heifsen sie yQaiiiiatcc^ weil sie
mit einigen Strichen (yQcc^^alg) bezeichnet werden, 6rotx£ta aber,
weil jedes Wort (qxovTl) aus ihnen seinen allerersten Ursprung
hat imd seine letzte Auflösung darin findet."*) Man erkennt in
der Definition unschwer das Vorbild der Metaphysik^) wieder,
das den Schüler des Aristoteles verriete, auch wenn sein Name
im Folgenden nicht ausdrücklich citiert wäre.
Das uns wenigstens teilweise erhaltene Hauptwerk des Ari-
stoxenos trägt den Titel JIsqI aQ^ovvxwv 6toi,%Bva)v. Aber die
Elemente selbst werden erst S. 62, 17 Marqu. in Aussicht ge-
1) Phys. r 6, 204* 16 d 6\ xara avfi,ßsß7i%6s iart tb änugov^ o^x 5v
ftri atoi^x^Zov t&v ^vxoiv fi &7tsiQ0v, mensg o{}Sh tb &6gatov rijg SiccXinroVy
naltoi ij (pmvq iativ äögatog.
2) Simpl. phys. 7, 10 TtXriv 8 ys IRdtcav xd xs t&v IIv^ayoQsLoiv %ocl
t&v *EXsccti%&v inl tb aa(piatSQov ngoayay&v td ts insQ triv (pvaiv i^-
'öiivriösv &^l(og %&v totg (pv6i>%olg %ocl ysvritQtg tag atotxfi'ASsig &Q%icg t&v
äXXcov 8iiyf,QivB %ctl ctoi%sla TtQattog aittbg d}v6y,aas tag toiavtag dgx^Sf mg
6 E^drifiog letogst^ xal tb 'jtoi7iti%bv ahiov %al tb tBXi%bv xal Irt ngbg
tovta> tb naQadstyfifatiiidvy tag Id^ag, a{>tbg ^saedfi,svog dU%qivi. Dasselbe
aus Eudem kürzer Favorinus Laert. in 24.
3) De part. anim. 316, 660» 2, vgl. Vahlen Poet.» S. 212.
4) p. XVI, 2 Usener (Bonn 1888) Zti n&oa (pmvij tijv yivsaiv i% roi5-
Tcoi' Xafißdvst itQ&tcav xal t^v didXvaiv slg ravra noisttai tsX^vtaia.
6) A 3, 983^ 6. S. 25 ^
— 37 —
stellt^) und das Vorhergehende scheint bei Ptolemäus S. 257 als
ä X6qI ccQxmv zitiert zu werden. Damit stimmt der in den alten
Hdss. erhaltene Titel iJpo t&v &qiiovlx&v 6toL%EC(ov überein.
Der erste Teil verhält sich also zu den eigentlichen Elementen
wie die Schrift IIqo rmv t6no3v (so hiefsen die Kategorien Tor
Andronikos) zur Topik. Falls der Titel StoL%Bia von Aristoxenos
selbst gewählt ist; so liegt die Analogie der Mathematiker^ die
oben erwähnt ist, wohl weniger nahe (denn es fehlt ja hier die
Vorstufe der ^AQ%aC), als die des Aristoteles selbst, der den all-
gemeinen Teil seiner Physik als X6yov nagt rag ag^ag zitiert^)
und den speziellen Teil (d. i. Ilegl yavB^ecog xal q)d'OQäg) als
Schade, dafs wir von Straton so wenig haben. Er würde
vielleicht einiges Neue ergeben. In der theoretischen Einleitung
zu Herons Pneumatik, die, wie ich nachwies*), z. T. wörtlich auf
ihn zurückgeht, heilst es zum Schlufs, nachdem die Straton'sche
Lehre von den Molekülen {XentoiL£Qi] öco^ata) und den da-
zwischen liegenden Vacua {ptaQS^TtaQ^kiva xeva) vorgetragen ist,
dafs diese beiden Prinzipien als die 0toLXBla zu betrachten seien.*)
Es ist nicht sicher, dafs diese Bezeichnung auf Straton selbst
zurückgeht, aber es ist wahrscheinlich.
4. Stoa.
Während Epikur trotzig seine eigenen Wege ging, schliefst
sich Zenon, nach allen Richtungen hin, dem peripatetischen
1) 62, 15 a iikv oiv itQodUXQ'oi xig av nBql r^s aQ^Mwafi^ 'KaXovusvrig
TtQay^uxtsiag exsddv ieti raüta' \UXXovxag 8' inix^igstv t^ negl rcc 6xoi%Bia
itqayiLatBia: Sst TtQoduxvori^fivai tä xoidds. Folgen Ausfahrungen über die
iLXriQ'sXg xal <paiv6{LBvcii, d. h. ccvanodsiyLXoi &QXCL\y mit denen nach aristote-
lischer Theorie jede i7tiaxi/j(i,ri beginnen mufs. Ebenso S. 46, 31 iiiistg S'
&QXcig xs itstQmiisd'oc Xaßstv (paivoit4vag änaaag.
2) De caelo A 6, 274» 21, vgl. Simpl. dazu 226, 19 u. phys. 4, 13;
801, 14; 1126, 10; 1368, 7.
3) De anima B 11, 423^ 29. de sensu 4, 441^ 12.
4) Berl Sitz. 1893, 101 ff.
5) B. 28, 11 Schmidt xo'öxtav Si\ StaasaacpriviafLivtav k^ijg xct 8uc xijg
aviiTtXoHfjg x&v slgri^tivoav axo^x^imv iavxsXo^iisva ^soDQijiiaxa y(^dtpo{LBv,
GewöhnHch ist der Ausdruck Herons S. 28, 17 ^Qoxsd-soDQrii»,4vcc axotx^Lov
?vs%a, ebenso 56, 14. Das ist soviel wie axoix^KoS&g, was Laert. synonym
mit inl nstpaXalmv zu verwenden liebt, in 47. VU 131. X 34.
— 38 —
Sprachgebrauch an. Er spricht von dem ÖQd'bg löyog und ver-
langt yvavai tä tov köyov 6tOL%Bla notöv xv £xa6rov ccdr&v i0ti
xal n&s &Qii6rr£tai stQog &XXriXcc Tcal o6a tovtoig dxökovd^d
Böttv^) (also die Elementarlehre der Systems), er spricht femer in
der Physik von der berühmten xQäövg Sv 5X(dv^ welche r^ slg
akXrika t&v 6tov%sCo3v ^sraßokfj 6G)(iatog SXov dt' Slov tivbg
itBQov di6Qxo^Bvov vor sich gehe'), aber bei der Dürftigkeit der
Fragmente läXst sich nicht viel Detail erwarten, nur dafs man
sieht, «kfs auch hier die physikaHsche Bedeutiuig der Empedo-
kleischen Elemente im Mittelpunkte steht. Genaueres und Feineres
haben wir von Chrysipp, aus dem Areios überflüssig viel hier-
über ausgezogen hat.^) Die Hauptsache stammt aus dem ersten
Buche seiner Physik. **) An die peripatetische Definition schliefst
sich zunächst an 1) die der vier Elemente i^ &v 0vvC6tuad'at
stdvta — xal slg tavta äiakvsöd'aL.^) Stoisch aber ist die Be-
vorzugung des Feuers 2) rö dl <^nvQy xar' i^ox^^v 6toL%elov
XiyBöd'ai öi& rö ^| aitov n:QG}tov rä kovnä 6vvv6ra6^at xatä
[iBtaßok'^v xal slg airb B0%atov xdvta ;|r£dft£i/a Siak'öeöd'atj tovto
dl [lii iTtidsxsöd'ai tiiv slg &llo %v0iv -^ icväkvöiv. Areios fügt
aus einer anderen Stelle Chrysipps die sich inhaltlich teilweise
deckende, aber ja nicht zu tilgende Variante zu: öw^öradd^aL
dl ii aitov rä loLstä xal %e6iLeva slg tovto i6%atov tsXsvxäv,
naqb xal 6toiXBlov ksysö^ai 8 stQ&tov sötrjxsv ovtcog &öt€
6'60ta6LV 8iS6vai &(p^ aitov xal aitb t&v kotn&v ji;60iv xal
Sidlvöiv 8B%s6%'av slg aitö. Die Etymologie ötoix^lov von iarrj-
xBvai reiht sich den übrigen stoischen Leistungen würdig an.
1) Vgl. Bäumker Mat. 368. Zeller UI 6, 182. Es ist sehr zu be-
dauern, dafs y. Arnims Fragmentsammlung uns noch nicht vorliegt. Be-
richte, wie Plut. de comm. not. 23 S. 1069 F 'bnoti^siiivotg 6toi%Bl€c Ti}^
6'()daifi,ovU)cg tijv tpvöiv [nämlich Zi/jvmv ii%oXov^asv ISisvoKQdtBi xal iloXi-
fuovijy sind nicht zu verwerten.
2) Arr. Epictet. IV 8, 12.
3) Wörtliches Fragm. b. Areios Fr. 38 (Stob. Ecl. I 17, 3).
4) Fr. 21 (Stob. Ecl. I 10, 16 c).
6) Laert. VE 134. 136.
6) Peripatetisch ist auch die Scheidung in die oberen, leichten (Feuer,
Luft) und unteren schweren (Wasser, Erde) Elemente. S. darüber die
Stellen bei Zeller Ula 185^ und Simpl. de caelo 700, 3. Damit hängt auch
die Distinktion Ton &nX& xal hcc^ccqoc und avvd'sra xal (iBiisiyiiiva zu-
sammen, die Plutarch de comm. not. 49 S. 1085 C bekämpft.
— 39 —
3) xatä xqCxov Myov Xsystai ötoixslov bIvul o stQ&rov öw-
B0t7iX6v ovtG)g äörs yev£6LV SiSovai a^ avtov ödca f^f^Cp^ relovg
xal i^ BKsCvov xriv &vAXv6vv 8B%e0%'av Big iavtb xri biLoCq: bdiß.
Das ist aber nicht eine allgemeine Definition des 6xol%bIov^ son-
dern des weltschaffenden und weltzerstörenden Feuers, des ücvq
tB%viKbv 6dp ßadü^ov inl yivBövv xööiiov^ das mit der Gottheit
identisch ist. Diese Bedeutung fällt also, was Arius bei seiner
eiligen Kompilation entgangen ist, mit No. 2 zusammen. Noch
weniger überlegt sind folgende als Anhängsel gegebene Defini-
tionen aus Chrysipp: 4) tb di' aitov Bixivrjtötatov^ wiederum
das Feuer; 5) fj apjj^i) Myog (korrupt); 6) fj aiäiog äijva^ig tp^j-
6lv B%ov6a roLavtrjv (folgt ein nicht hergestellter Satz über die
Verwandlung xdtca ava)\ Big aixif^v tb stävta xatavakC0xov6a xal
rö aitfjg xdliv dütoxad'iötäöa tBtayiidvcog xal bSai, Also auch
hier wiederum drei der unerschöpflichen Varianten des Welt-
prinzips nvQ. Als Entschädigimg für diese Eintönigkeit läfst
sich aus Grälen^) seine grammatische Definition des Elementes
gewinnen. Nach Aufzählung der Redeteile ähnlich wie bei Ari-
stoteles örotx^taj övkkaßaC^ Svoiia^ ^W^ nQÖd'Bötg^ aQ^Qov^ ö'öv-
ÖB^iiog heifst es ä vcaXvv 6 XQ'öötstütog dvo^d^BL xov Myov 6roi-
%Bla, Daher kann man in der anonymen stoischen Definition
des Verbums bei Laert. VII 58 6xoi%bIov X6yov asttcatov^ öri-
[laivöv tv övvraxtbv nBQi xivog ^ rtv&v olov ygdgxo^ kiyco^)
den Urheber unschwer erkennen. Die übrigen Stoiker nennen
die Redeteile [iBgr^ löyov. Sie gehen bekanntlich, entsprechend
den aufserordenÜichen Fortschritten der Fachgrammatik in der
alexandrinischen Zeit, viel mehr ins Einzelne und haben nun
auch die im Peripatos versäumte Unterscheidung von Buchstabe
und Laut nachgeholt. Bei Laertios heifst es in der Übersicht
der stoischen Grammatik VQ 56 tQix^S kiyBtav tb yQdfi^ia
l) tb 6toixBiov^ 2) 6 x^Q^'^'^'hQ '^^^ 0toLx^iov (also ygd^^a im
1) De plac. Hipp, et Plat. S. 672 Müller. Die Zahl der Redeteile
stammt nicht aus Chrysipp, der nur fünf fiigri unterschied, Laert. VII 67,
Vgl. den Titel seiner Schrift (Das. 192) IIsqI t&v axoi%si(ov xov l6yov tucI
x&v XsyoiLivmv l. Aus den 193 stehenden Titeln gehört hierher Tlsijfl xfjg
avvxd^smg xal öxoix^icav x&v Xsyoiiivcav TCQbs ^iXiTCitov y, IIbqI x&v axoi-
Xslmv xoü Xdyov nQb$ Nimav ä.
2} Ahnlich a. 0. ä^&QOv: cxoi%bIov X6yov nxoaxt^Hbv dtoQlSov xa yivri
x&v övoiMcxmv xal xohg äQi&iiovg.
— 40 —
engeren Sinne), 3) rö bvo^ia olov "Ak(pa (yQci^^a im engsten
Sinne). Sextus^) setzt dieser Definition hinzu^ dafs öroix^iov im
engeren Sinne nur den Laut bezeichne (d'övafitg tov xccQa-
xrfJQOs). *)
Aus der übrigen stoischen Schule erfahren wir nicht viel
Neues. Die Definition, die unter Anführung von Zr^vcov iv r^
IIbqI xov oXov xal XQveiJtTCog iv xri stQcorrj t&v Ovötx&v xal
^AQxeSriiLoq Iv tivi^) IIsqI 0toL%aCG}v bei Laertios VII 136 ge-
geben wird: i0tL S% 6xoi%bIov ii, oi TCgatov ylvatai tä ytvö^sva
xal elg b l^xatov aval'östav^ deckt sich mit Chrysipps erster
und zweiter Definition und läfst unschwer den Einflufs des Ari-
stoteles erkennen.
Bemerkenswerter ist die schärfere Differenzierung von &qxi/1
und 6toi%BloVy die ebenda gegeben wird.*) Danach sind die
Prinzipien (Gott und die Urmaterie) unerschaffen und unzerstör-
1) Math. I 99.
2) Dafs Chrysipp die Anwendung von 6toi%Bta = elementa doctrinas
kannte, ist selbstTerständlich. Er selbst scheint diese Bezeichnung ver-
mieden zu haben, aber er sagt einmal, Plut. d. stoic. rep. 10 p. 1035 F,
man müsse der Jugend nicht skeptisch in utramque partem vordemonstrieren,
sondern man müsse im Gegenteil die Anfänger ins ABC einweihen (aroi-
XSiovv xal TiaxaGtoixiiBiv tohg sleayofiivovs &n' &Qxfjs fi^XQ'' ''^^^ovg) und
erst dann gelegentlich die Gegenargumente erwähnen und wie ein Advokat
zurückweisen (sld'' &v [i(p' Siv die Hdss.] yLaiQ6g iari iivria^fjvat xal v&v
ivcivtloiv l6y(ov SiaXvovtag cciyc&v tb ni%'av6v vLaQ'dnBQ xal iv rolg dtxce-
ötfiglois.) Über gxoi%bi>ovv s. Usener Theodos. (L. 1890) S. 152 zu 47, 8.
Es bedeutet 1) elementar vortragen, Epic. ep. I 35 [3, 11 Usen.] xhv tvTtov
tijg TtQocyiuctsiag xhv naxsaxotxst^oafidvov ', 2) aus Elementen bilden, Simpl.
phys. 246, 3 xcc fisv axoi%sla iwnaQxsiv XQi} roo exoi^xsimxm, de caelo 255, 4;
3) byzantinisch bezaubern s. axoixBlov unten. Ob xal yiaxacxoix^i^^v in
dem Chrysippcitat neben oxovxbio^v echt ist, wage ich nicht zu entscheiden.
nocxaaxotx^isiv ist a:ra| slQrnidvov und cxoixlisiv heifst etwas gänzlich fern-
liegendes.
3) Lies iv ro5, wie § 134 'A^x^d^Log iv xm Ilsgl axoix^loov.
4) 134 Statpiquv 8i tpaaiv &qx^S ^^^ ßxoixBla. xccg ftkv yccQ slvai
&ysv'qxovg xal cc(p^oiQxovg , xcc äl axoix^ici naxcc xijv innvQtoötv (pd'sLQsa9'ai.
&Xlcc xal tffibftara (so die Hdss., ja nicht &atxnLdxovg, was wider die Lehre
ist; s. Bäumker Mat 332^ slvat xccg &qx^S ^ccl &fi6Q(povg (vgl. Theophr. metaph.
14 p. VI Usen.), xa dh iisiioQ(p&a^oci. Vgl. Aristokles Eus. P. E. XV 14, 1 aroi-
XBlov slvccL (pccai x&v övxmv x6 nvQ, nad'dnsQ ^HgatiXsixogy xovxov ^ &QX^S
vXriv xal ^s6vy mg IRdxmv, &XX' ohxoi äfi^tpoD Gihiiccxd tpaaiv slvcti. Vgl. über
diese Unklarheit im stoischen System Bonhöffer EiMk JEpiktets n 245.
— 41 —
bar, die Elemente aber gehen in der Ekpyrosis zu Grunde.
Femer sind die Prinzipien zwar Körper wie die Elemente, aber
ungestaltete, während diese Gestalt empfangen haben.
5. Späteres Grieclientnm.
Die Terminologie der späteren philosophischen Fachlitteratur
bis stark in die Laiensprache hinein ist im wesentlichen be-
dingt durch die stoisch -peripatetische Schulsprache, welche die
Eklektik zum Gemeingut der griechisch-römischen Welt gemacht
hat. Obgleich es unmöglich ist oder wenigstens mir unmöglich
ist, die spätere Litteratur auch nur annähernd in der Vollständig-
keit zu übersehen, wie es in gewissen Grenzen bei der klassi-
schen angeht und versucht worden ist, so sieht man doch die
allgemeine Voraussetzung auch bei diesem Begriffe bestätigt, dafs
die spätere Philosophie durchaus fortwirtschaftet mit den alten,
immer abgegriffener werdenden Münzen. Man kann viele Schrift-
steller der Kaiserzeit durchlesen, ohne auch nur die geringste
Modifikation der alten Terminologie wahrzunehmen. Selbst der
originellste Denker der Spätzeit Plotin hat den Stempel öto^x^tov
in trivialem Sinne weiter verwandt. Nur einmal hat er im
spätplatonischen Sinne, den er aus Aristoteles kennt, das €v als
6toi%alov 6vvd'atov bezeichnet (VI 6, 5).^)
Plutarchs Definition^) rö öto^x^lov slg oifShv övuvqeIxui xcbv
6vvi,6ta(iavci)v i^ avtov^ totg Sh aXXoig slg rb 6toi%elov fj Scd-
kv6i,g entfernt sich nicht von dem Geleise der peripatetisch-stoi-
schen Trivialphilosophie. Auch der nicht-philosophische Gebrauch
in der Bedeutung ^Grundlage' fehlt nicht: örovx^la tilg apfr^g^),
rfjg siSrnfioviag.^) Das ist alt. Dagegen bahnt sich bei ihm
der später so häufige Gebrauch von 0toi%alov als Antonomasie
vorher bestimmt bezeichneter Elemente an. Namentlich wird
1) In den etwa 20 Stellen dreht es sich immer um die vier Elemente
{xa rittaga ohne isxoi%Bla Enn. VI 2, 4; 3, 9). Einmal findet sich sogar in
aristotelischer Weise tolg atoi%üoig naXoviiivoLg Enn. III 1, 3.
2) Quaest. Piaton. S. 1003 F.
3) De Üb. educ. S. 12 C.
4) Commun. notit. 23 S. 1069 E o'öxl xal Zrjvav xovxoig 'fyioXovd'riasv
(den Platonikem) ^noxi^ByAvoig 6xoi%bIu xfjs sifdatfiovlas xiiv (pvciv xal xb
— 42 —
80 Wasser oder Meer umsckrieben, z. B. rb nQog ^aXatrav ixd'og^
d)g , , . TtokdfiLov tri q>v6Bi tov dvd'QAstov 6xoi%bIov, ^) Eigentüm-
lich ist ihm der mehr scherzhafte Name nifinrov 6roL%Blov für
das Meer, das als gröfster Wohlthäter der Menschheit einen be-
sonderen Platz neben Feuer, Luft, Wasser und Erde zu bean-
spruchen habe.^)
In Alexanders Sprachgebrauch ist auTser den peripatetischen
Ausdrücken und Definitionen der Ausdruck Elementarfeuer für
das Ixxavfia im Gegensatz zum Äther bemerkenswert'), bei lam-
blichos findet sich häufig die aus der Pythagoreischen Epoche
Piatons bekannte Verwendung für die arithmetischen und geo-
metrischen Prinzipien.*) Aus Simplicius ist etwa die etwas un-
geschickte Neubildung d-sol ötoLx^LOXQcitoQBg zu verzeichnen, die
mit Rücksicht auf den Platonischen Timäus so genannt sind.^)
In der Medizin der römischen Zeit spielt der Begriff Ele-
ment keine geringe Rolle. Asklepiades von Prusa, der als Grund-
lage seiner Molekularpathologie Syxoi ccvaQfiOLj d. h. diskrete
Moleküle nach dem Vorgange des Herakleides Pontikos setzte,
hat seine Prinzipien in der Schrift IIbqI 6xolxbC<dv verfochten.®)
Er scheint aber für seine eigenen Elemente, ähnlich wie Epikur,
dem herkömmlichen Ausdruck ausgewichen zu sein. Dagegen
mied Athenaios, der Stifter der pneumatischen Schule, den her-
gebrachten Terminus durchaus nicht, indem er die vier mate-
riellen Grundqualitäten Warm, Kalt, Trocken, Feucht nach dem
1) Sympos. VIII 8, 2; vgl. von Späteren Chariton VE 6 iv diitpo-
tigoig totg atoLxsLoig 6 nöXs^vog <S;xfia££t d. i. per utrumque elementum (näm-
lich terra marique), wie Ammian XYII 13, 141 sagt. Beiske filhrt zum
Chariton S. 679 D'Orville noch anderes der Art an. Manches davon wird
uns noch begegnen.
2) Aqua an ign. 8 S. 966 F.
3) Quaest. II 17 [11 61, 32 Bnins] toit mg 6xoi%Biov nvQÖgj 3 xal §%-
'KCCviiM IdyBroci.
4) In Nicom. S. 16, 11 Pist. <sxoi%bIov ii Svdg-^ 27, 9 i^ \Mvdg\ 67, 7 ij
Ctif^Lii; 61, 23 tb tQlycavov; 96, 28 ij tstgdg; 104, 3 ^ 7Cq6>V71 Hdg-, 74, 9
dvo atoi%Bla (= fiovag, dvdg); de commun. math. 4 S. 49, 7 Festa tb Sy
MOfl tb TcXfjd'og, Tcigag ts xofl dnugov^ taircdv ts xal itsgovj ctoi%Bla %a\
yivri tfjg iniiStrJtiTig iati.
5) De caelo 107, 15 ngbg tovg ctoix^i^otigdtogag Xiystai 9'sohg, tohg r&v
ZXmv atoLXBioav iTCLßsßfindtag. Die Bildung klingt neuplatonisch, wie das auch
bei den Eirchenschriftstellem beliebte %oafio7igdt(og (vgl. unten S. 47').
6) Galen de elem. I 9 [I 487 E.]; Bäumker Mat. 325 ff.
— 43 —
Vorgang der alten Medizin^) und der Stoa als Elemente, und
das Pneuma als zusammenhaltende Quintessenz*) seinem System
zu Grunde legte. Im Gegensätze zu den Pneumatikem hat auf
peripatetischer Grundlage GkJen die Elementenlehre schärfer ent-
wickelt. In seiner Schrift de elementis giebt er folgende Unter-
scheidung von äQx^ ^uid örovx^tov: die Prinzipien sind nicht not-
wendig gleichartig den Dingen, die daraus entstehen, dagegen
sind die Elemente gleichartig.^) 'Daher sprechen wir von Prin-
zipien der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser, dagegen
sind diese die Elemente aller anderen.'*) Im Gegensatze zu den
Pneumatikem, die von der Wahmehmbarkeit ihrer Elemente
(alöd^tä 6xoi%Eia) gesprochen hatten, schärft er im Anfang dieser
Schriffc ein, dafs man den Elementen als den kleinsten Bestand-
teilen, die notwendig oft wegen ihrer Kleinheit unseren Sinnen
unzugänglich sein müssen, nicht das Kriterium der at0%^6iQ an-
legen könne. ^) Leider ist uns das Werk Galens „Über die medi-
zinischen Termini^\ in dem der Artikel 6xoi%£lov eines der fünf
Bücher vollständig ausfüllte, verloren.*)
Galens Zeitgenosse Artemidor, der die Traumdeuterei eben-
falls zur Wissenschaft zu gestalten sucht, entwickelt einen neuen
Elementbegriff. Seine etoixBla sind el7c6vBQ tövai fpvavxaC (I 2
S. 5, 2 Herch.), die sich I 3 (9, 19) als folgende sechs Grund-
begriffe enthüllen: Natur, Herkommen (i/dfico), Sitte, Kunst,
Namen, Zeit.')
1) Vgl. Fhilistion Anon. Lond. XX 26 u. A. S. die genaue Darlegung
seiner Elementenlehre bei M. Wellmann Pneumatische Schule (Wilamowitz
Ph. ünt XIV) S. 135*.
2) Kai TcifiTtrov nagSLödysi nocrä tovs ^(oi'iiovg tb difjuov Sicc ndvtoDV
Ttveiiiutf i{p' o5 rä ndvxa 6vvi%B<s%'ai xal Stoi-^BU^ai Gal. XIV 698.
3) I 6 [I 470 K.].
4) Ebenda S. 480.
5) Daselbst S. 412 iTteidi} tb 6toi%Blov iXd%iat6v ißti fiögiov ovnsg ctv
^ atoLx^toVy iXdxiarov dl oif taiytbv oclad-iiaH rs tpaivBxai xal 6vxaig fort
{nolXa yccQ ijnb aitiTiQ&critog iittpsvysi r^v ocüad'riiSLv) , s^öriXov mg o-öx ctv sihri
T&v <pvasv ts nal övtoos hndcrov Tegdyiiatog atoLx^lcov ^ al'ad"riaig TiQLti^QLov
. . . &XUc, tä nQ&td ts Tial dnXovarata tfj tpvaBi %al ft7]X£r' Big aXloc diaXv-
9'fjvai Svvdfisi trjt&iLSv.
6) V 663 E. Ttsgl i^kv o^v toü otoixbIov 6v6(iatog ZXov l^x^ig ysyga^Lf/fi'
vov ßißXlov iv tfj t&v 'latQin&v dvo^idtcav jegayitoctslo^, vgl. Ilberg Rh.
Mus. 62, 620.
7) Vgl. IV 2. S. 202, 24.
— 44 —
Wir gelangen damit in das Gebiet der Wunderbücher, welche
im Ausgange des Altertums die geheimen Wissenschaften der
Astrologie, Alchymie und andere noch weniger vornehme Künste
behandeln. In dieser weitverzweigten und doch unter sich und
mit der wahlverwandten rehgiösen Litteratur innig zusammen-
hängenden Litteraturgattung erlebt der Begriff ötocx^tov eine
wirklich neue und wichtige Umgestaltung, die nicht blofs an und
fiir sich interessant ist, sondern auch mit ungewöhnlicher Blar-
heit Zusammenhänge von selbst aufdeckt, die sich sonst einem
aktenmäfsigen Nachweis mehr entziehen. Es handelt sich um An-
schauungen, welche etwa von Christi Geburt an Orient und Occi-
dent, Heidentum und Judentum, Mithrasreligion und Christentum
völlig gemeinsam sind und aus verschiedenen Wurzeln stammend,
bald eine ziemlich homogene, von der vorchristlichen mehr und
mehr sich scheidende, religiöse Spekulation ausbilden, die zur
Verbreitung des Elementbegriffes in neuer Prägung aufserordent-
lich stark gewirkt hat.
Ich beginne mit der Astrologie, die vermutlich am meisten
dazu beigetragen hat, diese theologische Verwertung der Elemente
in hohen und niederen Schichten zu verbreiten. Sie erscheint
um Christi Geburt, wo sie eine Weltmacht zu werden beginnt,
eng verschwistert mit dem wieder aufgelebten Pythagoreismus.
So hat an ältere Schrullen der Pythagoreer anknüpfend die neu-
pythagoreische Schule das Alphabet an den Himmel versetzt.
Die sieben Planeten werden mit den Vokalen identifiziert, weil
sie die Sphärenharmonie hervorrufen und erhalten deren Zeichen
ä i rj l ö ä,^) Genauer lehrt Nestorios, der Grofsvater des Neu-
platonikers Plutarch, dafs die Harmonie durch den Zusammen-
klang der 7 Vokale imd 17 Konsonanten, d. h. der Planeten und
der 12 Zeichen des Tierkreises (die Zahl stimmt nicht genau),
zustande komme.^) So scheint es üblich geworden zu sein, sowohl
die Planeten, namentlich Sonne und Mond, sodann die zwölf
Sternbilder des Tierkreises als öroixsia zu bezeichnen, wie es
1) Nicomach. exe. 6 (Musici ed. Jan S. 276, 8) aal yccQ Sij %ocl oi 9>^öy/ot
aqxxlQocs i'näatTig t&v hnxa iva tiva ^6q)ov noibv TCQtSatmg [vulgo ngAtovSj der
Gegensatz sind die avvtiS'ifisva fiiXri ^'^<^> ^] ¬sXslv TceqwKvlccg otg dii xa
cxoi%Bla tä qxovrjevToc incavöibocaraL, Tgl. Jan 228'. Über die Anwendung in der
Gnosis vgl. Wünsch Seth. Verfl. S. 77 ff. Siebourg Bonn. Jahrb. 103, 140 ff,
2) Procl. in R. P. S. 32, 10 ff. Scholl.
— 45 —
zuerst bei Hippobotos (spätestens 1. nachchr. Jakrh.^)) geschielit.
Endlich heilst jedes Sternbild öto^xslov^ wie das Grestim des
Bären, das nie untergeht, ötoixslov a(p%'aQXov in dem Pariser
Zauberpapyrus. ^)
Neben dem Neupythagoreismus hat sich natürlich, seit Po-
seidonios den Berossos eingeführt, auch der Stoicismus der Astro-
logie bemächtigt und ihr den Stempel aufgedrückt. Indem nun
die hierdurch besonders betonte Hervorhebung der Elemente sich
mit dem sonstigen griechisch -orientalischen Kult der Gestirne
verbindet, entsteht dadurch allmählich eine superstitiöse An-
betung der Elemente, deren erste deutliche Spuren in einem
Mythus des Dion von Prusa vorliegen, wo die vier Elemente als
Gespann des Zeus, Hera, Poseidon, Hestia nach dem Glauben des
Zoroaster vorgeführt werden.*) Diese Verknüpfung stoischer
Lehre mit mazdäischer Religion war um so leichter als in der
That bereits in alter Zeit die Elemente in Persien Verehrung
genossen*), und im zweiten Jahrh. polemisiert der Apologet Ari-
stides heftig gegen diese Elementargötter der Chaldäer, die in
Tempeln Eultbilder besäfsen.^) So kann es nicht auffallen, dafs
im Mithraskult, der eine weitgetriebene Konfusion östlicher und
westlicher Gedanken anstrebt, die Apotheose der Elemente eine
grofse Rolle spielt und ihre Darstellung auf den Mithräen weit-
verbreitet ist.^)
Aber auch auf dem Boden des Judentums hat sich, an-
knüpfend an gewisse volkstümliche dort verbreitete Engelanschau-
ungen, vor allem aber unter griechischem Einflufs ein Kult der
Elemente ausgebildet, der mit seinen mythischen Personifika-
tionen von der orthodoxen Lehre des alten Testamentes stark
abweicht. Die hierhergehörigen Stellen aus der talmudischen
1) Anders Gercke De quiJmsdam Laertii D. auctorihus, Greifsw. Progr.
Ost. 1899 S. 21. Die Stelle steht Laert. VI 102.
2) Pap. Paris. 1303 S. 63 Wessely. Andere Beispiele später.
3) Borysthen. XXXVI 39 ff., vgl. XL 35 und dazu v, Arnim Lehen u.
W. des Bio 487.
4) Herodot I 131 9'vovai Sl iiXim ts xofl fSsXrjvfj nccl yy %al tcvqI tkxI
vdari, nal &vi{ioiai. tovtotai fikv Sil ^^ovßL f/,ovvoiaLv &Qxfi^sv.
6) c. 3. Cumont Mithra 11 460. Vgl. ebenda I 41 n. 4; 117 n. 4;
p. 126 n. 7 ; p. 134 n. 42. 33.
6) Cumont a. 0. I 107 ff.
— 46 —
Litteratur führt Freudenthal auf Philon zurück^), dessen Misch-
bildung immer deutlicher wird und der für den jüdischen Volks-
glauben nicht yiel beweist. Schon die an bekannte £Iassiker-
stellen erinnernde Form weist bei Philon, z. B. de sacrific. 2
(11 p. 252 M.), auf die Entlehnung aus dem Griechischen hin: „Die
Elemente Erde und Wasser rufen beinahe mit lauter Stimme:
wir sind es, aus denen die Substanz Eures Leibes besteht, uns
hat die göttliche Natur gemischt und zur Menschengestalt ge-
bildet. Aus uns seid ihr bei der Geburt entstanden, zu uns
werdet ihr zurückkehren, wenn es zum Sterben kommt. Denn
nichts kann in das Nichts vernichtet werden, sondern woraus der
Anfang, dahin geht das Ende."^) Ebenda „Was ziemt Dir Men-
schen gegenüber zu thun, die doch von Natur verwandt und
aus denselben Elementen gebildet sind (anb x&v axft&v öroixsiiov
önaQsvtag)?^^ Philon steht aber hier nicht allein. Das zweite
Makkabäerbuch, wohl die älteste dieser jüdischen Schriften, nennt
7, 22 die Bildung des Leibes aus den Elementen mit prägnanter
Kürze 6roix€i(o6i,g, Wir dürfen hier wohl unbedenklich stoischen
Einflufs annehmen. Etwas später fällt die „Weisheit Salomons"
die ^nzlich im stoischen Fahrwasser segelt, 7, 17: airbg yccQ
(lOL iS(ox€v t&v üvtcov yvcböLV ailfSvSrj^ slSsvai ö'ööraöiv xööfiov
xal ivi^ysiav 6xoi%eC(ov^ noch deutlicher am Schlüsse 19, 17, wo
die gegenseitige Umbildung aller Dinge geschildert und die Um-
formung der 6toi%Bla mit der Umändenmg der Töne auf dem
Psalter verglichen wird. Etwas später fäUt wohl das sog. vierte
Makkabäerbuch, das mit dem fiktiven Automamen Jojsephos
wenigstens Zeit und Nation des Verf. bezeichnet. Auch hier ist
der Stoicismus stark aufgetragen und der Gedanke von der
elementaren Gleichheit des menschlichen Leibes tritt hier mit
Pathos hervor: „Schämst Du Dich nicht als Mensch, Du Bestie,
Deine Mitmenschen, die fühlen wie Du und aus denselben Ele-
1) Hellmist, Stud. I 70 jßF. Ber. Rab. 3 = Philon de fug. et inv. 114
[m 133, 20 Wendl.]. Besonders Sehern. Bab. c. 15 mit der Kosmogonie
von Wasser, Lufb, Feuer vor der Erde.
2) Vgl. Ehetorius Catal. Astrol. ed. Cumont p. 146, 23 insidii yoQ vic
iflLTicc ndvxa in to'btmv t&v d ßtoix^loiv i^oi aaiidtav avviatriTisvy &vdy%ti
aal tbv &v9'Qa}nov mg rfjg a{>trjg q)'6as<og %s%0LV<ovriK6ta ii^srix^iv ttyintov r&p
d axoi%Bi(ov MOfl TeQoaita^ocv tä tinaaga nivtgoc trjg yeriaBcag ttaric tieg ria-
aocQccg %Qdesig tovtav t&v 9 ctoi%BL<ov.
— 47 —
menten gebildet sind (ix r&v ait&v ysyovörag 6toi%BCG)v), durch
Abschneiden der Zunge zu martern?"^) Diese republikanische
Phrase stammt aus dem Arsenal des Cynismus; die stoisch-
cynische Predigt hat diesen Gedanken vielfach variiert. Daraus
schöpft die spätere kteinische wie griechische Litteratar. So
Juvenal 14, 16
a/nimds servomm et corpora nostra
materia constare putat parihusque dementis
und Quintilian III 8, 31 liberos enim natura omnis et isdem con-
stare elementis und Macrob. Sat. 11, 6 tibi auiem unde in servos
tantum et tarn inane fastidium quasi nan ex eisdem tibi et con-
Stent et alantur elementis eundemque spiritum ab eodem principio
carpant? Diese menschenfreundliche Gesinnung, welche an Epi-
ktets Weise erinnert, wird bei den pythagoreischen Freunden des
Vegetarianismus auf die Tiere ausgedehnt, „die durch die Ge-
meinschaffc des Lebens und der Bildung und Verschmelzung aus
denselben Elementen wie durch ein Band der Brüderlichkeit mit
uns verknüpft sind."^)
Während die sonstige häufige Verwendung von 6xoi%elov
bei Philon sich nicht von dem Trivialgebrauche der griechischen
Schriftsteller abhebt, ist für unseren Zweck die in der oben er-
wähnten Stelle (p. 252 M.) hervortretende Personifikation wichtig.
Denn sie wird ausführlicher entwickelt in der K6Qri xööfiov des
Hermes Trismegistus, der eine wunderliche Zusammenklitterung
von Genesis und Timäus geliefert hat und wohl auch Philon
kennt. Hier kommt eine Versammlung der UtoLx^la vor, die
dem Zeus ihre £Iagen über das verruchte Menschengeschlecht
der Reihe nach vorbringen. Das Feuer beginnt, Luft und Wasser
folgen, die Erde peroriert in Kngerer Rede.*) Ähnlich ist die
toUe Phantasie in dem späten 'Testamente Salomons'*), wo die
1) Macc. 12, 13; 8. Freudenthal Josepfms, Über die Herrsch, d. Vem.
(Bresl. 1869) S. 48«.
2) Jambl. Y. Fyth. 108 yermutlich aus Nicomachos.
3) Stob. ecl. phys. I 49, 44 S. 403, 12 W. Stoisch gefäibt ist der
Piatonismus im Poimandros 1, 10 S. 5, 9 Parthey natsXsUpdiri tcc äXoyoc tä
noctmqtSQfj ctoi%Bla, mg slvai vXriv fi>'6v7iVj 6 Ss SrnitavQYbg vovg a^v x& X6yco,
Vgl. für diese ganze Richtung Dietrich Abraxas 60 ff.
4) Gaulmin ad Psell. op. daem. S. 113 (Fabric. Cod, pseudepigr. Vet
Test. V p. 1047; Fürst Orient Jahrg. 1844 Sp. 713) xal iniXsviSoi nagstvai
— 48 —
sieben Planetengeister unter phantastischen Namen als die Herrscher
des xööfiog und die ^sogenannten ötovx^ia^ sich dem Könige^ der
sie beschwört, vorstellen.
Sehr merkwürdig ist stets die Stelle Philons de spec. leg. I 1
(Philonea ed. Tisch. S. 2) erschienen, wo das Schwören bei dem Namen
Gottes verboten xmd als Ersatz das einfache vi^ röv^ fiä röv em-
pfohlen wird. Höchstens sei gestattet bei der Erde, der Sonne, den
Sternen, dem Himmel den Schwur zu leisten. Wenn der Satz
auch am Schlufs aus Timäus seine schöne Floskel erhalten hat,
so erinnert das Verbot wie der Ersatz des Schwures doch mehr
an die Pythagoreer oder Pseudopythagoreer der alexandrinischen
Zeit.^) Noch merkwürdiger aber ist in dieser Hinsicht die ebjo-
nitische Verpflichtimgsformel, die am Anfang der Clementinischen
Homilien steht Contest. 2 S. 6 Dr.: „Zu Zeugen nehm' ich Himmel,
Erde und Wasser, worein alles enthalten ist, und zu alledem die
Luft, die durch aUes strömt, ohne die ich keinen Odem habe/'®)
Die Nachbildung alter heUenischer Formehi und daau der als
Leitmuschel stoischen Einflusses dienende Ausdruck diä jcdvrov
äiY^TCBiv zeigen, wie in diesen wenig gebildeten jüdischen Orden
die höheren Formen westlicher Religions- und Philosophiegemein-
schaften eingedrungen sind. Aber auch manche Pharisäer haben
den durch die Apotelesmatik verbreiteten Kult der Elemente
fioi itSQOv daliiovcc nal siarjX&süav nvivfuna avvdsSsfiiva 8^(U)Q(pcc t^ stSsi,
%&yoi IkcXoiioDv tocvta i^'ocö^iaca nal imiQiycriaa Xiycav nocl 'bfisZg tLvsg iari'
ol ÖS dfiodviiaSbv ^(priisav {iia qxov^ nal bUcov iifistg iaiLSv xä Xfyöfisva
6toi%Bia ol noaitOTiQcitoQSg toü atidtovs tovtov 'Andtriy KXad'Ay ZdXriy
IRdvri, JvvafiLs, KocuLatri (andere Version ijti^stg ia^isv in t&v tgidnovra
TQi&v etOLX^lav toü MOff/iox^aro^o? to^ andtovg . . . nal tä äargcc i^i&v iv
oi)Quv& sicLv inta äatga ^tüQOtpavij iv öiLovoia).
1) Kai TCQoa^aQaXaßitm ttg (zu vi\ t6v, ^ä x6v) si ßo'dXstai, fiij fiivtoL Kj^by
ävoatdro} xocl TtQsaßvtatov B'bd'^g othiov^ &XXcc yfjv^ ijXioVy äatigag, oigavövj tbv
ßviirtavta Koenov. &^ioXoyiixata yccQ tccvrd ys xal TCQsaßvtSQOc rfjg iiitsti(fag
ysviaecog xofl ngoaiti &yiqQ<o Si^aKoviovvta tfj tov 'JtB'JCoir^%6tog yv&yLiß*
2) Diog. ym 22 u. 6 oi) luc tbv äiga tbv icvanvitOy oi) [uc tb ZStoQ
tb TclvoDj o^kot' oHaoo 'tjyöyov tcbqI tov X6yov tovBs, vgl. Archiv lU 467, wo
an die Muster des Fälschers erinnert ist. Verwandtes im Judentum tadelt
Ev. Math. 5, 34 f. Vgl. über diesen Zusammenhang auch Zeller, Hilgen-
felds Z. f. wiss. Theol 42, 224.
3) MdQtvQug ix^iibi oiQavbv yrjv v^oag iv olg xa ndvta ^SQiix^ou^
TCgbg tovTOig 91 aTCaciv nal tbv dia icdvrmv dirJKOVta diga^ ov avsv o^w
avanvia.
— 49 —
nicht verschmäht, wenn Epiphanius in haer. Pharis. I 16, 2
richtiges überliefert.^)
Es kann nicht überraschen, dafs sich die Apotheose der
Elementargötter bei den Astrologen von Fach noch weiter ent-
wickelt. Vettius Valens, ein unter Mark Aurel lebender Stern-
deuter, beginnt das letzte Buch seiner Anthologien mit folgendem
Anruf: ,y[ch beschwöre Dich, Marcus, bei Sonne, Mond und
Sternen, bei der Natur und Vorsehung, bei den vier Elementen
u. s. w."^) Auch in der schwarzen Kunst der Alchemisten er-
scheint die Tetraktys der Elemente in der feierlichen Beschwö-
rung.^) Am vollständigsten findet sich alles in dem Achtgötter-
schwur der Orphiker vereinigt, der etwas älter als Vettius ist,
val (i'^v äd'avdrcov yawif^OQag athv iömtov
TIvQ xal ^'TdtoQ ralccv xb xal OÖQavbv ijd^ Ueki^vrjv
^Hshöv xs ^avfi xb fiiyccv xal N'öxxa fiikacrav.*^)
1) (I 318, 18 Dind.) oim ijdvvi^&riv dl dnQiß&s tiiv to'dtonv incDvviiiav
in^Blvai &U^ xal ta liatccicag %onii6iisva slg ägt^iibv Gxoi%Bi(QV naqä
xoXg ns7tXocv7iii,Svotg 6v6{uxxtt a i&Sia nocXovai %al &9'siLLttos tbv 7i6aiiov slg
&aißsu)cv inXdvriaav. ovrca ndXiv ^EßgocXnag aitrcc naXovat TsXdy ^Q, €^(0-
lil^y HaQardv, 'AqI, Bsd'ovXd, Mofai^, 'AKQcißy Ksait, Fadi, JaXXi, Jtyyl^t.
ohivBg Totg '^EXXriai (idtriVy Xiyca di) ol ^agiaatot, d'KoXov&i/jaavtsg iiBta}v6-
lucaav Big tiiv ^EßgatSa tä ccbta dvdfucta ovtcd, Kgibv 6ri tbv Tcag' inslvoi^g
Xsyöfisvov TsXdy Taügov 2^^, JMiiovg GofiiiLy KaguCvov Zocgdtav, Aiovta
'Agly UaQd'ivov Bsd'ovXd, Zvybv Mcaiaviiy IhiOQTciov 'A-Kgdßy To^drriv
Ksait, AlyoTiigcDv Fad'iy ^TdQrix6ov JaXXi, 'I%^vag JLyyif/,.
2) Ich entnehme die Stelle der ungedruckten 'AvQ-oXoyiai (VIII 1)
üseners Abschrift des Hamburgensis bei Cumont Mithra I 108^ xal ravra
ftlv CO MdQKS ibstcc noXXov Ttövov xal iyKQatBiag iritricag xal icvBvgonv avv-
ita^a xal tag algiang i^sSöftfiv toiyagovv 6^x/£o) ae *HXiov Kai ZsXrjvrig
xal Ttivts 'Aatigcav tohg Sgö^iovg ^vaiv ts xal ügövoiav xal tcc tiaaocga
Scoi%Bla fiij tocx^cag tivl iistadovvaL %tX.
3) Der Zg%og des „Philosophen" Pappos lautet in Berthelots Älchim.
gr. I 28, 1 ^yinfv^ii . . . t&v ts (Stoi^x^icDv tiiv tttgant^v xal tcc i| aift&v, vgl.
30, 1 und die aristotelisierende Bearbeitung des Goldmacherbuches durch
Olympiodor ebenda 86, 16.
4) Theo Smym. S. 104, 21 Hiller iv . . . öi tpaaiv öxrcb to^g ndvtav
ngoito^vtcig slvai d'so^g (d. s. die Koaiiongdtogsg) mg xal iv totg 'Ogtpitioig
'\)g}ioig iattv S'bgtZv. *val fiiiv xrX.' Abel Fr. 171.
BielB, Elementum.
— 50 —
6. Christentam.
Nach diesen Proben der orientaliscli- griechischen Mystik
läfst sich nun sicherer über den Begriff öroix^iov im Neuen
Testamente urteilen. Die ursprüngliche Bedeutung schimmert
noch durch im Hebräerbrief 5, 12 ytdhv iqüav ix€t€ tov Svdd-
6KBIV ifiag^ xiva xä 6xoixsla rijg &Q%^£ xcbv XoyCiov xov d'sov.
Freilich im gebildeten Griechisch würde man wohl das ABC der
göttlichen Offenbarungen einfach mit xä 6xoi%ela xa>v XoyCiov be-
zeichnen. Aber der Verf., der nicht sicher ist, dafs man nicht
etwa „die Buchstaben" verstehe, fügt xf^s &Qxfig gleichsam wie
eine den Sinn versichernde Übersetzung hinzu. Vielleicht treffen
wir den Sinn des Stammelnden mit der Übertragung „Anfangs-
elemente." ^)
Gebildeter im Gedanken, wenn auch nicht in der sprach-
lichen Form spricht der zweite Petrusbrief von dem Weltunter-
gang. Die stoische ixyfÖQCJöLgj die damals die Phantasie der
Welt erfüllte, wie die apokalyptische Schilderung des Seneca^)
zeigt, führt von selbst die Erwähnimg der Elemente mit sich:
i^^sc dh f^fi^Qa xvQLOv &g xldTCxrjg^ iv rj ol oi^avol ^oc^rjdbv
naQsksvöovxacj 6xoi%ala 8b xavöoiifLBva Ivd'rjöovxac xal yfj xal
xä iv a'dxfi iQya xuxcacarjöexaL,^) Hier ist alles gut stoisch und
damit klar. Aber was bedeuten die öxo^xsla xov xööfiov im
Gkilaterbriefe, unter die das Volk geknechtet war?*) Warum
heifst es einige Verse weiter, dafs die Christen wiederum sich zu
den äöd'Bvrj xal 7CX(o%ä 6xoi%sla wenden? Was bedeutet endlich
die Warnung Coloss. 2, 8, sich nicht durch die Philosophie und
der Menschen trügliche Überlieferung nach den Elementen der
Welt verführen zu lassen?^) Ich kann die grofse Litteratur hier
1) Die gewöhnliche Auffassung (Luther: Die ersten Buchstaben der
göttlichen Worte) würde erwarten lassen entweder tijv t&v ato^x^iav äQZ'h''^
oder einfach tä jCQ&ta 6toi%Bloc.
2) Cons. ad Marc. 26, 6. Schlufs: nos guoque felices animae . » . in
antiqua elementa vertemur,
3) n Petr. 3, 10. Ebenso 12 6xoi%Bla %avaov(i8V(x n^KStat.
4) 4, 3 ovtatg nal ruistg, Zts r^pisv vilJTtLOL, iitb rä atoi%Bla tov nda^ov
^fi,6v SsSovloDfiivoi.; 9 n&g iniatQiq)Sts itdXiv inl xä äad'Bvrj xal ^rroo^a istot-
%Bla olg ntkXiv ävcad'sv SovXsvsiv d'iXBts-,
6) BXinsrs ^r^ ng %axcti i)yi&g 6 avXotymydiv Siä tfjg (piXoaoq)iag tial
— 51 —
nicht anführen und diskutieren, welche über den Sinn des Pauli-
nischen Begriffes örocx^la sich verbreitet.^) Zuiulchst ist, um
von andern vagen Interpretationen abzusehen, die Erklärung *-4w-
fangsgründe der natürlichen Menschheit' d. h. rudimenta ritualia
unmöglich.^) Vielmehr ist es richtig an Philon anzuknüpfen, der
ganz ähnlich wie Paulus die gereinigte Form des Kultes der
Therapeuten den Anbetern der Elemente entgegenstellt*), nur
dafs der Alexandriner nach seiner Gewohnheit mehr an stoische
B'böißsia^ der Pharisäer von Tarsos zugleich an die jüdische
Yolksanschauung anknüpft, dafs die 6rov%Bla ovQ&via von Engehi
geleitet werden.*) Der Sinn der Paulinischen Worte ist im
yLBvfig &7tdtrig natä x^v TeagdSoiSLV t&v ävd'Q&ncov, natcc tcc istoixslcc to^
1161S110V xofl o'ö %oita Xql(Fc6v.
1) Am meisten hat mich gefördert Everling PauUnische Ängelologie
(Gott. 1888) S. 70 S.
2) Sie findet sich zuerst wohl bei Tertull. ad. Marc. Y 4 «i ergo
ht8 qui non natura atmt dei serviUs, physicae id est natitralis super sti-
tionis elementa pro deo hdbentis sugillabat erroreni nee sie tarnen elemen-
torum deum taxans. sed quae velit intellegi elementa, prima 8 scüicet litt er as
legis, ipse declarat. dies ohservatis et m^enses et tempora et annos et sah-
hata etc. Von Philologen hat sie m. W. nur Valckenaer gebilligt.
3) De vita contempl. p. 472, 3 Mang, ols tivccg avyyLQivnv ä^iov t&v
iitayysXXoftivaiv Biteißsucv^ &Qd ys tovs rä etoix^ta xm&vtag yfjv ^Scdq äigoc
tcHq; olg nal inrnwiiiag id'evto ktigocg itsgoiy tb fikv tcvq "Hqxxujtov Tccegä
tiiv i^a'ipiv ol{uti maXovvxBg^ "^Hgav Sh tbv &iQa Tcccgä rb aügsad'oci nal
fisreoDQlisisd'ai Tcgbg vipogy rb dh vSoag UocstdAva, xd%oi tcov diä tb 7tot6v,
ti^v 9h yfjv Ji/}ii,ritQocv itaq Soov fiiitriQ doxer Tcdivtciv <pvt&v ts noil fo^ov.
Die von Conybeare S. 32 s. Ausg. beigebrachten Parallelstellen sichern die
wohl überhaupt jetzt bei den Kennern feststehende Autorschaft Philons.
Der Inhalt des Citates selbst ist stoisch.
4) z. B. Apocal. 14, 18 äyysXog . . . ^xmv i^ovalav inl tov jcvgdg; 16, 5
iJKOVisoi tov &yyiXov t&v {fScttoav; 7, 1. 2 tiaasgag &yyiXovg ket&tag inl tag
tiööSQocg ytovCag tfjg yijg, ngccto^vtag toi)g ticasgag ävinovg tijg yrjg . . . xal
sldov äXXov äyysXov &vocßaivovta &nb &vatoXfig riXlov. Ausführlich ent-
wickelt ist diese Lehre und gleichsam in ein System gebracht im Buch
Henoch. So c. 60, 10 ff. Dillm. über die Gteister des Himmels und der Erde.
Probe § 16 ff. : „Der Geist des Meeres ist männlich und stark und gemäfs
der Kraft seiner Stärke zieht er es mit einem Zaum zurück und ebenso
wird es fortgestofsen und in alle Berge der Erde zerstreut. Und der Geist
des Reifs ist sein eigener Eugel und der Geist des Hagels ist ein guter
Engel, üud den Geist des Schnees hat er entlassen^^ u. s. f. Es folgen
der Geist des Nebels, Thaus, Regens u. s. w. c. 82, 10 wird so die himm-
4*
— 52 —
zweiten Jahrhundert nur so verstanden worden. Das älteste
Zeugnis dafür scheint das KfJQvyfia TlitQov^): ^Wisset, dafs es
nur einen Gott giebt, den unsichtbaren, der alles sieht, den un-
fafsbaren, der alles fafst . . . Diesen Gott verehrt aber nicht wie
die Hellenen; in ihrer Unwissenheit, da sie Gott nicht nach der
vollkommenen Erkenntnis wie wir verstehen, bilden sie sich Holz
und Stein, Erz und Eisen, Gold und Silber zu Göttern, die sie
anbeten, und was Euch Gott zur Speise gab in der Luft und auf
Erden und im Wasser opfern sie, Totes den Toten darbringend!
Aber auch nicht wie die Juden! Denn diese glauben Gott allein
zu kennen, aber sie kennen ihn nicht, da sie den Engeln und
Erzengeln dienen, dem Monde und der Sonne. Und wenn der
Mond nicht erschienen, feiern sie nicht ihren ersten Sabbat, ihr
Fest des Neumondes oder der ungesäuerten Brote, oder ihr Laub-
hütten- oder Versöhnungsfest.' ^) Nicht anders hat Clemens, dem
wir das eben paraphrasierte Fragment verdanken, die Paulinische
Stelle verstanden*), indem er mit seiner hier recht billigen
Erudition prunkend zufügt 6xot%Bla 8a ösßovöc ^voyivriQ (ihv rbv
aiQa^ &aXrig S\ tb vS(OQ^^l7C7ta6og Sl rö tcvq xal ol rag &r6fiovg
^QX^S i>^orvd'd(i6vot, q)iXo6ofpCag Svofia v7toSv6(i€voL ad'soi xiveg
avd'QostLöxoc xal ipU'^Sovoi,.^) Dieser Sprachgebrauch, der in
den ötoLx^la hauptsächlich Sonne und Mond, im weiteren Sinne
die Gestirne überhaupt sieht, ist bereits in den christlichen
Schriften des zweiten Jahrh. durchaus gewöhnlich. So Justin,
dial. c. Tryph. 23 ÖQärs oti xä 6xoi%Bla oix a^yel oiSl öaßßa-
xCt,Bi^ d. h. die Gestirne, die täglich auf- und untergehen, feiern
lische Heerschaar, die für die Jahreseinteilung im Betracht kommt, solda-
tisch gegliedert vorgeführt. Vgl. über diese Gnosis Dillmann S. 186 f.
1) Clem. Strom. V 39 ff. bes. § 41 p. 760 P.
2) Der Schlufs lautet Xoiti}B'6ovxBg &yyiXoLg xal &QxccyyiXoig fwjvl kccI
asXi^vri. xofl iäv iirj asX'i/ivri (pocv^j üdßßatov o{f% äyovci tb Xsy6(isvov n^&-
tov oitdl vso^LTiviocv ayovaiv oiJr« &iv(ia oUr« ^axriv&vy kogtiiv o^ts iLsydXriv
ijlbiQav. Vor kogtriv habe ich atrivätv oder aytrivonriyloce als das dem Sinne
nach wahrscheinlichste Supplement eingesetzt. S. Dobschütz in Gebhardt
u. Hamacks Texte u. Unters. XI 1 S. 45 , der nur nicht hätte glauben
dürfen, dafs ^o^ri; allein in dieser Umgebung jene prägnante Bedeutung
haben könne.
3) Strom. I 62 p. 347.
4) Vgl. Strom. V 47 p. 673 P. val yi^v rj cxoi%BiQytiyLi\ r&v itaiSrnv dt-
SacaaXia, x^v x&v TSttdQoav ato^x^laiv TCSQisiXricpBv iQfirivsiav.
— 53 —
keinen Sabbat. Ebenso Apol. 11 5 6 d-sog xov Ttdvta xoöfiov
^OLijöag xal rä irnysia dvd'QtoTtoig iTtord^ag xal rä ovgavia
6tov%Bla slg avl^TjöLV xaQTtcbv xal d)Q&v (israßokalg xoöfL'^öag,
Athenagoras citiert das Wort des Paulus geradezu und erklärt
es wie die Zeitgenossen.^) Noch deutlicher ist dieser Sprach-
gebrauch bei Theophilus ausgebildet^), und sein Satz „Das gött-
liche Gesetz verbietet nicht nur Bildsäulen anzubeten, sondern
auch die Elemente Sonne, Mond und die übrigen Grestime"^) ist
wie ein Commentar zu den Paulusstellen. ^)
Man darf sagen, dafs diese prägnante Verwendung von ötot-
XSla im astronomischen und astrologischen Sinne mit einer ent-
schiedenen Neigung zum Sabäismus in der christlichen Litteratur
die herrschende geblieben ist. Das prägnanteste Beispiel findet
sich noch gegen Ende des 2. Jahrhunderts. Polykrates, Bischof
von Ephesos, schreibt in seiner Antwort auf einen Brief des römi-
schen Bischofs Victor in Sachen des Osterstreites: xal yäQ xal
xaxä xiiv ^A6iav fisyäka 6xoi%Bla xsxoC^ritai^ & tiva äva6r7]66rai
ry iöxdtri rifisQ^ r^g zaQovöcag xov xvqCov . . ^) Er meint die
1) 16 p. 17, 14 Schwartz BttB oiala %al a&na [nämlich 6 }i6aiiog] . . .
0*0 TcagaliTCÖwsg ngoanweiv xhv cttiov tfjg TiLvi^asmg xov amfiatog d'sbv inl
tk nt(o%a mal äad'svfj (Sxoi%Bla KatanlntoiLSv.
2) Ad Autolyc. I 4 ^Xtog xal asXi^vri nocl äatigsg 6toi%Bla ccbzov siaiVj
slg öfifisla mal eig Tiaigohg xal sig ii^igag xal ilg iviavto^g ye/oi^öra;
5 sl yäg ro9 ijXUp ilaxiöTca övtL atoixsica o^ Svvocxai avd'goanog atsvioat',
6 ctoi%Bl<av tbv e^tantov 8q6\lov,
3) c. 35 6 ^v ovv ^siog vo^iog oi) fi6vov xo^vst tb siSthXoig ngoonv-
vstVy &XXic Tiocl xolg atoi%ECoig rjXlm tj asXrjvg ?} rolg Xomotg aatgoig,
4) Vgl. auch Epist. ad Diognet. 7 &XX' aiytbg icXr^Sig 6 jtavronQdtoDQ xal
nawoTiTlarTig xal äogarog ^sog, wbtbg &n' o'bqav&v triv &Xri%'Biav xal tbv X6yov
tbv ayiov xal ditBQiv&qxov &v%'Q&noig ivldQvas xal iyKatsatrJQi^s ratg tloiq-
dUcLg aift&v o^, nad'dnsQ av xig slyidasisvy dvQ'q&noLg 'bnriQitriv xiva Tcifi'tjyag
rj ayysXov rj &q%ovxa ^ rti^a x&v Sisndvxmv xcc inlysia ij XLva x&v nBTCLOxsv-
liivav xccg iv oigavotg Sioin'^asig, &XX' ai)xbv xbv xB%vixriv xal SrnuiyoQybv
x&v oXoav, at xohg o{>Qavovg ^Hxiasv & xriv Q'dXctcaav löioig Z{}Oig ivi^Xsiasv^
ov xcc fivaxi^QLOi Ttiax&g ndvxa (pvXdaasi xcc axoixeia, Ttag* ov xcc
lUxQa x&v xfjg rjiiiQccg dgdfioDv saX7i(ps (pvXdaaBiv 6 i^Xiog^ & nsi^agxst i^
iseXrjvri vv%xl tpcclvBiv 'ksXsvovxi, co nsid'ccQxsi xcc atfr^a xm xijg C8Xi/jvrig
cc'KoXovd'ovvxa dgoiup, & ndvxa diaxixanxai xal Suitgiaxai xal inoxixaTixatj
O'ÖQavol ftal xcc iv xotg oitgavotg, yfj xal xä iv xfj yy, d'dXaaaa xal xcc iv xy
d'ccXdac'g, nvQ, &iqQ, äßvaaog, xcc iv viffsct, xcc iv ßdd'sOL, xcc iv x^ fisxa^v.
6) Eu8. H. eccl. m 31. V 24, vgl. Haraack Ältchr. LiU. I 260, der
den Brief ± 195 ansetzt.
— 54 —
in Kleinasien begrabenen Apostel Philippos und Johannes. Das
Wort ist seltsam: ,^uch Asien bat Gestirne in der Grrujpfc liegen,
die am jüngsten Tage auferstehen werden." Sie werden also wie
die Planeten oder die Zeichen des Tierkreises als mafsgebende
Astralgeister gefafst, die einst ihr entscheidendes Wort sprechen
werden. Es sieht so aus, da man den kurzen Ausdruck nicht
ohne weiteres versteht, als ob Victor ausführlicher von seinen
Autoritäten Petrus und Paulus gesprochen und dabei das Bild
der örovx^la gebraucht habe. Darauf repliciert dann der Klein-
asiate, indem er seine Lokalheroen gleichsam aus dem Grabe citiert.
Der gewöhnliche astronomische Gebrauch von öro^x^tov für
Sonne, Mond u. s. w. ist in der späteren Patristik ungemein häufig.^)
Es ist also wohl kein Zweifel, dafs diese Interpretation des Pauli-
nischen Textes unterstützt von der herrschenden Anschauung
durchgedrungen ist, und zwar mit Recht. Denn indem zu der
alten physischen Bedeutung der Elemente noch ein Kultbegriff,
wenn auch vag und superstitiös, hinzutritt, indem zu dem Ele-
ment der regierende Dämon oder Astra%eist hinzugedacht wird,
begreift sich der wegwerfende Ausdruck des Apostels ^schwache
Bettelelemente der (bisherigen) Welt.' Es begreift sich aber
auch, wie bei christlichen Schriftstellern, die mit astrologischen
Zauberbüchem Vertrautheit zeigen, wie Tatian, der Ausdruck
ötocxsvcoöcg in eigentümlicher Weise auf die ^Materialisation' der
astrologischen Gestimgeister begegnen wird, welche des Menschen
niedere Triebe teuflisch zu leiten suchen.^) Wie die Elemente
1) Ich greife einige mir zufällig aufgestofsene Beispiele heraus:
Hippol. m Isai. 1 [X S. 629 P. Migne] , vgl. Refiit. V 43 ; in S. Theophan.
X S. 862 A; Cyrill. Alex, de ador. in spir. VI S. 207 [I 464 Migne]; loh.
Chrysost. hom. 2 S. 362, 68 Dübn.; Epiphan. 11 7 (689, 4 Doxogr.) a&(ia 9h
Xiysi slvocL tbv d'sbv to^' iativ (yögavör, 6(pd'ocXpLohg Sh ocbto^ nal tä &XXa
aansQ iv ävd'Q&ntp i^Xiov liocl ösXi/jvriv nal tcc äXXa äatga nal tä nat' o{>Qa-
vbv 6toi%Bla (zodiaci), vgl. IIE 21 (S. 691, 16 Dox.). Anderes giebt Ducange
im Glo88, med. et inf. lab. unter elementvm, aus dem ich citiere: Hieronym.
ep. ad Hedyb. qu. 4 über die Namen der Wochentage: omnis Jiebdomada in
sdbbatwm et in primam et in sectmdam et tertiam et quartam et quintam et
sextam sahhati dividitwr, guas ethnici idölorum et elementorum nominihus
appellcmt. S. auch c. 8 die Beispiele des Lactanz.
2) Tatian 17 p. 18, 14 ff. Schwartz. Ich verstehe hier nicht alles.
Schwartz fafst ötoLx^Ltoeig auf als institutio signorum sive astrologicorum
sive magicorum guibm fata hu/mcma et destinentm et cognoscomtwr.
— 55 —
der Schrift an und für sich nichts bedeuten und nur Symbole
der menschlichen Gedanken sind, so ist auch die materielle Ver-
schiedenheit der Natur nicht an und für sich wirksam, sondern
durch eine 6xoi%bCg)6lq r^g t&v SaLfiövojv (lox^Qtag^ d. h. die Dä-
monen inkorporieren sich, werden zum Element der Leiblichkeit. ^)
Die Dämonen des Heidentums sieht man damals hauptsäch-
lich verkörpert in den Kultbildsäulen und durch die Consekration
in sie gebannt.^) Hierdurch erklärt es sich wohl, dafs, nachdem
ötoix^lov zum heidnischen Dämon geworden war, auch die Bild-
säule selbst, die solch bösen Zaubergeist beherbergte, zum öroc-
XBlov ward; 6xoi%Biovv heifst dann einfach 'verzaubern'.
In der vul^Lren Chronik von Byzanz, die Preyer kürzlich
herausgegeben»), findet sich mehrfach dieser Begriff, der uns, wie in
die vul^rste Sprache, so in die tiefste Nacht byzantinischer Unkultur
eintaucht. So S. 2, 10 § 4 iv xfi xaxoyaCcf, jtÖQtri rg ütki]Q€6tdty
6toi%elov Lötaro OcSakiag rvvbg ^EHrjvLdog» aQd'Biörjg äh rfjg
ötijkrig <^^vy d'avfitt ISsöd'ai fi^ycc^ . xhv tdjtov ixBlvov ijtl stoki)
öBiBöd^ai. Von einer verzauberten Insel S. 37, 20 § 89 iv 6% tp
öroLx^Lfüd'fjvai xiiv ainiiv vfjöov ocd'QÖcjg d'dvarov yBy6va6i otksl-
öroi.^) Der einfache Begriff Bildsäule liegt in dem aus derselben
QueUe geflossenen Excerpte des von Treu herausgegebenen Ano-
nymus Byzantinus^) S. 17, 32, wo der Philosoph Kranos den
Theodosios bittet, ihm tä iv tp lytotoSQOfiio) 6xoix^la zu zeigen.^)
Ebenso beim Anonym. Antiqu. Cpol. xdrcod'sv Sl tov mövog
tov 06qov irsd^ xal TlaXXdSiov ötoix^iov.'') Im Theophanes
1) 9 S. 9, 23 toiovtol tivig eiaiv ol dalfi^oveg ovroi ol triv slfiagiiivriv
mQLCav' ötoix^lmaig dh ocötotg ij t&aaLg tjv. Eigentümlich ist in der Gnostik
der Markosier die Vierzahl der Elemente symbolisiert Iren. I 17 p. 638
nQ&vov ^Bv tä tiaaaga ctoi%ild tpccöL TtvQ vSag yijv äiga siadva nQoßsßXij-
0%'m ti^g ävci ngthrrig t^^dBog. Das Pythagoreische ist in diesen und an-
deren Lehren (10 himml. Körper) deutlich ausgesprochen.
2) Minuc. Fell. 27 isti igitur imptiri spiritus (dctemones, ut ostensum
magis et phüosophis a Piatone) mb statuis et imaginibus consecnxtis delitescunt
et adflatu mo auctorit(xtem quasi praesentis numinis conseqmmtwr; Orig. c.
Geis. Vn 69 ; Porphyr, b. Eus. P. E. V 9, 8 f. und andere oft.
3) Anonymi Byz. IlaQaatdasig ed. Preyer (Progr. d. kgl. Max-6ymn.
1897/8. München 1898).
4) S. 33, 12 § 72 scheint iStoLxsio^v einfach ^bauen' zu heifsen.
5) Progr. Ohlau 1880.
6) Vgl. Preyers Anonym. S. 29 § 64.
7) CXXn 1210 Migne.
— 56 —
contiii.i) heifst es von Alexander, er habe sich von Schwindlern
aufbinden lassen, das eherne Wildschwein sei sein 'Glücks-
schwein' (6toix€lov)y d. h. ein glückhafter Dämon stecke in
dem Bildwerk, weshalb der Kaiser, der den Schwindlern glaubt,
sofort die Ergänzung der ominöser Weise fehlenden Körperteile
befiehlt. Der Hauptzauberer des Mittelalters ist ApoUonios von
Tyana. Von ihm berichtet Codinus^), der zu derselben Schlachte
von Litteratur gehört wie jene anonymen Dunkelmänner, er habe
in Byzanz eherne Mücken und Fliegen aufgestellt und verzaubert
(ietoLxsLco^dva), Solange sie standen, blieb Byzanz von dem Ge-
schmeifs verschont, als aber Basilius sie vernichtete, stellte es
sich wieder ein. Ebenso verzauberte er die Bildsäulen (äydiXiiata)
der Stadt und brachte zauberhafte Namen der künftigen Herr-
scher auf Säulen am Forum an.^) Cedrenus erzählt^) von dem
ötoix^Lfo^arixbg ApoUonios. Er wurde von den Bewohnern von
Byzanz zu Hilfe gerufen und bezauberte {e6tov%Bi(o6ev) die
Schlangen, Mücken und Pferde, dafs sie den Menschen nicht
schadeten. Den Flufs Lykos hinderte er durch seinen Zauber an
der Überschwemmung.
Diese Zauberbedeutung hat sich dem Herzen des Volkes
tief eingegraben. Noch heute verstehen die Bauern Griechen-
lands, die keine Ahnung von den 6toLXBla im eigentHchen Sinne
haben, das Wort nur in jenem Sinne. ^) Da heifsen 6toLXBiä zu-
nächst die Baumgeister, Flufs-, Brunnen- und Teichnixen. Die
Bäume, wo solche Dämonen hausen, heifsen iötocxscco^eva SavSpa.
Von jeder Quelle heifst es, sie habe ihren Geist (ötocxscö). In
Mykonos mufs man nach ViUoison vor dem Wasserschöpfen drei-
mal den Brunnengeist begrüfsen. Ebenso giebt es auf den
Bergen und im Meere solche Elementardämonen. In den Kir-
chen lassen sich nachts diese Unholde unter Tiergestalten er-
1) S. 379, 14 Bonn, wg 6 iv reo iTtTtva^ avaygog xaXtiovg kötritimg ötoix^lov
aitov sUriy Tgl. Leon Chronogr. 287, 4 ovtog TtXdvoig xal ydriaiv §avtbv
i^idoTo, o! Tial ns^slttaaiv aithv mg th tov avdy^ov ctoi%Blov th iv ttp
iTtTttTtä aol Tial tfj afj ^oof} nQocoivd%Bitai %tX.
2) De aedificiis Cp. S. 124, 5 Bonn.
3) Codinus de signis Cp. S. 64, 19; 69, 7.
4) I 346, 18 Bonn.
5) Für das Folgende vgl. N. Politis MsXitTi inl tov ßlov t&v vsaniQwv
'EXXi/jvoiv Athen 1871. Kapitel IkoixBid S. 126 ff.
— 57 —
blicken. Sie tragen Edelsteine^ die den ganzen Raum erhellen.
Zuweilen berührt sich der Begriff noch ganz direkt mit dem
byzantinischen Brauche. Rofs erzählt eine rührende Geschichte
von peloponnesischen Bauern, die sich der Fortschafifung eines
Dioskurenreliefs widersetzten. Sie behaupteten, die Figuren seien
die Schutzgeister (ötoix^Lo) ihres Dorfes. Ihre Entfernung werde
ihnen Unglück bringen.^)
7. Etymologie von ötoixetov.
Die Übersicht über die Ausbildung und Wandelung des
BegriflFes Element bei den Hellenen spiegelt die Entwicklung
der griechischen Philosophie in ihren Hauptzügen wieder. Ge-
bildet hat sich der Terminus in bezug auf die älteste, im sech-
sten und fünften Jahrh. herrschende physikalische Richtung.
Plato übernimmt deutlich als fremde Erfindung den Begriff der
körperlichen Elemente und prägt dann entsprechend seiner
eigenen, immer stärker werdenden mathematischen Neigung neue
Anwendungsformen, die in der umfassenden Encyklopädie des
Aristoteles noch mannigfaltiger ausgestaltet werden. Die Stoa
verengt wieder den Kreis der philosophischen Disciplinen und
zugleich des Begriffes. Epikur geht darin noch weiter. Die
aufserordentliche Wandelung des geistigen Besitztums, die durch
das Christentum und die parallel gehenden religiösen Richtungen
im Judentum und Heidentum hervorgerufen wird, prägt zuletzt
dem Worte einen kenntlichen Stempel auf: ötocx^iov wird ein Aus-
druck der Dämonologie, welche für das nachchristliche Philoso-
1) Griech. Königsreise II 242. — Das Mittelhochd. hat die physikalische
Bedeutung bereits adoptiert got in vier elementen sich erscheinet (Minneges.
1, 267^). Dies und Luthers Übersetzung machten Gottes Element volks-
tümlich. DaTs nun dieses Gottes Element (verhüllend Jcotz element oder
potz element) zum Fluche wird, zeigt eine ähnliche superstitiöse Degradierung
des Begriffes, welche durch die astrologische und magische Schriftstellerei
von Leuten wie Theophrastus Paracelsus beeinflufst sein mag. Vgl. dessen
eigentümliche Elementenlehre, z. B. IV 331 (Basel 1589) „Denn was ein
Element ist, dasselbig ist auch ein astrum. Dann ohn ein astrum mögen
sie nit leben . . . Nun von dem astro der Erde zu reden, wissend, dafs in
ihm all himmlische operationes auch ligend: dann das astrum ist verborgen,
die Corpora sind offenbar."
— 58 —
phieren charakteristisch ist. So zum Fetisch entwürdigt lebt das
Wort heute noch in Griechenland fort.
Bei der Feststellung des Begriffes ist das ursprüngliche Bild
vom Alphabet gleich beim ersten Auftreten in Piatons Theätet
ausdrücklich und ausführlich bezeichnet worden. Als Bild sind
die ötocxsla^ wenn auch wohl anders benannt^ schon in der
Schule der Abderiten für ähnliche Zwecke verwandt worden.
Dies Gleichnis bleibt immer und durch alle Zeiten des Altertums
lebendig.^) Aber es drängt sich in die Vorstellung unbewufst
und bewufst auch noch ein anderes durch die Etymologie her-
vorgerufenes Bild ein. Da ötocxslov offenbar von ötolxog kommt,
so spielt dieser Urbegriflf zuweilen mit. Aristoteles hat das öfter
angedeutet, wenn er neben Feuer und Erde, dem obersten und
untersten Elemente, die 6v6toLxa d. h. die in dieselbe Reihe
oder Kategorie gehörigen Dinge (Luft und Wasser) aufzählt.^)
Uroix^tov oder vielmehr örocx^ta (denn der Plural scheint
älter als der Singular) bedeutet in seiner ursprünglichen Be-
deutung das Alphabet, weü und insofern die einzebien Buch-
staben eine Reihe bilden. Das ist also das Wesentliche. Es
wäre überflüssig gewesen einen neuen Namen zu den alten <yi}-
fiata oder y^d^^ata^) zu erfinden, wenn man nicht gerade die
1) Es blieb der Albernheit eines Byzantiners vorbehalten das Sach-
verhältnis umzudrehen und die Buchstaben von den 4 Elementen abzu-
leiten. Schol. zu Dionys. Thr. p. 790, 13 sikgi S' &v tig «5 ra cxoi%Bla
slQfjad'ccL Ticcl %0Lxa {/bi^/brfiiv t&v tsaadgcDV 6xoi%bC(ov TtvQÖg vdcctog äi^og y^g'
möTtSQ yccQ i-a to'6r<ov t&v tEaaaQmv ctoi%sloiv avyiisirai, itdvtot ttccl iv ^no-
atdffsi Blal tä iv tco xÖ0fi.o), ovrco x<xl i% t&v Btnoci tsacd^mv atoixslmv
avyaBitoii, %al iv i)7ioatdcBi iatl n&g X6yog xal n&v (fdyyQainva %al n&v
ßtßXlov. Bei dem lateinischen Worte haben nicht blofs Byzantiner so ver-
kehrt geurteilt.
2) De caelo F 1, 298^^ 29 Xiym Sh oijdocg fihv td ts anXä adtiiata olov
^VQ xal yfjv xal tcc cvctoi%a tovtoig %al Saa itt to'dtcav olov tov ts övv-
oXov oiQocvbv nccl tcc h>6quc wbtov %al xdXiv td ts S^a ticcI tcc (pvtä ticcI tcc
(lÖQia to^oDv; ebenda F 3, 302^^ 28 'Ava^ccyögag d' 'Efi^sdoKXsl ivavtlmg
Xiysi Tts^l t&v atoixsUov 6 iisv yccQ ^vq Kai y^v xal tcc öiatoixa to^ftoig
atoi%sld (priciv slvcci t&v a(0{Ldt(ov %al isvy%slc^cci ndvt' ix tovtmv^ 'Ava-
^ayoqag S'k toi)vavtLov.
3) F^dtpscc bei den Eliem, (poivi.%i/iicc (nämlich yQdfifiata) bei den
loniem Herod. V 58, Dirae Teiae, vgl. Soph. fr. 471. Der ionische Name
scheint anzudeuten, dafs man dort auch andere als die übliche Schrift kannte.
Die phönikische Erfindung setzte das alte System (das wir ja wohl noch
— 59 —
Buchstaben als Beihenglieder hätte fassen wollen. Nach dem
Alphabet geordnet heilst griechisch stets xatä 6xoL%elov^)\ jeder
andere Ausdruck wäre unverständlich. Dionysios Thrax sagt in
seiner arammatik kurz und bündig nach Ervrähnung der yqA^l-
(lata: rä Sh avtä xal 6xoi%Bla xaleitav Stä tb b%blv 6tolx6v
tiva xal tdi^iv}) Diese Definition wird kanonisch. Ammonius
setzt nur noch hinzu, dafs yQd^i^ia und ötocx^lov zwar beide
synonym, sowohl von dem geschriebenen Buchstaben wie von
dem gesprochenen Laute, gebraucht würden, dafs aber im ge-
nauen Sprachgebrauch y^dfi^ia nur für die erste, ötocxslov nur
für die zweite Bedeutung verwendet werde.')
finden werden) aus dem Kurs, wie der phönikische kleine Bär den grofsen
in der ionischen Nautik.
1) Vgl. Dionys. q. f. ars rhet. 6 S. 111, 13 &XXa dsl kutcc x^v xqbUcv
tov &y&vog SiaKoaiistv tag nlatsi^gy fvuc x<xl ^tstatid'ivta x<xl td^uL tb cviir-
q>iQOV riyoviisvoVy &llic ^i} mcnsQ atoixsioi^g xQfjad'ai totg 7iS(paXaioi,g natcc
trjv td^tv &7tb tov A itog Sl Ttad'dnsQ yQcc^^attTibv dpSga.
2) Ausföhrlicher beim Scholiasten Anecd. Bekk. 793, 1 xal duc tovto
Xiysi avtä slvav atoixsta dta tb ^x^vv a^a td^iv TtQbg &XXriXa' t6ts yccQ
xal ctoix^td iativ. Srav 8h ft^ xaTa td^iv yqdqxovtaiy ygdinucta Xiyovtai,
ovyiiti ctoix^ta. Eine Musterkarte abenteuerlicher Etymologien giebt Ste-
phanps zu Dionys, das. 790, 26 atoixsiov sl^Qr^at mg fihv ülvSagog 6 ygaitr-
liMti'Kdgy &nb Ikoixov tiv6g, kvbg t&v a'btox^^vmv 'A^vaimv mg Sb Ivioi
iatb tov 8i* avt&v tovg dgid'iiovg tvnovcd'ai * atolxog yccQ Ttagä toig
TtaXaiolg 6 &Qi^\i6g. toiyagovv Smv&vioi xara q)vXag kavtohg td^avtsg xal
&Qtd'nriaavtsg Jibg Ikoix^mg Igbv iSQvaavto. äXXoi nagä tb at^xriSbv ygd-
(psa^at atixBlov xal nXsovaaiim toi) ö atoi>xstov. ol Sh Ttagä tb tsZxog toi-
XBtov Ttal TcXsovaaiiS tov 6 atoix^lov. iv ydg tolxovg iyQd(povto TtgötSQov,
mg 7C0V xal 6 KaXXi\i,axog Xiymv iMXQtvgsZ ^aiftbg 6 Mm^og iyQa(psv iv toL-
Xoig' 6 Kgövog iatl KaXög'. oi öh nagä tb atsLxm atoix^lov tb mg i% td^emg
tpmv^v Tiyovv iiKpAvriatv dyeotsXovv' ototxog yäg ij td^ig. Unklar ist, was
Ambros. Exam. III 4, 18 (S. 72, 8 Schenkl) aus einem Griechen übersetzt:
ignis quoque cum sit calidus et siccus natu/ra, colore acri adnectitur, siccitate
autem in communionem terrae ac sodetatem refunditur atque ita sibi per
hunc circuitum et chorum quendam concordiae sodetatisque convenitmt:
unde et graece atoix^la dieuntur guae lati/ne elementa dicimuS, quod sibi
conveniant et concinant. Das letzte würde auf did tb ctoix^lv &XX'iß,oi^
raten lassen, das Bild des Chors dagegen auf Notizen wie beim Anon. I
in Arat. S. 91, 9 Maafs Ü6\v ovv ticcagsg etpalgai a etoixBla %aXoi)Civ ol
naXaiol diä tb atoix<p xal td^si inaatov aiyt&v ^7Co%Bta%'ai ^ mg nov xal
'AXnybav ^ hiLoatol%ovg* i%dXBCB (fr. 146 a) tag iv td^si ;|ropct;ov0a9 Ttagd'ivovg.
xal iv yga^fucttH^ atoix^la naXovuLBv td y^dfifiata Sid tb iStoix<p "^di td^SL
tag i^ aijt&v 'JtXi%B0%ai cvXXaßdg. Das letzte wie Dionysios.
3) De interpr. 23, 17 ygdinia xal ctoix^lov Xiystai fikv xal 6 ygafpd-
— 60 —
Schwieriger ist die Frage, welche Technik das Bedürfiiis zur
Schöpfung eines solchen Terminus für Reihenbuchstabe gefühlt
hat. Es läfst sich zweierlei denken. Entweder nannten die
Steinmetzen die Buchstaben etoixsla^ als die Sitte im 5. Jahrh.
aufkam sie rottenweise (xatä 6xol%ov), oder (wie wir mit einem
modernen, aber eingebürgerten Terminus sagen) 6xol%7i86v einzu-
graben, oder aber es ist ein Schulausdruck, der sich beim Ein-
prägen des Alphabets bildete. Noch schwieriger ist die Frage,
in welchem Sinne das Wort ötovxalov von 6tol%og abgeleitet
wurde. Denn die Bedeutung „Buchstabe" ist nicht die einzige,
ja nicht einmal die älteste. Es lassen sich vielmehr zwei andere
sehr merkwürdige und alte feststellen.
Im fünften Jahrhundert (vorher ist 6xoix£lov nicht nach-
weisbar) kommt die Bedeutung ^Buchstabe' zufallig nicht vor,
wohl aber heifst es Schattenlänge, die zur Bestimmung der
Essensstunde gemessen wird. Aristoph. Eccl. 651
oxav ^ Sexcatovv xb 6xoixslov^ Xi^aq^ x'^Q^^'^ ^^^ SeiJtvov.
Ahnlich die späteren Komiker xXrid'ecg noxs elg iöxcaöcv do-
SsxdjtoSog (seil, xov 6xolx^lov) Menander, SütrjvCx ccv atxoöi tco-
Scbv ^exQovvxc xb öxolxsIov ^ Eubulos. ^) Die Erklärung dieser
Einrichtung hat lange geschwankt, bis Bilfinger^) der richtigen
Ahnung des Salmasius durch eingehende Erörterung zum Siege
verholfen und festgestellt hat, dafs in aUen diesen Stunden-
angaben nicht vom Gnomon oder Polos oder sonstigen künst-
lichen Apparaten, sondern von dem eigenen Schatten die Rede
ist, den der ausgewachsene Mensch selbst nach Stunde und
Jahreszeit verschieden projiciert. Er weist nach, dafs diese Ein-
richtung auch in der Bauemuhr des PaUadius und der Stunden-
liBvog itidatov t&v öToix^Lmv t^nog^ Xiystcct Sh xal ii incpdivriaig , xa^' rjv
EuccaTov (pd'syyö^isd'a. %al Xiystai iihv in &\ifpoti^(ov k%oitSQOv t&v dvoitd-
tfoVy &XXcc tb iihv xov ygäiiiLatog övo^ux ngoriyoviisvcas tbv Si,cc ^vasmg &no-
tsXovtLSvov xaQaKtfjQa arniaivsi, tb Sh tov atoi>xBlov tr}v iTKpdtvriöiv ^Sicc tb
ls%Biv ctoi%6v tiva xal toj^iv* tpriclv 6 Jiovvoiog, vgl. Boeth. de interpr.
n 23, 16 Meier. Beide gehen wohl durch Syrian auf Porphyrios' Eom-
mentar zurück.
1) Die Stellen in Beckers CharikUs I 360 gesammelt.
2) Zeitmesser der cmtiken Völker Stuttg. 1886.
— 61 —
tafel von Tophis (bei Syene) zu Grande liegt, also im Alter-
tum für rohere Zeitbestimmungen vielfach im Gebrauch gewesen
sein mufs.^)
Warum nannten nun die Athener den projicierten Schatten,
den man mit seinen Füfsen abmafs, ötoLx^iov? Die landläufige
Erklärung, weil der Gnomon ein Stab gewesen und dieser Stab
oder Pfahl ötotxog heifse, ist falsch. Denn vom Gnomon ist bei
jenen einfachen Zeitbestimmungen keine Rede und die Situation
der Menanderstelle würde sogar absurd sein, wenn an eine
Sonnenuhr gedacht wäre. Sodann heifst ötolxog nie der Stab
oder Pfahl. Die reihenweise beim Jagen mit SteUnetzen (ötoi-
%ii,BLv) zur Befestigung der Netze hintereinander in den Boden
getriebenen Pfahle können allerdings 6%oi%oi heifsen^), aber ein
einzelner Stab der Sonnenuhr nimmermehr. Eher liefse sich
hören, was Stephanus im Thes. beiträgt: quia ex umbris veluU
dementis horarum ratio temporisque momenta deprehenduntii/r ob-
servaUone, Im Erfassen der Bedeutungsnuancen von etoixetov
spricht sich das feine Sprachgefühl des grofsen Lexikographen
aus. Aber für die alte Zeit und die einfache Messung des eige-
nen Schattens ist diese künstliche Übertragung nicht anzunehmen,
obgleich auch Ideler ^) dieser Meinung war. Das fällt, sobald die
Idee des Gnomons aufgegeben ist, geradeso wie des Petavius
Vorstellung, die einzelnen Linien seien bei der Sonnenuhr durch
Buchstaben (ötoLxsta) bezeichnet gewesen. Bilfinger^) dachte
daran, der Schatten heifse so, weil durch Abschreiten {ptaCxBiv)
die Zeit ermittelt werde. Das ist wenigstens einfach und concret
gedacht. Aber dann würde von ötsix^cv direkt ötolxos gebildet
1) Die Stundentafel des Theodoros, von der bei Gramer Anecd. Par.
I 381 die Rede ist, hat sich leider nicht erhalten. Das Prinzip wird aber
dort ganz deutlich beschrieben. Die von Bilfinger S. 13 erwähnten mittel-
alterlichen Anweisungen, den eigenen Schatten zu messen, beruhen wohl
nicht auf kontinuierlicher Tradition, sondern auf gelehrter ConstruktLon
oder Reconstruktion. Wenigstens ist das für den dort citierten Chaucer,
der ein eifriger Astronom war, anzunehmen. Man braucht nur die betr.
Canterlmry taUs 4421 ff. 17317 ff. zu lesen, um zu sehen, dafs das nicht
volkstümlich ist oder sein soll.
2) So Pseudoxen. Gyn. 6, 10 (Kritias bei Sext. IX 66 S. 404, 14 Bekk.
ist ötoixovg falsche Konjektur Musgrave's).
3) Handbuch I 236.
4) S. 18.
— 62 —
werden. Noch dichter ans Ziel streift die mir von Wilamowitz
mitgeteilte Vermutung, der Schatten heifse etoixstov St& tb
6toLXBlv t(p icvd'QaTca). Das Verbum <yrot%£t:v heifst neben- oder
hintereinander im Gliede (6tolxog) stehen. ^) So würde der
Schatten, den Jemand hinter sich wirft, der Rotte (ötolxog)
gleichen, die hinter dem Vordermann hertritt, und es erhebt
sich wieder die Frage, warum diese Schattenlinie nicht einfach
ötolxog genannt wurde.
Ehe das Verlmltnis von ötocxBlov zu 6tolxog bestimmt wird
(denn darauf Kuft jetzt die etymologische Frage hinaus), scheint
es nützlich, die allerälteste Verwendung zu prüfen, die in das
sechste Jahrh. hinauf zu «ihren scheint.
Plutarch berichtet über das kosmische System des Petron
von Himera, das aus 183 Einzelwelten (xöö^oi) bestand, die in
einem gleichseitigen Dreieck (60 auf jeder Seite, mit drei Welten
aufserdem an den Winkehi) angeordnet, sich gegenseitig wie im
Chorreigen berühren.^) Diese Aufstellung in der Reihe hinter-
1) z. B. Theophrast H. PI. lU 6, 3 6xoi%bIv xa y6vatoc, die Ejioten
(Zweigquirle) stehen bei Tanne und Fichte gleichmäfsig hinter einander,
m 18, 5 beim (ovg (Sumach) stehen die Blätter xar' äXlriXu itt t&v nXa-
ylcov mats atoixstv, d. h. sie sind paarig gefiedert. Das nennt er lU 12, 7
atoLX'Tl^^v i« t&v TtXccyLoDv TCvsQvyosid&g (Blätter der Eberesche). Dann wird
6toi%Blv {xotg t%vBai Paulus) in hellenistischer Zeit soviel wie itv.oXiyoQ'BlVj
nsld'sad'cci und daraus bei den Byzantinern sich verpflichten, pcuiisd. So
bei Theophanes oft tä <sxoi%T\Q'ivxa, Ttatitoc, atolxrina pactum, vgl. de Boor^s
Index n 773. Endlich mit etwas zufrieden sein, acquiescere. Schol. Ari-
stoph. 366*» 20 iLiä yvvai%l 6xoi%bIv, vgl. 298* 43 oijv, iJQsa%6v Rav. = a^%
iatoixTiasv Venet.
2) De defectu or. 22 f. Zuerst erscheint die Theorie als Offenbarung
eines fremden Barbaren mit einigen Details tqists xal öydoriKowa xal
inarbv slvat avvtstayiLivovg wxtcc cxfjfia tQiyoovoei^ig , ov nXsvQCcv inuattiv
k^i^TLovra nLda^tovg ^xsiv. tQi&v 81 t&v Xoiit&v inaatov IdQüad'aL natä
ytavLaVy &7ttsad'cci dh tohg i(ps^fjg &VXif(Xtov ät^ifia nsQu6vtag maxsQ iv
XOQsla' vb 8' ivtbg iTtlnsdov toü tgtydtvov noLviiv kcxiav slvai ndvtmVy
%aXBla%'ai S\ tcbSIov 'AXrid'sLag^ iv ^ to^g X6yovg xofl rä sSSri xal ta naga-
dsly^iata t&v ysyovdtmv %al t&v ysvriöoiisvtov &%ivrixa tisUsd'oct xal nsgl
ai)tä tov al&vog övtog olov &noQQoiiv iid tohg xöffftovg (pigscd'ai thv xQ^i^ov.
öipiv 8h tovtmv xal ^iav 'tfyvxcctg itvQ'Qamlvctig &ncc^ iv hsai [tv^loi^g 4>icdQ-
X^i'Vf &v y' £^ ßidtamai' xal t&v ivtaüd'a teXst&v tag icgLatag itislvtig Övsiqov
slvai tfjg iTtOTttsLccg xal tsXstfjg' xal to^g X6yovg &vaitvrjastog ivsxa t&v
i%Bl (fiXocotpsUfd'at TiocX&v rj iidtriv TtSQcclvBcd'ai. Sodann folgt c. 23 die
Aufklärung, dafs die Zahl der Welten nicht von einem Barbaren, sondern
— 63 —
einander heilfit xatä 6toi%BloVy ein Ausdruck, der Plutarch sonder-
bar vorkommt. Sein Berichterstatter ist Phanias und dieser
schöpft aus Hippys von Rhegium. Wilamowitz hat vermutet^),
dieser Hippys sei identisch mit dem Pythagoreer oder Pseudo-
phythagoreer Hippasos von Metapont. Und in der That ist
die Konfusion von Hippon, Hipponax, Hippys und Hippasos
und ihrer Ethnika in der antiken Überlieferung unheilbar ver-
worren.^) Was nun unseren Bericht über Hippys anlangt, so
kann Phanias den Bericht über den alten Sicilier allerdings in
einer sicilischen Chronik vorgefunden haben. Die Meinung war
so kurios, dafs dergleichen gelegentlich hätte verzeichnet werden
können. Aber wir müssen selbst einem so vertrauenswürdigen
Manne gegenüber wie Phanias auf der Hut sein, namentlich
wenn es sich um pythagoreische Dinge handelt. Wäre Hippasos
der Berichterstatter, so könnte man wenig Zutrauen haben, da
der Doxographie des alten Peripatos offenbar nur sekundre Be-
richte über einzelne bei anderen Pythagoreem fortgepflanzte An-
sichten des Hippasos zu Grunde lagen. Die Eatalognotiz des
Demetrios iv ^O^ovv^ovg^ er habe keine Schriffcen hinterlassen, ist
gewifs richtig.^) Anders steht es um diese Sache, wenn die
von einem sizilischen Dorer herrühre &vdQbg ^I^SQalov to^vofuc IlitQtovog'
aino^ fihv insLvov ßißUStov \^ein Buch von %hin* nicht ^sein Buch*, wie man
wohl mifsverstanden hat] a6x iv^yvonv oiö' olScc SiaacpiöiLSvov '^Innvg S' 6
^Pfiyivog, ov iiiiivritai, ^avLag 6 'Egsaiog, latoQSt öö^av slvcci tavzriv IlitQat-
vog aal löyov, ag k%at6v xal dySoi^yiovra nal tQSlg 7i6aiiovg övtag äntofi^-
vovg d' äXXriXoDV natä atoix^tov, Zu tovt' lexi 'nara axoi%Blov anxBö^ai*
/tTJ 7tQoaSuxca(p&v iiriS' &XXriv xiva nid'avdtritcc XQoadntmv.
1) Herrn. XIX 444. Das Hauptargument freilich, das gegen die Echt-
heit des Hippys vorgebracht wird, die Coincidenz mit dem lama von Epi-
dauros, erscheint mir in anderem Lichte. S. Nord tmd Süd XLFV 130,
S. 58. Über Petron vgl. auch Hirzel Dialog II 172*.
2) S. auch Anonym. Londin. 11, 22 Anm. u. Index S. 116. So steht
unter Hippons Namen bei Claudian. Man. de anima ü 7 p. 121, 14 Engelbr.
eine Notiz, die sich auf Hippasus zu beziehen scheint: Hippon Metapon-
tinus ex eadem schola Pythagorae praemissis pro statu sententiae suae in
soluMlibus argumentis de anima sie pronuntiat: longe aliud anima, aliud
corpus est, quae corpore et torpente viget et caeco videt et mortuo vivit, unde
autem hoc est quo prindpio nescire se dicit.
3) Schwindel ist sowohl Laert. VULL 7 tbv Mvarinbv X6yov ^Innaaov
q)aclv slvai ySYQUfiiiivov inl diaßoX^ IIvd'aydQov (herausgesponnen aus dem
Gegensatz des Akusmatikers Hippasos gegen Pythagoras) als die Verflech-
tung in den unechten Briefwechsel des Telauges ebenda VULL 55.
— 64 —
Uixekcxä des Hippys von Rhegium Quelle des Phanias sein
können, was ich nicht in Abrede stellen möchte. Natürlich mufs
man alles, was Plutarch in mythischer Ausschmückung der Theorie
aus seinem Piatonismus hinzugethan hat: das Innere des Welt-
dreiecks als tÖTtog Ids&v^ den XQ^'^^S ^Is ccxoQQori xov al&vog^
die 10000 Jahre, wo die Seelen diesen Himmel erblicken, das
neöCov ^Jtkr^d'SLagy die ^EöxCa^ endlich die avdfivriöLg, wegstreichen.
Aber die auf Petron selbst zurückgeführte Ansicht von den
183 Welten läfst sich in der Philosophie der Westgriechen zu
Pythagoras' Zeit verstehen. Denn oflfenbar ist die Zahlenconstruk-
tion ein Analogon der anaximandrischen Sphärentheorie, nur dafs
hier eine ringförmige Anordnung mit dem Exponenten 3 beliebt
isti), während Petron das gleichseitige Dreieck als die schönste
Dreiecksfigur ^) zu Grtinde legte. Da hier jeder Winkel 60® be-
trägt, so ist hierdurch die Zahl der die Seiten construierenden
Kööfioi gegeben. Auf die Winkel der Figuren wird bei den
Pythagoreem das gröfste Gewicht gelegt, weil hierauf die Con-
struktion des Ganzen beruht. Daher sind sie bei Phüolaos ge-
wissen Schutzgöttem (Hades, Dionysos, Ares) geweiht.*) So ist
also das Petronische Weltall aus 3 X 60 Kosmoi construiert und
zur Befestigung der Winkel sind gleichsam als detachierte Forts
drei überzählige Kosmoi vorgebaut.
Diese Theorie, die allein als Petronisch gelten darf, wider-
streitet in keiner Weise den kindlichen Vorstellungen, welche das
Pythagoreertum um die Wende des sechsten und fünften Jahrh.
erzeugte. Aber lassen wir uns nun auch die Existenz des Hippys
und des Petron gefallen, für den Ausdruck xatä 6tov%slov ge-
winnen wir nicht viel. Denn zunächst liegt er doch nur für
Phanias bezeugt vor, und was Plutarch seltsam und schwer ver-
ständlich vorkam (obgleich er es ganz richtig durch iq>eifl]g «A-
iTJkcov paraphrasiert), läfst sich in der Sprache des vierten Jahr-
1) Archiv f. Gesch. d, Phil. X 228. Ich hätte dort erwähnen können,
dafs ähnliche symmetrische Construktionen in Piatons Timäus vorliegen,
der die Planeten mit je drei Zwischenräumen des Zweifachen und Drei-
fachen, d. h. 1:2:4:8 und 1 : 3 : 9 : 27 anordnete. Wie populär die
Rechnung mit 3' ist, beweist Theokrit 30, 26 o^og SonifiOL tots 4>yehQ &yir-
ftiav sifQ^Zv ßQa'C$Uag äari^ag 67t7toaad%i,v ivvia,
, 2) Procl. Eucl. S. 304, 28 fr.; Plato Tim. 64 B.
3) Eudoxos bei Plut. Is. c. 30; Zeller I« 393.
— 65 —
hunderts und des Peripatos noch ganz gut denken. Denn Theo-
pkrast^) unterscheidet die Ähre von Gerste und Waizen so: fj
[ihv 6toi%Bvd)Srig^ 6 Sh iJtvQog &6toi%og xal %oi,vxoi,%6%'Bv d^ali^g
rtg, d. h. die Gerstenähre ist ^zweizeilig' oder überhaupt 'in
Zeilen geordnet', während beim Weizen Zeilen nicht unterschieden
werden. Daraus ergiebt sich, dafs Theophrast xatä 6tov%slov
ungefähr in dem Sinne von xatä 6tol%ov oder 6toi%ri86v^) ver-
wendet. Aber Plutarch kennt diesen Gebrauch selbst oder viel-
mehr er überträgt ihn stillschweigend aus seiner älteren Quelle.
In der Schrift de soUertia animalium erzählt er, vermutlich aus
Chrysipp, von der wunderbaren mathematischen Präcision der
Thunfischschwärme, die sich genau würfelformig geschaart fort-
bewegen.') Der Ausdruck „die Tiefe ist iv töco 6toi%eCGi geordnet
wie die Breite und Länge", versteht sich doch wohl nur in der
Weise, wie man iv top 6toC%(p auffassen würde, d. h. in einet-
gleichen 8chichtdicke^)\ denn so gebrauchte man damals in Attika
das Wort 6tol%og^ wie die Bauinschriften aus Alexanders Zeit
lehren.^) Die lonier haben dafür das Wort döfiog. Herod. I 179
Siä tQiilxovta SöficDV xlvvd'ov taQ6oi>g xaXdfLcov dLaötocßd^ovrag
sie legten Bohrgeflecht nach je 30 Ziegelschickten dazwischen und
n 127 (Pyramide d. Cheops) iTCodeifiag tbv tcq&xov dö^ov lid'ov
Al%'io7tvxov (Sockelschicht), Teischer Stein Bechtel 159, 5 ijrp-
xoSofiTJdifi rovtov fihv Totf ütvpyov xal tov ütQoöexovg aitp
1) H. PI. vm 4, 2.
2) S. oben S. 60.
3) S. 979 E ovtoag in* ängov ^novai tov iiad^iiatog, mavs, iTtsl ndw
Xalgovai tcS avvtQi(psad'oci %ccl avvocysXd^sad'oci (ist' &XXi/jXoiiVj äsl tb TtXijd'og
ro9 c%ifiiiMti %vßiiovci xal ctSQshv i% ndvttov noiovaiv S| hoig iitmiSoig
7tB^iB%6\iBvov. slta vifi%ovtai t^v td^iv o^to tb TtXalaiov dybtpListoybov Sim-
(pvXdttovtsg' 6 yoüv 9vvvoa7t67tog ctv &%Qiß&g Xdßy tbv ägi^iibv tfjg im-
(pavsiag, B'bd'^g &no(palvstoci, ndaov iatl n&v tb nXfid'og sldoog oti holI tb
ßdd'og aift&v iv tcat tstayiiivov atoixslqi 7tQ6g ts tb nXdtog ictl xal
tb (Lfiiiog.
4) Auf ähnliche Stellen muTs gehen, was der Grammatiker Pindaros
sagt, ctol%og naga totg nuXaiolg 6 &Qi^\i.6g (s. oben S. 59*).
5) C. I. A. n 167, 65 ^og noi&v toü fihv inatilov tQStg n68ag, tfjg Sh
^QiSog Sina atolxovg' mocl iTtid^csi 'bnsQtövaia i,'6Xiva yoiitpAcag did-
toi%oi Ttdxog <stoi%iala . . . {ntod^asi Sh xal Tivßovg tolg imsQtovaLoig xal
nXvvd'oßoXrjasi v'tpog ij atolxovg] 1054, 32 (Skeuothek Philons) dUttoixcc, vgl.
IV 2 n. 1054 c. 59; 1054 d 10. Vgl. Fabricius Herrn. XVH 574.
Di eis, Elementum. 5
— 66 —
tsixovg SöfLOL II u. f. Aus dem Ionischen geht der Gebrauch in
die xoLVil über.^)
Von dem attischen Fachausdruck der Bautechnik mufs man
ausgehen, wenn man das Verhältnis von 6tolxog und ^toix^lov
richtig fassen und die scheinbar weit auseinander liegenden Ver-
wendungen für das Alphabet und die Schattenuhr begreifen will.
Die einzehien Soldaten in Reih' und Glied, die einzelnen
Choreuten bilden einen örotxog^ zunächst die hinteren in die
FuTstapfen der vorderen tretend also die „Rotte" dann aber auch
übertragen die Nebenmänner^) der ,,Linie'^. Von diesen alten
und gemeingriechischen Benennungen des Heeres und des Chores
hat man im Bauwesen eine horizontale aus einzelnen Mauer-
steinen oder Ziegeln einer gewissen Dicke gebildete horizontale
Schicht einen ötolxog genannt. Das Wesentliche ist also, dals
diese Steine in einer Linie nebeneinander liegen und nicht als
unabhängige Einzelheiten, sondern als zusammenhängende Reihen-
glieder aufgefafst werden.
Die ursprünglich adjektivische Bildung der Wörter*) auf
eiov (ion. ilcov) geht aus von Lokalbezeichnungen zu ü;-Stämmen:
1) Philo Mechan. IV 66, 42; Polyb. X 24, 7; Diodor I 64, 7; Septuag.
Esr. 6, 24; Eupolemos Fragm. 34 (Freudenthal Hell Stud. I 227, 29 AT.).
2) Tbv Ttagaardtriv m ccv cxoi%& Ephebeneid Poll. VIU 105.
3) Diese Entwickelung finde ich nirgends genügend dargestellt. Die
Auseinandersetzung des Schol. zu Dion. bei Bekker Anecd. 791, 16, der
xsQLSTLtiTLci (eigentliche ümfassungswörter) und mg TtsQisuTtnd (uneigentliche
Umfassungswörter) unterscheidet, ist schief und unvollständig: tä xaXov-
lieva TtSifistirLtioc 6v6iiocta &7tb t&v TtSQtsxo^^voav iv ainotg 7tQccyiidT(ov o^tog
iiiX'qd'riaccv. xvnoi dh rovtmv dvo slalv 6 slg öäv &Qasvi%&e %al o'bditiQag
8uc tb siov, &Qasvt7i&s ^Iv olov 9cc(pv(hvj 7tccQd'SV(hv, XovTQ(hv. (yöStcigatg dh
olov TLOVQstov, iiovastov, ßaXavstov. i^sl 94 tivu t&v dvoiidtcav tohg t^novg
^hv to'ötovg ^xovai^Vj Sficag Sh nsgiSTtTiTioi oifK slal Siä tb ft^ in t&v nsQisxo-
fiivmv avvlataad'at, ^mg TtSQvsuLtvKci' taütoc Xiyovtai ^toi iomdta ycsQtsxtir-
%oZg . . . olov mg TtSQisxtiTibv övo^id ietiv &Qasvi7ibv 6 nvXAv, tov TtvX&vog^
%%iov tbv fonov tov doi(pvmv, öatpv&vog, TtsgisyLtmoi) , o{> fisvtoi ys in t&v
7tSQLSxoy,ivoDV evviütottai. o^8\ yccQ nvXoav nvXag nBQU%si cbg Sa(pvdiv Sdtpvug^
&XX' aiytb tovtö iativ 6 nvXoav pcl TfbXai. %al ndXiv tb ^mf^axBlov xal tb
äy/stov xal tb ^isyaXslov tä oitSitsga mg TtsgtSTitMcc tohg tvnovg fi^v ^xovai
t&v TCSQiSKtiH&v to^ TtovQStov, osiivstov, ä^ivstoVy iiovostov, oi) f&^i' 9h &nb
t&v TtSQiSxoiiivoDv avvsti&riaav &XXä tb iihv d^mgaiistov tb tstxog Xiystat
tiatä &vocXoyUcv tov d'titQaKog . . . xal tb &yyslov oi)x ^^^ ^YX'^l ^BQtix^h ^^'
ccötb tovto tb &yxog nocl &yxBtov Xiystai ntX.
— 67 —
ßgaßelov (ßQaßB'6g\ xovqbIov {novQBvg\ %aXxBlov (^aAxfvg), JtQv-
tavelov (ptQvravsvg^ TtQvtaveiievv)^ yQa^^atetov (yQa^^atBfig\
ßcdavetov (ßakavsiig). Die Analogie ergreift; dann auch andere
Stämme wie Movöslov^ 'Eq^sIov^ diSaexaXstov ^ d'se^Lod'stslov^
yvvaixBlov^ &q%bIov^ pdslov^ XoyBtov. Indem nun eine Anzahl
dieser Bildungen so aufgefaCst wurde, dafs das ahgeleitete Wort in-
strumentale Bedeutung erhielt: üCOQd'fislov (Fähi^eld); yga^^atetov
(Mittel, mit dem der yQa[i[ittt€vg schreibt), fLvrjfLslov (Mittel, ein
(ivri^a zu errichten), dxslov Beschäler (dxevsiv)^ öi^^elov (Punkt,
als Mittel der Bezeichnung, 6flfLa)^ tcvqsIov (Feuerzeug), öxov-
Sslov (Becher, mit dem die öütovSij dargebracht wird), schliefst
sich eine ganze Reihe von Bildungen an, welche Bestandteile in
Beziehung zu dem dadurch hergestellten Ganzen bezeichnen. So
verhalten sich die iXeysla zum ikeyog^ die la^ßsla zum ta^ißog u.s.w.
Es ist überflüssig zu allen diesen ursprünglich adjektivischen
Bildungen ein Substantiv zu ergänzen: Movöalov Uq6v^ xuXtibIov
XCDQvoVj exovdslov {litgov^ xvqbIu l^iika. Denn das Neutrum ge-
nügt auch ohnedem zur Bezeichnung des Ortes oder Mittels. So
versteht man also etOLxsla ohne Schwierigkeit von den einzelnen
Buchstaben, die in Ordnung nebeneinander gelegt eine Reihe
bilden wie die Choreuten oder Soldaten oder wie die einzelnen
Mauersteine der Schicht. Schwieriger ist es zu erklären, wie
man dazu kam, ötoix^lov synonym mit 6tolxog zu verwenden
bei der Schattenuhr des Aiistophanes und den aus Theophrast
und Plutarch angeführten Stellen. Man darf hier nicht mit den
wenig zahlreichen Fällen rechnen, wo die abgeleiteten Bildungen
scheinbar gleichbedeutend mit dem Urwort verwandt werden, wie
äyyslov^ das allmählich das ältere ayyog verdimigt, oder rvXelov
(= riJAiy). Denn ersteres hat eine andere Bildung (aus *&yyi6iov\
tvkslov ist offenbar instrumental zu riJAiy gefafst (Polster, durch
das eine ri5Aiy, eine Erhöhung, bewirkt wird). Vielmehr mufs der
Grieche, als er ötoLx^lov neben örolxog in Gebrauch nahm, einen
Unterschied haben bezeichnen woUen. Ich möchte ötovx^^ov der
Sonnenuhr so verstehen, daXs man darunter die wechselnde Schatten-
länge zu 6, 8, 10, 12 — 20 Fufs verstand (6rotx^lov i^cbcovv^ So-
dexcbcovv xrA.), also die einzelnen tagsüber stetig wechselnden
Elemente der Schattenberechnung, während bei ötolxog die Schatten-
schicht als Ganzes oder während der gröfsten Ausdehnung auf-
gefafst wird. Man konnte sich die gröfser und kleiner werdenden
5*
— 68 —
Stundenschatten gleichsam als Komponenten des Schattens über-
haupt denken.
Ahnlich scheint die Verwendung bei Plutarch (Chrysipp?)
zu denken, wenn er die Schichtdicke der Thunfischschwärme
ötoLx^tov nennt. Denn das Wesentliche ist, dafs dies keine fest-
stehende Norm, sondern ein je nach der Anzahl der Fische wech-
selndes Schichtmafs bedeuten soll. In diesem Sinne ist ^Element'
ein auch in der heutigen Mathematik und Astronomie verwen-
deter Terminus.
Am schwierigsten ist bei 6totx^lov die genaue Ermittelung des
Bedeutungswertes, der in dem Theophrastischen xgcd"!! 6tOL%eiG}Srig
= Tiata 6toi%Blov und dem ähnlichen Ausdrucke des Phanias von
Petrons xöe^oc xatä 6toi%Blov liegt. Ich denke, der Unterschied
ist folgender. Heifst eine Anzahl Dinge xatä 6xol%ov geordnet,
so tritt lediglich die Richtlinie als Ganzes vor Augen. SoU da-
gegen zugleich die Gliederung in einzelne Reihenglieder betont
werden, so sagt man 6xoi%bIov. Also die einzelnen x66(iov des
Petron, die sich hintereinander in drei gerade, in Winkeln von
60® aufeinander stofsende Linien ordnen, sind tetay^avoi Tcatä
^toLX^lov und ebenso die einzelnen Hachein der Ähren, welche
in zwei oder mehr etolxov geordnet, das örovxBi&Ssg der Gerste
bewirken.
Ich nehme also an, dafs im fünften Jahrhundert, vielleicht
schon etwas früher, gleichzeitig und unabhängig von einander
aus dem ursprünglich militärischen Begriffe des örolxos als Reihe
6toLx^ta, die Reihenglieder, abgeleitet wurden, in der Schulstube
zur Bezeichnung der alphabetisch geordneten Buchstaben oder
Laute, im öffentlichen Leben zur Bezeichnung der wechselnden
Schattenlängen des eigenen Körpers, vermittelst deren man eine
sehr rohe Zeitmessung ausführte. Dann im vierten Jahrhundert
bezeichnet öroix^lov eine aus einzelnen nebeneinander stehenden
Gliedern bestehende Anordnung (der Ähre, der Welten) oder das
wechselnde, aus mehr oder weniger zahlreichen Individuen ge-
bildete Element des Kubus (der Thunfischschwärme).
8. Elementnin bei den Römern.
Lucrez als den Erfinder des philosophischen Kunstausdruckes
elementum statt ötoix^iov haben wir im ersten Kapitel kennen ge-
— 69 —
lernt. Es stellte sich, wie fast aUe lateinischen Fachausdrücke, als
wörtliche Übersetzung heraus. Vor Lucrez existiert das Wort
in der lateinischen Litteratur überhaupt nicht ^), Varro, der doch
so oft Veranlassung hatte, braucht es nie und nimmt andere
Umschreibungen des griechischen Fachwortes^), erst Cicero tritt
neben Lucrez, und seine Autorität hat das neue Kunstwort durch-
gesetzt. Cicero, der aller Wahrscheinlichkeit nach der Heraus-
geber des von Lucrez hinterlassenen Gedichtes De natura rerum
ist, ignoriert dessen bedeutende Leistung vollständig. So vindi-
ciert er sich denn auch zehn Jahre später bei der Abfassung der
Äcademica den Ruhm, eine Reihe von philosophischen Kunstaus-
drücken geschaffen, d. h. aus dem Griechischen übertragen zu
haben.') Darunter ist auch elementum. Der Inhalt dieser Stelle
und ihre terminologische Form zeigt das AmaJ^am von Stoa und
Peripatos, an dem Antiochos kenntlich ist. Cicero hat also bei
ihm ötoLx^ta im physikalischen Sinne angetroffen und insofern
er dem lateinischen Ausdruck zuerst diese Trivialbedeutung ver-
liehen hat, kann ihm allerdings der Erfinderruhm, den er be-
ansprucht, belassen werden.*)
1) Vgl. LuciHus B. XXVm V. 690 ff. L.
^qua propter certum est facere contra ac persequi
et nomen deferre hominis.' hoc cum feceris,
cum ceteris reus una tradetu/r Lupo.
non derit: &Qxats hominem et cxoi%BLoig simul
privabit. igni cum et aqua interdixerü,
duo habet <noixsZa. ^at fuerit anima et corpore:
yf] corpus, anima est xvbv[ul.' posteriorilms
Gxoixüoig^ si id maluerit, privabit tarnen.
2) z. B. quattuor partes bei Augustin. Civ. D. VII 6.
3) I 7, 26 tu vero, inquam, Varro, bene etiam meritwrus mihi videris
de tuis civibus, si eos non modo copia rerum au>xeris, ut effecisti, sed etiam
verborum, audehimus ergo, inquit, novis verbis uti te auctore, si necesse erit.
earum igitwr qualitatum swnt alias prindpes aliae ex iis ortae. prindpes
Sfwnt tmius modi et simplices, ex iis autem ortae variae sunt et qurosi multi-
formes, itaque aer — hoc quoque uUmv/r iam pro latine — et ignis et aqua
et terra primae sunt, ex iis autem ortae animantium formae earumque rerum
quae gignuntur e terra, ergo illa initia et, ut e Graeco vertam, eie-
rn enta dicuntur; e quibus aer ignis mxwendi vim habent et efficiendi,
reliquae partes accipiendi et quasi patiendi, aquam dico et terram. quintum
genus, e quo essent astra mentesque, singulare eorumque quattuor, quae supra
dixi, dissimiU Aristoteles quoddam esse rebatur.
4) Wie wenig consequent er hier verfährt, beweist eine Stelle der
/
— 70 —
Er selbst beweist, dab man schon einige Zeit yoiber die
metaphorische Bedentang von ötotjBiov nachzuahmen b^onnen
hatte. Noch vor Lncrez, wenn man nicht die Abfassung, sondern
die Zeit der Publication ins Auge faCst, fallt die Stelle de ora-
tore I 35, 163 haec guae isH forsitan puerorum dementa videankir
(Elemente der Rhetorik), welche das Bild in seiner Ursprung-
lichkeit zeigt. Das zweite Buch gebraucht in ähnlichem Sinne
bereits ganz unbefangen das Fachwort üla dementa 11 11, 45.^)
In der Republik spricht er bei Gel^enheit der Definition des
Staates in einer polemischen Berücksichtigung der griechischen
Staatslehre von den dementa des Staates, nämlich der Familie^,
was an die laienhafte Verwendung von fnoijBiov bei Xenophon,
Isokrates u. A. erinnert. In der Ethik nennt er die prima naturae
wiederum nach Antiochos' Vorgang dementa virtutis, aber das zu-
gefügte iamqu(mi zeigt, daCs er das Bild noch fühlt.') Das syno-
nym im Folgenden verwendete principia ist offenbar das Übliche.
Die Körperteile als dementa naturae erscheinen in derselben
Schrift III 5, 19 ebenfEÜls mit dem mildernden quasi.
Auch bei Horaz ist die terminologische Verwendung ver-
knüpft mit der Erinnerung an die eigentliche Bedeutung, die
auch mehrfach erscheint:
Sat. I 1, 25 ut pueris olim dant crushda hlandi
dodores, elementa vdint ut discere prima.
gleichzeitigen Tascnlanen 11 10, 22 , wo er die vier Elemente weitschweifig
umschreibt quattuor nota iUa genera principiorum, e quibus omnia orerentur
und nach Erwähnung horum qwxttuor generum fugt er wie oben das aristo-
telische qumtum genus vaccms nomine zu. Freilich sind die Tusculanen
ganz besonders populär geschrieben.
1) Elementa loquendi Acad. prior, n 28, 92. Die Elemente der Topik
Topica 4, 25 tcmguam elementis guümsdam, der Dialektik Acad. prior, n
47, 143 quod m elementis diälectici docent.
2) I 24, 88 nee vero, inquit Africa/nus, ita disseram de re tarn inlustri
tamque nota, ut ad üla elementa revoha/r, quibus uti docti homines his in
rebus sahnt, ut a prima congressione maris et femi/nae etc.
3) De fin. Y 21, 59 die Natur quasi instiimt docere et induxit in ea
quae inerant tanquwm elementa virtutis, sed virtutem ipsam inchoavit,
nihil amplius itaque nostrum est — quod nostrum est, artis est — ad
ea principia quae accepimus consequentia exquirere. Vorher 15, 43
su/nt enim prima elementa naturae, quibus auctis virtutis quasi germen
efficitur.
— 71 —
Sein eignes Buch, prophezeit er, wird ein alter Schulmeister
seinen ABC-Schützen in die Hand geben
Ep. I 20, 17 hoc quoque te manet, ut pueros dementa docentem
occwpet extremis in vicis balba senectus.
Die Situation der Schule schwebt dem Dichter auch in einer
Diatribe vor, die er zur Abwechslung in lyrische Form ge-
gossen hat:
C. ni 24, 51 ercidenda cupidinis
pravi sunt dementa, et tenerae nimis
mentes asperioribus
formandae studiis.
Der Gebrauch entspricht der laienhaften Verwendung im Grie-
chischen {pxoixBla ap£T^s), wie er die einfachen Sätze seiner
eigenen praktischen Philosophie Elemente nennt:
Ep. I 1, 27 restat ut Ms ego me ipse regam solerqae eiementis.^)
Horaz ist der einzige Dichter der klassischen Zeit^), der Lucrez'
Spuren gefolgt ist. Nur Ovid schliefst sich ihm in seinen di-
daktischen Gedichten an. Von der eigentlichen Bedeutung leise
abweichend
Met. IX 718 par aetas, par forma fuit; primasque magistris
accepere artes, dementa aetatis, ab isdem;
dann zu freierem Gebrauche aufsteigend
Fast, m 709 lioc opus, haec pietas, hasc prima dementa fuerunt
Caesaris, tUdsci iusta per arma patrem;
weiter von Roms Origines
das. in 179 parva fuit, si prim^a vdis elementa referre,
Boma;
endlich in voller Strenge der atomistischen Theorie nach lucrezi-
schem Muster von den Atomen:
Met. I 19 densior his tdMs elementaque grandia traxit
et pressa est gravitate su<i.
1) His ist nämlich soviel als meis.
2) Dazu gehört natürlich nicht das letzte Eatalepton der Yirgilschen
Sammlung XIV 3 ilUi*8 haec quoque sunt divini dementa poetae {= tirocinia).
— 72 —
Am Schlüsse der Metamorphosen hat er sich peripatetisch be-
einflufsten Ekleklikem angeschlossen^ wodurch er in einige Wider-
sprüche gerat.^) Hier erscheinen die gewöhnlichen physikalischen
Elemente
XV 237 haec qmque non perstant quae nos elementa vocamus
239 quaMuor aetemus genücHia corpora rmmdus
conUnd.
Der Dichter hat seine vermutlich durch Varro vermittelte Queue
so genau wiedergegeben, dafs auch das für den Peripatos charak-
teristische tä xaXoii[jL€va 6toi%Bia erscheint. Weniger charakteri-
stisch, mehr als Antonomasie verwendet
Fast. IV 788 sunt duo discordes ignis et unda dei;
iunxenmt elementa patres.
An Horaz G. III 24 knüpft Grattius an
393 iam tenuis elementa mali c(msasque reddtmt
und in Nachahmung bekannter Stellen des Horaz und Ovid sagt
Manilius
I 142 sitque haec discordia Concors,
qme nexus habüis et opus generabile fingit
atque onmis pa/rims elementa rapada reddit.
An Lucrez' Weise erinnert er wie so oft, wo er an die ersten
Elemente des Unterrichts erinnert
n 760 perqtie pedes prqprios nascentia carmina surgwnt
singulague in srnnma prodest didicisse priora.
quae nisi constitermt primis ftmdata elementis
versaque quae propere dederint praecepta magistri,
efßuat in vammi remm praeposterus ordo:
765 sie mihi per totum voUtanti carmine mtmdum
erutaque abstrusa penitus caligine fata
Pieridum numeris etiam medulata coMenti
769 per partes ducenda fides.
Lucan, der als stoischer Philosoph und Naturschilderer so oft
Gelegenheit hätte, das Wort zu verwenden, vermeidet es, vermut-
lich als zu prosaisch. Nur einmal, wo wieder der Anfang der
1) Schmekel Mittlere Stoa S. 434, 5, 451.
^
— 73 —
Oyidscheu Metamorphosen anklingt, heilst es in der Schilderung
des Seesturmes
V 634 extimuit natura chaos; rupisse vidmtwr
cancordes elementa moros, rursusque redire
nox manes mixtwra deis.
Neu ist Silius Italiens
m 77 atque irarum elementa mearum
und nicht gewöhnlich Statins in seiner alexandrinischen Eleganz
Silv. V 3, 20 fulgentisque piagas rerumqus elementa recenses,
quis deus unde ignes quae ducat semita solem
von seinem verstorbenen Vater, der von Äthers Höhen ^) nun-
mehr die Urgründe aller Dinge schaut. Ahnlich von dem all-
wissenden Amphiaraus
Theb. Ym 92 qui quondam causas dementaque noram.
Sehr pretiös ist auch
VI 139/140 talia . . . annorum elementa tuorum
gesagt im Sinne tarn breve spatitim vitae. Ebenso in der Achil-
leis von Achills Jugend bei Chiron 11 372 elementa primae in-
dolis und 452 annorum elementa ineorum.
Nichts Neues, wie zu erwarten, bringt Juvenal
14, 123 sunt quaedam vitiorum elementa
nach Horazischem Muster. Im physikalischen Sinne
11, 14 interea gustas elementa per omnia quaerunt,
sie suchen ihr Menü aus allen vier Elementen zusammen. Ein-
mal antonomastisch
lö, 84 quod non mölaverit ignem,
86 ... demento gratulor.
1) Diese eschatologische Vorstellung, die zuerst Cicero im Somnium
Sdpionis aus Poseidonios' pythagoreisch-stoischer Mystik herübergenommen,
ist im ersten Jahrhundert vor und nach Chr. merkwürdig oft wiederholt
worden. AuTser den von Vollmer zu Statins a. 0. gesammelten Stellen
(S. 525 f.) vgl. Manilius I 758 und was ich Rh. Mus. 34, 490 beigebracht.
Josephus legt die Vorstellung dem Titus bei seiner Ansprache an die Sol-
daten in den Mund B. lud. TL 47: tlg yciQ o^x olSs t&v &Yocd'&v &vSq&v
Zti tag iihv iv noiQoitd^si ijwxccg cidi/JQqi t&v cagtimv änoXvd'siöag th xa^d'a^flb-
toctov 6toi%Biov ai^iiQ ^bvoSox&v &6tQ0ig iyytad'LdQvSLf Sainovsg d* äyad'ol
Ttal ^gmsg sinsvstg UiLovg iv.y6voig iiMpavliovtai^ tccg $' iv voaov6i totg tfcb-
ftatft cvvtaKsicag . . . vv^ {)n6ysiog ictpavitsi xal Xi^^ ßad'Sla ^^;(£Tat,
— 14t —
Bei den Prosaikern dieses Jahrhunderts ist die Verwendung
des Begriffes Element nicht viel reicher entwickelt als bei den
Dichtem.^) Valerius Maximus knüpft an bekannte Elassiker-
stellen an^ wie 11 praef. huiiisce vitae quam svb optima principe
felicem agimtis qimenam fuerint demmta (== angines Bamana^,
vgl. Ov. Fast, in 179) oder III praef. cunabula gmedam et de-
menta virtutis (vgl. Hör. c. 24, 51). Ganz trivial ist VIII 7 ext. 8
mtAsicae roitianis utüissimum dementum. Gurtius kennt nur die
Antonomasie für das Meer IX 9, 26 imde tantwm, redisset subita
mare . . . quaenam esset emsdem demenii natura.
Häufiger erscheint elementum natürlich bei dem Stoiker
Seneca, aber doch nicht so häufig als man erwartet. In den
Naturales qu^aestianes z. B. wird es im Ganzen fünfinal (wenn
mir nichts entgangen ist) verwendet, IH 10, 3; 12, 2; 29, 5 von
den vier Elementen, HI 28, 4 und VI 6, 1 (humiduim elementum)
als Antonomasie. Auch sonst herrscht der physikalische Ge-
brauch vor: dial. IV 19, 1 öfter von den elementa quoMmr; ep.
89, 16; in der Anwendung auf die konstitutiven Elemente des
menschlichen Körpers 117, 23 äo^c nempe sunt et^) elementa,
quibus hie mu/ndus administratur aqua terra Spiritus, amnia ista
tarn causam vivendi sunt quam viae martis. Ep. 95, 12 hac inter-
est inter decreta philosaphiae et praecqpta, quad inter elementa et
membra; dial. I 5, 9 languida ingenia . . . inertibus nectuntwr de-
mentis. Natürlich fehlt nicht ganz die ursprüngliche Bedeutung:
prima dementa docuerunt benefic. HI 34, 1; grammaticarum de-
menta ep. 48, 11. Die Grammatik (litteratwra) per quam pueris
elementa tradwntmr. In dieser Bedeutung erscheint bei ihm zu-
erst das Adjectivum ^elementar'; ep. 36, 4 twrpis et ridicula res
est elementarius senex (dfifiadiis yiQ(ov). Die Lexika verzeichnen
1) Bemerkenswert ist, daXs Yitruy das lateinische Fachwort noch
nicht anzuwenden wagt I 4, 6 namqae e principiis quae Chraeci 6toi%Bla
appellant ut onmia corpora simt composita etc. Auch VUL praef. 1 spricht
er von den Empedokleischen principia. Das spricht für Augusteische Zeit,
denn später ist das Wort sogar bei der Plebs gewöhnlich.
2) et darf ja nicht gestiichen werden. Die Elemente, die den Leib
schaffen, nehmen ihn auch in sich zurück. Dafs hier nur drei Elemente
erscheinen, ist kein Widerspruch gegen das Grunddogma. Denn spiritus
(Tevsviia) besteht aus Feuer und Luft, die als &v(otpsQ7j in der späteren
spiritualistischeren Stoa gerne zusammengefafst und der Materie als Seele
gegenübergestellt werden. S. Zeller nia 195' und oben S. 38^.
— 75 —
noch litterae, voces dementariae aus Capitolin und Ghalcidius.
Hierzu kommt Amob. II 26 ea? doda [naml. animä], ut dküur, de-
mentariam fieri. Die Form dementicius {substantia = 6toL%Elov
t&v 6(Dii,dtc3v) bildet Tertull. de anima 32.
Etwas reicher gestaltet sich die Verwendung von elementum
bei einem vielseitig gebildeten Manne wie Quintilian. Die prima
dementa des Unterrichtes (Schreiben und Lesen) I 1, 24. 35;
II 3, 1; grammatices dementa I 4, 6; rhetorices elementa quae
vocant 6xoL%ela lU 3^ 18 nach Athenaios. Hier zeigt sich aristo-
telischer Einflufs. Noch deutlicher IH 6, 23, wo die zehn Kate-
gorien als Elemente anerkannt werden, ein Zeichen, dafs die mit
Aristonikos einsetzende Scholastik auch bereits nach Bom hiu-
übergreift. Daneben auch die physikalische Bedeutung H 17, 38
ne hi quidem qui ignem aut aquam aut qucnttmr elementa aut
Corpora insecabilia esse, ex quHms res omnes initium diixerinty tra-
dunt etc. Sehr eigentümlich ist prima dementa I 2, 26 mit einer
gewissen Personifikation für inibuti primis dementis gesagt, ähn-
lich aber prima studia H 3, 10.
Der seltene Gebrauch des Tacitus erhebt sich nicht über das
gewöhnliche: prima discentium elementa dial. 30; eUmentis studio-
rum etsi non instructus a/t certo imhdus ebenda 19; dann von
Nero Ann. XHI 8 aliqtumdo ca/rminUms pangendis inesse sibi
elementa doctriruie ostendebat. Einmal wird das Wort auch etwas
gelehrt-geziert verwandt das. XHI 57 super a/rdentem a/rborum
struem fusa (nämlich aqua) ex contrariis inter se elementis igne
atque aquis concretmn. Man denkt an Ovid Fast. IV 788 (oben S. 72).
Über die späteren Jahrhunderte steht mir kein umfassen-
deres Material zu öebote. Es versteht sich, dafs Apuleius in
seinen philosophischen Schriften den Terminus verwendet, aber
stets nur im trivialen physikalischen Sinne. ^) Ebenso ist es in
1) De Piatone I 5. 7 (doppelt). 8 (d.). 17; de mundo 5. 10. 19. 21.
Asclep. 3 (d.). 8. 9. 10. 11. 36. Apol. 49. de deo Soor. 8. An einer Stelle
ist das Wort wohl korrupt Ascl. 6. Der Mensch ist mit dem Himmel ver-
wandt, sie ergo feluHore hco medietatis est positus, ut quae infra se simt
diligat, ipse a se superioribus diUgatur. colit terram, elementis vehcitate
miscetwr, acumine mentis in maris profunda descendit, omnia Uli licent; non
caelwn videtwr altissimum, quasi e proximo enim sagacitate metitur, inten-
tionem animi eius nulla eins caligo confwndit. Vielleicht steckt in elementis
caslo mentis, doch stört das folgende acumine mentis, wenn es kein Inter-
pretament ist.
— 76 —
dem Kommentatorenwerk des Boethius^ der die Neuplatoniker über-
setzt, zu erwarten^) und nicht minder bei den späteren Gramma-
tikern, welche den Unterschied von UUera und elementum einprägen. *).
Interessanter ist es, dafs Boethius aus seinen Neupythago-
reem (Nicomachus) auch die pythagoreisch-platonische Verwen-
dung für die Monade übernommen hat*), ja sogar die dem Tim'äus
eigentümliche Bezeichnung des Dreiecks findet sich hier: omninm
forma/rum principium elementumgue esse tricmgulum,^) So heilst
auch übertragen auf die Musik die Oktave das Element der
Töne^), während das Kapitel der Inst. mus. I 3 de vocibus ac de
1) Ich hebe eine etwas weniger triviale Stelle hervor aus de interpr. 1 36, 23.
II 20, 33, bes. n 22, 27 ff. Meiser . . . no8 in sitpradictis sententiis elemento
atque litter a promiscue usi sumus, quae autem sit komm distcmtia paucis
dbsolvam. littera est inscriptio atque figtira pa/rtis minimae vocis a/rticulatae,
elementum vero sonus ipsius inscriptionis ut cum scriho literam quae est Ä,
formula ipsa quae atramsnto vel graphio scribitwr littera nominatur, ipse
vero sonus quo ipsam litteram voce proferimus didtwr elementum; vgl. Dio-
med. n p. 421 E. Scau/rus sie eam [n. littera] definit: littera est vocis eius
qu>ae scrihi potest forma; elementum est minima vis et indivisibüis materia
vocis articulatae vel u/niuscuiusque rei initium a quo sumitwr incrementum et
in quod resolvitu/r. huius figura littera vocatur . . . litteras etiam veteres ele-
menta direru/nt, quod orationem velut quaedam semvna construant atque dis-
solvant . . . igitur elementum intelligitur, littera scrihitur, A
nominatur; Prise. I 4 p. 6 H. literas autem etiam elemsntorum vocäbtdo
nuncupaveruM ad similitudi/nem mimdi elementorum: sicut enim illa coeuntia
omne perficiunt corpus, sie etiam haec coniu/ncta literalem vocem quasi
corpus aliquod componuM vel m^gis vere corpus (insofern nach stoischer
Lehre die qxovii Luft und diese materiell ist); p. 6, 23 litera est igitu/r nota
elementi . . . elementa proprie dicu/ntwr ipsae pronu/ntiationes, notae autem ea/rum
literae. abusive tarnen et elementa pro literis et literae pro elementis vocoMtu/r.
2) Merkwürdig ist der grammatische Terminus bei Priscian XVII 8
S. 112, 14 elementum est quando in d/uo dvoiditur m>odo sylldbico id est con-
templatione temporum ut fieri pro firi; longa enim in duas breves divisa est^
similiter admittier pro admitti, d. h. die zweisilbige Form wird als Element
der contrahierten aufgefafst. MiTsverstanden hat die Sache der sog. Prise,
de accent. 1, 3 m S. 520 H.
3) Inst, arithm. 11 1 p. 79, 25 Friedl. u^itas prvndpiimi et elementum
est. Ebenso I 15 S. 31, 15 hi (uni) autem in semet ipsos multiplicati faciu/nt
alios num>eros velut primi eosque primam rerum suhstantiam vimque sortitos
cu/nctorum a se procreatorum velut quaedam elementa repperies.
4) n 19 S. 104, 13, vgl. 34 (131, 16).
5) n 48 S. 155, 16 symphonia diatessa/ron, qu<ie princeps est et quo-
dammodo vim obtinens elem^enti.
— 77 —
musicae elemmtis über die Grundbegrifife der Akustik, Bewegung,
Schwingung, Ton, Gonsonanz redet.
In der sauer erworbenen öelehrsamkeit, die der örieche
Ammian in seinem Geschichtswerk wohlgefällig ausbreitet, über-
rascht die Vielseitigkeit der Verwendungen. Sie erklärt sich aber
dadurch, dafs der schrullenhafte Mann in allen Winkeln der
Litteratur herumgestöbert hat. So ist auTser dem physikalischen
Terminus (XIV 11, 26. XVH 7, 14. XVI 10, 17 der Aufruhr der
Elemente: ehmentorum furenie discordia) auch die ursprüngliche
Bedeutung vertreten XXTX 1, 30 elementorum viginti quaUtwr und
von den Hieroglyphen scriptilibus demenUs XVH 4, 15. Breit hat
sich auch die aus der Antonomasie entwickelte Verwendung für
Wasser, Meer oder Land und Wasser ausgebreitet XXVII 11, 3
natantium genus elemento suo expulsum haut tarn diu spirat in
terris; XV 4, 4 der Rhein fliegt durch den Bodensee tamquam
demenium perenni discordia sepa/ratum; XVH 13, 15 per demmtum
utrumgue; XXII 15, 15 das Krokodil adsuetum demenüs ambohus})
Einmal erscheint sogar mit geheimnisvoller Miene der Apoteles-
matiker, der seine Geheimnisse aus griechischer (spätstoischer)
Quelle mühsam verdoUmetscht. Die lange und nicht uninter-
essante Abhandlung beginnt mit den Worten dementorum omnium
Spiritus . . . paHicipat nobiscum munera divinandi.
Am allerbuntesten geht es in dem philologischen Karneval
des Martianus Capella zu, der gerade deswegen ein gröfseres
Interesse als sonst beansprucht. Er giebt gleichsam zum Schlufs
noch einmal ein fast vollständiges Bild der mannigfachen Ge-
stalten, in denen das Element in der antiken Welt erscheint.
Da fehlt nicht die ursprüngliche Bedeutung III 259, wo X als
Doppelbuchstabe, nicht als eigentliches demmtum gilt (in demento
ca/rdine non pröbatur), häufiger ist die physikalische Trivial-
bedeutung I 92. n 106. VII 738. VIH 814.«) Wir finden sogar
an Lucrez anklingend I 16 rerum qwiedam semina et elementa,
also fast atomistische Anschauung. Die Elemente der Mathema-
tiker werden neben ihren protheoremata 11 138 genannt; auch
1) Die griechische Parallele ist oben angefahrt S. 42^.
2) Eigentümlich VII 732: die Dyas ist elementorum etiam maier, nam
de dyade quartus elementorum numerus (d. i. retrovertiert ri t&v cxoi%bI(ov
tBtffoivLxvg) procreatur.
— 78 —
das musikalische Element {sowas) fehlt nicht IX 938. In der
Rhetorik werden 6 Elemente gezahlt V 552: persona, ca/usa,
locus, tempuSy materia, res.^) Auch die astrologische Verwendung
findet sich 11 211 elementorum quoque praesides angdieiqtie popuM
pulcJierrima mtdütudo ammaeque praeterea ieatorum veterum, guae
iam caeli templa meruerant
Man sieht schon aus diesen Proben ^ dafs bei den Römern
der Gebrauch des Wortes, der im Anfang der christlichen Epoche
so ungewöhnHch dürftig ist, an Zahl und Umfang sich ausweitet,
je ml wir mis der eigenliich christUchen WeU nähenL In de;
That giebt das Evangelium den Schlüssel für die sonst schwer
begreifliche Thatsache, dafs ein gelehrtes Wort populär und
schliefslich geradezu gemein wird. TertuUian hat das Wort oft
im physikalischen Sinne de idol. 4; ad nat. 11 3 (13mal); 11 4
(2mal); 5; 6; de anim. 30; de bapt. 3;, 5 (2mal); in einer Parar
phrase Yarros ad nat. 11 5 6^ Va/rro meminit eius [n. opmioms\
creditam praeterea dicens elementorum divinitatem, die natürlich
nicht für Varro den Terminus verbürgen kann.«) Bemerkenswert
ist der antonomastische .Gebrauch de bapt. 3 liquidi dementia)
und ebenda 5 eommercmm ems elementi (nämlich aqme). Daraus
entwickelt sich in der vulgären Sprache der merkwürdige Sprach-
gebrauch, dafs elementum einfach Wasser heifst. Corp. Inscr.
Lat. VI 1793 (a. 394) recepit civitas elementum cuitis meattm,
series temporis consfumserat (Wiederherstellung einer verfallenen
Wasserleitung). Den tlTbergang zeigt C. L L. VIII 7034 fiskdam
quae ex elemento caeksti totius wnm substantiam vitale . . . swmr
ministrat.
Amobius hat wie TertuUian den physikalischen Terminus
I 2 prima illa elementa ...ex quibus res omnes consensum est esse
1) Vgl. Emporius bei Halm Bhet. lat p. 671, 6 in suadendo vel in
dissuadendo duodedm veluti elementa, id est ut Graeci appellant cxaixBla
consideramda esse dixertmt: legitimum, iustum, asquum, cowoeniens, honestum,
utile, religiosum, pivm, civtle, fädle, possibile, necessarium; s. oben S. 30*.
2) S. oben S. 69.
3) alimenti ist überl., nämlich aus elimenti, einer in den Hdss. häufigen
Nebenform. So erscheinen in dem Corp. Glossarum häufig die Formen
elimentttm, aslimenPum. Die Stellen selbst lehren nichts (11 69, 20. 438, 16.
m 26, 28. 198, 47. 244, 34. 277, 63. 426, 3. 437, 49. 447, 2. IV 61, 18. 41.
231,27. 336,22. 478, 7 f. 612, 30 ff. V 163, 41. 646,41. Anecd. Helv.
289, 20).
— 79 —
creoias; 29 eUmenta vitalia; 11 9 sogar das quininim elementum
des Aristoteles. Bei seinem Schüler Lactanz ist eine Reihe von
Stellen bemerkenswert, weil sie die Paulinische Bedeutung der
ötoLx^la vortrefflich illustriert.^) Bei Augustin ist eine un-
gewöhnliche Steigerung der Verwendung nicht zu verkennen. In
dem einen Buche de civitate dei, wo der Gegenstand doch nicht
gerade zur häufigen Anwendung zwingt, zählt die Thesaurus-
verzettelung 72 Fälle von elementum auf. Bei weitem überwiegt
der physikalische Sinn, auch von den konstitutiven Elementen
des Körpers^), auch der eben besprochene antonomastische Ge-
brauch findet sich XXTT 11 pondtis wmidi dementi. Nehmen wir
wir nun hinzu, dafs auch die gleichzeitigen christlichen Dichter,
vor allem Prudentius^), gern das stattliche Wort verwenden, so
dürfen wir vermuten, dafs ihnen weniger ihre gelehrte als viel-
mehr ihre christliche Bildung das Wort nahe gelegt hat. Schon
TertuUian, wenn er von den elementa mundialia spricht, de spect. 9,
erinnert an die elementa mtmdiy welche Augustin aus dem neuen
1) Inst. div. n 6, 1 ff. d/uplici ergo ratione peccatu/r ab msipientibus,
primum quod elementa id est dei opera deo praeferunt, demde quod eUmen-
torum ipsorum figuras humana spede comprehensas colu/nt. nam solis hmae-
que simulacra hwmanum in modum forma/nt, item ignis et terrae et maris,
qtiae Uli VulcoMum Vestam Neptijmwm voca/nt, nee elementis ipsis in aperto
litant. ... 7 Tuie sv/nt religiones qua^ sibi a maiorihus suis traditas pertina-
cissime tueri ac defendere perseveramt. Ebenda IE 13, 12 ceteri autem qui
per terram dispersi fueraM admiroMtes elementa mtmdi, caelum, solem, terram,
mare, sine ullis imaginibtis ac templis venerabaMur et his sacrificia in aperto
celebrabant, ähnlich d. ira d. 2 mimdi elementa mirantes caelum, terram,
mare, solem ceteraque astra venerantti/r, EigentümKch an das stoische Ur-
eroi^Blov erinnernd Inst. I 6, 7 caelum autem tamquam deum primum con-
stituere non audebat, quod videbat elementum esse mwndi, quod ipsum egtierit
auctore. Peripatetischen, vielleicht durch Varro vermittelten Einflufs (de 1. 1.
V 61, wie Brandt anmerkt) zeigt die Stelle Inst. II 9, 21, die an Ovid
Metam. I 430 ff. anknüpfend fortfährt alterum enim quasi masculinum ele-
mentum est, alterwn quasi femininum, alterum a>ctivum (= notr}TLn6v),
alterum patibile (= na^rititiöv). ideoque a veteribus institutum est ut sacra-
mento ignis et aquae nuptiarum foedera sanciantur. Weitere Beispiele in
Brands Index 11 306.
2) XI 34 pitmtam quod Graece tpUyiia dicitur et ta/nquam in elementis
corporis nostri aquarum vicem obtinet.
3) Symm. I 12. 299. 426; 11 227. 804. 865. 971; Hamartig. 504. 904;
Apoth. 398. 733, vgl. Prosper Aquit. cann. de ingr. 735.
— 80 —
Testamente kennt, i) Das Christentum hat also das bisher wenig
populäre Schulwort ins Leben eingeführt und dadurch im Verein
mit Aristoteles das Mittelalter nnd die neuere Zeit zur Au&ahme
willig gemacht.
Damit steht nicht im Widerspruch, dafs die etwa noch heid-
nisch gebliebenen Dichter der späteren Zeit, vor allem Claudian,
der hervorragendste Schriftsteller neben Augustin, sich der Zeit-
richtung fügen. ^) Der physikalische Sinn des Wortes ist auch
bei ihm ausschliefslich vertreten.
In XJbereinstimmung mit diesem Resultate, dafs erst der
Sieg des Christentums das Wort bei den Römern zur Herrschaft
berufen habe, steht die auffallende Thatsache, das der klassischen
Jurisprudenz das Wort vollständig fehlt. ^) Erst in einem Gesetz
des Constantius aus dem Jahre 357 erscheint es im christlichen
Sinne: multi magicis arUbtis ausi dementa turbme vitas insontivm,
lahefadare non dubitant et mcmibiis accitis cmdent ventüare ut
quisque suos confkdat nuüis oHibus inimicos,^) Gothofredus denkt
bei den dementa an die tempestaHi, die durch Beschwörungen
Hagel erregen können. Aber der Plural statt aera wäre un^
gewöhnlich und die Beziehung auf das labefactare vitas insontium
unverständlich. Eher wird man an die bekannten Künste der Ca-
nidia denken quo/e sidera excantata voce Thessala lunamque cado
deripit oder poh deripere hmm vocitms possim meis^ possim cre-
1) De civ. d. Vm 10 nach Col. 2, 8. 20. Die übrigen Stellen, wo
elementum in der Yulgata erscheint, sind Sap. 7, 17. 19, 17; Gal. 4, 3. 9;
II Petr. 3, 10. 12; vgl. oben S. 50.
2) De rapt. Pros. I 43; carm. 8, 286. 17, 100. 21, 360; carm. min.
17, 35; 26, 76. Die ausführliche Schilderung der Weltentstehung {elemen-
torum seriem) de raptu Pr. I 248 ist nach Ovid Metam. Anfang gearbeitet.
Der wenig ältere Avien hat in seiner Aratübersetzung, obgleich hier doch
wohl manche Gelegenheit gegeben war, nur ein Beispiel 9 vita elementorum,
mundi cälor, aetheris, ignis astrorumqtie vigor.
3) Alfenus Varus citiert die Epikureer für die Ansicht, dafs die
Atome im menschlichen Körper täglich wechseln Dig. V 1, 76 propterea
quod, ut phüosophi dicerent, ex qmbus particulis minimis consisteremus, hae
cottidie ex nostro corpore decederent cUiaeque extrinsecus in eorum hcum
accederent. Der Terminus particulde kommt zwar auch bei Lucrez zuweilen
vor, aber nicht häufig, und Alfenus bedurfte als Schüler des Siro (mit
Virgil zusammen) nicht der Belehrung des Dichters.
4) Theod. Cod. IX 16, 5. Über ventilare vgl. Lobeck Aglaoph. 223.
— 81 —
matos excitare mortuos.^) Doch geht elementa vielleicht nicht
blofs auf die sidera, da das Behexen ja alles Mögliche treffen
kann, wie die Aufzählung der zahlreichen Hexenkünste der
Medea bei Ovid^) zeigt, wo freilich auch das manes exire sepul-
cris direkt vor dem te quoque iMna trdho steht. Die drei übri-
gen Stellen, wo ekmentum im Corpus iuris vorkommt, rühren
von Jüstinian her. Zunächst steht es im gewöhnlichen physika-
lischen Sinne in der Anweisung für die Abfassung der Pandekten
Cod. I 17, 1 pr. omnem spem ad sölam referamm summae provi-
dentiam trinitatis: unde et mundi totius elementa processerunt et
eorum dispositio in orbein terrarum producta est. In der Bedeu-
tung ^Anfangsgründe' liest man es im Prooemium zu den In-
stitutionen § 4 in hos quattuor libros easdem institutiones partiri
iicssimuSy ut sint totius legitimae scientiae prima elementa. In dem-
selben Sinne Cod. I 17, 2 § 11 quattu^or libris reponere et totius
eraditionis prim^ fundam^enta atque elementa ponere. Das ist alles.
In den eigentlichen Digesten fehlt das Wort, was beweist, dafs
das Juristenlatein, wenn nicht das beste, so doch das reinste ist.
9. Etymologie von elementam.
Die semasiologische Untersuchung, die jedem Versuche, die
Etymologie aufeuhellen, vorausgehen mufs, hat folgende That-
sachen ermittelt: 1) dementum ist keine lateinische Bildung; denn
ein Wort von solcher Bedeutung würde irgendwie in der vor-
ciceronischen Periode auftauchen; 2) es ist in der klassischen
Zeit als gelehrtes Fachwort empfunden und verhältnismäfsig
wenig verwendet worden; 3) die verbreitete Annahme, dafs die
Urbedeutung ^Grundbestandteil' sei, von der die gewöhnliche
^Alphabet' abgeleitet worden, ist durch die älteste Anwendung
bei Lucrez widerlegt. Die Sache verhält sich, wie auch die Ana-
1) Hör. Ep. 5, 44. 17, 78. Die Mondzanberinnen schon bei Sophron
fr. 3 Eaibel tocl yvvoclTiss cä xäv &b6v tpavti i^Bl&v (ich verstehe ^avs det-
Bahn treiben^). Gleichzeitig Hippocr. de morbo sacro 1 (VI 358 L.) sl y^g
osXrjvriv rs nad'aigslv %al TJXiov atpccvlSsiv kccI x^t>nSvd ts xal sifSiriv noistv
xal ö^ißgovg tial a{)xi''Ovs xcel d'dXaacav utpOQOV xal yr]V xal r&Xlcc rcc
roiovx&tQOTta nccvra ^noSixovrai inltnac^cci. Vgl. Plato Ges. 933 A.
2) Met. Vn 206.
Diel 8, Elementam. 6
— 82 —
logie des Griechischen nahe legt, gerade umgekehrt. Aus der
gewöhnlichen Bedeutung ^Buchstaben des Alphabets'^) hat sich
die philosophische und speciell die physikalische entwickelt, wie
wir noch mit Augen sehen.
Deshalb halte ich alle Vermutungen, welche von jener Basis
ausgehen, von vornherein für wenig aussichtsvoU. Dazu gehört
des ö. J. Vossius Herleitung von öleOy die Gessner mit den
Worten empfahl sunt nempe dementa, e quibus nascuntwr oriun-
ttjfrque (üia, und die Trendelenburg in seinen Elementa Logices
Aristotdeae mit linguistischen und philosophischen Gründen ver-
geblich zu stützen sucht.*) Sprachlich ist diese Etymologie
ebenso unmöglich, wie die alte von iXdca = alsfia^ die Leo
Meyer ^) mit Heranziehung des altindischen cmtirs dünn, sehr Meiny
cmvrkor Atom modernisiert hat. Aber iLke- und ele- decken sich
im Yokalismus der ersten Silbe nicht und es ist überhaupt
methodisch bedenklich (abgesehen von der Semasiologie) ein
Wort, das im Lateinischen ohne Sippe dasteht, auf so wenig
klare Wurzeln anderer indogermanischer Sprachen stützen zu
wollen. Nach seiner Grundbedeutung mufs das Wort im Latei-
nischen so spät aTifgekommen sein, dafe es nicht ganz einzeln
stehen könnte, wie es thatsächlich dasteht. Ich darf daher so
wenig begründete Zusammenstellungen wie mit iXa- {Triebj Schofs,
iXätri?) oder mit iQvog^) oder mit äs, assis aus ad-ti-s = edemen-
tum^) übergehen, um von Hellers^) unbegreiflichem ele(g)fnentum
1) z. B. Sueton Caes. 66 guarta elementorum UUera; Hieronymas
Prol. galeat. IX 454 f. (ed. Vallarsi 1738) von den Hebräern: viginti duo
elementa sunt per quae scribimus hehraice . . . et eorum initiis vox humcma
comprehenditvr , ita viginti duo Volumina supputantur, quihus quasi litteris
et exordiis in dei doctrina tenera adhuc et lactens vvri iusti eruditur
infantia.
2) S. 60. 6. Aufl. Ob die Alten, wie er annimmt, eine Etymologie in
dieser Richtung aufgestellt, ist aus den angefclhrten Stellen des Silius
in 77 Horat. c. III 24, 61 nicht zu ersehen und Scaurus (s. o. S. 76') a quo
sumitur incrementum et in quod resolvitur ist den Aristotelikem nach-
gesprochen.
3) Bezzenbergers Beitr. 11 106. Gebilligt von Osthoff Transactions of
Üie Ämer, Philol Äss, XXTV 63 f. und A. Kiefsling zu Hör. C. HI 24, 62.
4) Neisser Bezzenh, Beitr. XIX 144.
6) Wharton Etyma latina S. 8. 32.
6) Fhilolog. XIV 227.
— 83 —
(Äuswahlj Ausscheidung aus Zusammengesetztem) oder Döderleins
alim^ntum^) zu schweigen.
Semasiologisch korrekt ist dagegen die alte Erklärung l-m-n-
tum, welche Heindorf aufgebracht hat.^) Denn hier wird die
Bedeutung Alphabet mit Recht zu Grunde gelegt. Aber die
Etymologie selbst ist abenteuerlich und hätte nicht von Neueren
ernstlich vorgebracht werden sollen.^) Denn 1) wäre eine solche
Benennung nur dann glaublich, wenn die Römer irgendwie beim
Unterricht oder sonst nicht mit ABC, sondern mit LMN be-
gonnen hätten, was unbezeugt und unglaublich ist; 2) hat das
Suffix -tum eine andere Bedeutung, wie die Wörter regimentum,
aUmentum, testamentum zeigen. Man müTste also bei der hybriden
Bildung eine Anähnlichung an das sinnverwandte rudim^ntum an-
nehmen, was doch der Form nach etwas weit abliegt.
Der einfachen Überlegung läge es gewifs am nächsten, nach
diesen Analogien einen Verbalstamm zu suchen, dessen Verbal-
nomen die Instrumentalbedeutung jener Bildungen ergeben hätte.
Dabei würde das e der zweiten Silbe statt i, da» an das erste
angeähnlicht wäre, wie hehetem, segetem^ teretem, genetivus, vehe-
mens^)y kein Bedenken erwecken. Aber eine solche Verbalwurzel
giebt es im Latein und in dem ganzen Bereiche der verwandten
Sprachen nicht. So wird unsere aus der Wortgeschichte ge-
schöpfte Behauptung, dafs elementum kein lateinisches Urwort
sei, bestätigt. Es ist also ein Lehnwort und zwar, wie bei
der Sphäre, in der es auftaucht, selbstverständlich ist, ein grie-
chisches.
Quintilian berichtet uns, es sei beim ersten Buchstabier-
unterricht üblich, den kleinen ABC-Schützen elfenbeinerne Buch-
staben zum Spielen zu geben, um sie so gleichsam spielend die
Elemente kennen zu lehren.^) Auch Hieronymus weifs noch
1) Lat Synonyme III (1829) 210.
2) Zu Hör. Sat. I 1, 21.
3) L. Havet Mem. Soc. de Ungu. V (1884) 44. 0. Keller Lat Volks-
etym. S. 120.
4) Vgl. Parodi Studi itdl. I 397.
5) I 1, 26 non excludo autem id quod est inventum irritandae ad dis-
cendum infaMiae gratia, ehwmeas etiam literarvm formas in lusum Offerte
vel si quid aliud quo magis illa aetas gaudeat, inveniri potest, quod tractare,
inti^ri, nominare iucundwn sit
6*
— 84 —
aus eigener Erfahrung davon. ^) Dagegen scheint mir die aus
einer bekannten Horazstelle geflossene Annahme von zucker-
gebackenen Buchstaben in der Luft zu schweben.^)
Es ist wohl nicht anzunehmen, dafs eine so artige Erfindung
in älteren Zeiten der Republik auf römischem Boden ausgedacht
worden sei. Vielmehr richten sich die Blicke auf Griechenland
und auf die griechischen Schulmeister, die wie Livius Andronicus
aus Tarent im Anfange des 3. Jahrh. in ihrer, dem Römertum
auf serlich angepafsten, griechischen Pädagogik sehr wohl der-
gleichen Hilfsmittel importiert haben können. Es läfst sich ver-
muten, dafs damals der Name elementa aufkam, um damit die
Stücke Elfenbein zu bezeichnen, an denen der vornehmen römi-
schen Jugend die rudimmta litterarum eingeprägt werden sollten.
Zwar haben die Römer damals gewifs schon das durch den inter-
nationalen Handel aus Indien mit heimischem Namen ^) bezogene
Elfenbein ebur benannt, aber die griechische Bildung machte sich
doch daneben geltend und Virgil sagt unbedenklich ex awro vcHi-
doque elephanto. Das Wort iXsfpag bedeutete lange nur den im-
portierten Zahn. Es ist anerkanntermafsen echt griechisch*) und
wie die alte Etymologie richtig andeutet, wegen des gleifsenden
Schimmers diä rö iketpaiQsed'ai so benannt. Bei den frühzeitig
nach Rom eingedrungenen Wörtern auf -ai/r- ist das Neutrum
bevorzugt worden, Tdigag Tarentum, 'AxQdyag Ägrigentum, xlXXl-
ßag cilibantum. Dieser Stufe würde also elepantum und mit
1) Epp. fam. n 15 (I p. 675) fvant ei Utterae vel htixeae vel eburnecie
et suis nominibus appositae, ludit in eis.
2) Sat. I 1, 25 ut ptieris olim dant crtistula blandi doctores, elementa
velint ut discere prima, d. h. doch einfach: man belohnt den Fleifs der
Kleinen durch Zackerplätzchen. Mehr steht auch nicht in der hierzu von
Eiefsling u. A. citierten Hieronymusstelle ep. 128, 1.
3) Auch das ägypt. jeh (so vokalisiert man wohl das Wort), Elfenbein,
klingt doch wohl nicht zufäUig an das altindische ibha, ElephaM, an, da
der Import aus Indien wohl älter ist als der aus Nubien. Ob das Phöni-
kische hier die Yermittelung nach Italien besorgt hat (Weise Rh. Mus.
38. 543) ist zweifelhaft, da die Semiten kein eigenes Wort für Elfenbein*
haben. Sie sagen Zahn («ew) oder Hom (q^ren), assyrisch sin pM von p^ru
Elephant. Das vereinzelte len-habbim lEön. 10,22; 2 Chron. 9, 21 (ödövreg
iXsq)dvtLvot LXX, was Salomo aus Ophir holt) lautet allerdings ähnlich
wie das indische Wort.
4) Lewy Semit. Fremdw. im Griech. 5, dessen Gleichungen freilich
nicht alle stichhaltig sein dürften.
— 85 —
Schwächung des a in Folge des vorgerückten Accentes elepmimm
(wie in den beiden angeführten Übertragungen; vgl. auch talen-
tum) entsprechen. Die neutrale Bildung würde der angenommenen
Verwendung ^Elfenbeinstücke' um so mehr entgegenkommen, als
die Analogie der Bäume, bei denen die Form auf W5 den Baum
selbst, das Neutrum die Früchte oder einzelne Stücke Holz be-
zeichnet {malus, davon mala, so arbuta, cerasa, corna, m^a, mysta,
huxa), genau in derselben Bichtung sich durchgesetzt hat. So
würde also zu Andronikos' Zeit einer Bezeichnung der elfen-
beinernen Stäbchen im Munde der römischen Knaben, die den ge-
lehrten Schulausdruck sich mundgerecht machten, durch elementa
ein sachliches oder sprachliches Hindernis nicht entgegenstehen
bis auf die Verwandelung des p m m.
Hier liegt allerdings eine ernstliche Schwierigkeit, da der Laut-
wechsel im Lateinischen wie Griechischen nicht gesetzlich ist. Es
wäre allzu bequem, sich auf das Lallen des Kindermundes zu be-
rufen, der zwischen den mit l und n schliefsenden Silben das m
bequemer und alphabetisch richtiger gefunden hätte. Der XJber-
gang von p unmittelbar vor n (sop-nm in somnus) beweist hier-
für nichts. Noch weniger ist mit volksetymologischer Anähnli-
chung an die Wörter auf -m^entum gewonnen (monummtum,
alim^ntum); denn dergleichen Begründung grenzt an Spielerei.
Ebensowenig läfst sich viel mit einzelnen ähnlichen Lautüber-
gängen bei Fremd- oder Lehnwörtern anfangen, z. B. liegt ^lö-
IvßSog ([löhßdog^ iiöXtßog^ ßöhßog^ ß6ki^og^ plumhum) allerdings
ein mit b beginnendes Fremdwort zu Grunde, das wir aber nicht
keimen, und auf das vereinzelte pnLnestinische Melerpanta (Belle-
rophon) ist kein Verlafs.
. Vielleicht ist die Form mit m gar nicht erst auf italischem
Boden entstanden. Als mit Pyrrhus im Jahre 281 die ersten
Elephanten in Italien landeten, wufsten die Römer das Riesentier
nicht mit eigenem Namen zu benennen. Sie nannten es Luca
bos^), wie noch Naevius thut, den Varro citiert. Die Makedonen
1) Varro 1. 1. "VH 76 ab eo guod nostri cum maximam quadripedem
quam ipsi häberent vocarent bovem et in Lucanis Pyrrhi bello primum vidis-
8€wt apud hostis elephoMos [idem nonj item quadripedes cornutas (nam
quo8 dentes multi dicunt swnt comua), Lucanam bovem, quod putabant. Im-
cam bovem appellasse.
<* <*
<* <*
<* <*
— 86 —
selbst werden ihre Tiere iXaßavteg genannt haben ^), da der
Dialekt die Mediae Aspiratae durch die Medien wiederzugeben
pflegt.^) In diesem Punkte stellt es sich zu den verwandten
nordischen Sprachen, vor allen dem Phrygisch-Thrakischen. Da
nun hier der eigentümliche Wechsel von m mit 6 (vor nd)
sicher bezeugt ist Mevdtg = Bevdtg^), so könnte die Form iXsr-
fiavteg statt ikitpavtag vielleicht auch jenen makedonischen Eier
phantenführem des Pyrrhus zugetraut werden, welche das Wort
in Süditalien zuerst den Römern gegenüber gebraucht haben
werden. Eng mit dem Wort Elephant hängt das für Rüssel tcqo-
ßo6xig zusammen, den die Römer in zwei Formen kennen, der
reingriechischen und der zahlreich überlieferten vulgären Form
promosds (promusds). Das ist das zweite freilich sehr unsichere
Beispiel des Lautwandels 6 in m.*) Wie sich nun die nordisch-
griechischen Formen Bruges (Ennius) = ^Qvysg und haldena =
(paXaiva vorübergehend oder dauernd im Lateinischen festgesetzt
haben, so können unter Umständen auch die bei den Thrakern
möglichen Wechselformen ^) mit m statt h (namentlich vor fol-
gendem w, wie Mevdtg statt Bsvdtg) auf dem angedeuteten Wege
ihre Verbreitung nach Unteritalien und so nach Rom gefanden
haben. Es könnte auch daran gedacht werden, da der illyrische
Dialekt den nordischen verwandt ist, dafs Dyrrachium, wie seine
Pfirsiche und sonstiges Edelobst (duracina)^)^ so auch griechi-
sches Elfenbein und griechische Buchstaben für den Unterricht
importiert und diesen Artikel mit einheimischem Lautwandel ika-
[lavta genannt habe. Aber das eine Beispiel des Lautwechsels
^AyiavxCg = ^AßavtCg hält der Ejritik nicht stand.') Es ist dies
1) Ob damit, wie man vermutet hat, got. ulbandus (Kamel) zu-
sammenhängt, kann ich nicht entscheiden.
2) Kretschmer EM. Gesch. d. gr. Spr. 287.
3) Kretschmer a. 0. 236. Tomaschek D. cdten Thraker II, Wiener
S. B. 130, 16. 47. Die reiche Sammlung für Übergänge von ft in p und
umgekehrt bei Röscher Cv/rtius Stud. in 129 ergiebt nach scharfer Sich-
tung wenig brauchbares Material.
4) Denn Niemand kann dafür einstehen, dafs das m sich nicht erst
in der späteren Zeit aus dem in v verwandelten b entwickelt hat, wie man
später vulgär primilegium, promentus u. ähnl. sagt, Schuchardt I 182.
6) Kretschmer a. 0. 236.
6) Theod. Beinach Bev. des Et. grecques 1899, 48.
7) Wilamowitz Rom. Ureters. 172. Tomaschek bei Pauli- Wissowa 1 1725^
— 87 —
wohl alte Heroentranslokation auf oberflächliche sprachliche Ähn-
lichkeit hin.^) So mufs bei den aufserordentlich geringen Über-
resten illyrischer Sprache die Sache unaufgeklärt bleiben. Es
genügt ja auch für unsem Zweck sprachlich mögliche Wege an-
gedeutet zu haben, auf denen das griechische Wort umgelautet
zu den Römern gelangen konnte. Im Schatten der Schulstube
blieb das Lehnwort ungenützt liegen, bis das entsprechende reich-
entwickelte griechische Wort 6toix£lov an das römische Ohr traf
und nun ein passender Ersatz in der patria lingua gesucht wurde.
Nachdem es fast gleichzeitig Lucrez und Cicero, die Begründer
der philosophischen Nationallitteratur, entdeckt und durch zahl-
reichen Grebrauch sofort mundgerecht gemacht hatten, bürgerte
es sich schwer und langsam ein. Aber in der Kaiserzeit schwin-
det nach und nach das Mifstrauen gegen den Fremdling, es klingt
allmählich heimisch und nachdem die Vulgata an verschiedenen
Stellen den Stempel der Volkstümlichkeit darauf gedrückt, wird
die einst so seltene Münze der philosophischen Kunstsprache zum
gemeinen Pfennig, der sich mit Leichtigkeit in alle europäischen
Kulturen einführt und auch hier nicht mehr als Fremdling em-
pfunden wird.
1) Doch kann diese Identifikation sehr alt sein, da die Eretrier vor
den Eorinthem Korkyra besiedelt und selbstverständlich mit dessen Hinter-
land in innige Beziehungen treten mufsten. Es ist begreiflich, dafs der
illyrische Name "ApiavtBg sie an ihre "Aßavceg und "Jßag erinnerte.
SACHREGISTER
Abas 87*
Abanten in Dlyrien (?) 87*
Achtgötterschwur 49
Aether, Sitz der Heroen 73*
Akademie, Terminologie 20
Alexandros y. Aphrodisias 23 ^ 24'.
26*. 42
Alexandros, Kaiser 56
Alexandros Polyhistor 11
Alfenus Varus 80»
Alkman Fr. 146 a 59
Amafinius 7
Amantes, illyr. Stamm 86'
Ammianus 77
Anaxagoras 16
Anaximander 14. 34. 64
Anaximenes (?) Rhetorik 30*
Anonymus in Aratum 59*
Anonymus antiqu. Cpol. 55'
Anonymus Byzantinus ed. Preyer 55
Anonymus Byz. ed. Treu 55
Antiochos Soter 10
Apollodoros (?) rfjg negioSog 4*
Apollonios von Tyana 56
Apuleius 75
Archimedes 2*
Areios Didymos 38
Ares 64
Aristeides Apologet 45
Aristonikos 75
Aristophanes, Eccl. 651 60
Aristoteles, Elementenlehre 21. 23 ff.
75. 79; Kategorien 37; IIsqI ysvi-
asoag ^= Thql t&v atoixBifov 26. 37 ;
Lexikon der Begriffe (Metaphys. d)
23 ff.; Metaphys. A 4, 986^ 4 13*;
Poetik 1456»> 20 33*
Aristoxenos 36
Amobius 78
Artemidoros 43
Asklepiades Arzt 16*. 42
Astralgeister 50 ff.
Astrologie 11. 45
Athenagoras 53
Athenaios Arzt 42
Athenaios Rhetor 75
Augustinus 79
Avienus 80*
Bentley 17
Berossos 10
Bildsäulen als Sitz der Dämonen 55
Boethius 76
Buchdruckerkunst 2*
Buchstaben, elfenbeinerne 83 (s. ele-
menta, ygäfifucta ötoix^ioc)
Chaldäer Kult der Elemente 45
Chaucer, Astronomie 61*
Christentum, Element 50 ff. 80
Chrysippos 38. 65
Chronik von Byzanz 55
Cicero, elementum 69 ; de nat. deor. 1 ;
Acad. 69; Tuscul. 69*; S. Scip. 73*
Claudianus 80
Clemens Alexandrinus 52
Clemens Homilien 48
Codinus 56
Consecration 55
Constantius, lex 80
Cult der Elemente 45 ff.
Curtius 74
Cynismus 47
Dämonenglaube 50 ff.
Demetrius Magnes 63
Demokritos 12*. 13. 16. 52
Digesten 80 f.
Diogenes y. Apollonia 15
Diognetos, Bnef an — 53*
Dion Yon Prusa 45
Dionysios von HalikamaTs 30*. 36
Dionysios Thrax 59
Dionysos 64
Doxographi 12
Dreizahl 64*
Du Bois-Reymond 1
Dyrrachium 86
» •
— 89 —
Ebioniten 48
Eklektik 12
Elementargötter 45
Element s. elementwn und atoixBiov
Elephanten in Italien 85
Elfenbein 84^
Engel 51 ff.
Epiktetos 47
Empedokles 6. 15. 34. V.130f. 15^ 16*
Epikuros 3. 4. 8 ff. 37
Eretrier in Illyrien 87*
Eubulos, Komiker 60
Eudemos 17. 27. 36
Eudoxos 11'
Eukleides 6 atoix^ioiTijg 26
Galenos 43
Glossarum corpus 78'
Gnomon 60
Gnosis 44*
Grattius 72
Hades 64
Henocbbuch 51
Hera 45
Herakleitos 15. 21.
Hermes Trismegistos 47
Heron 37
Hestia 40
Hiera, Insel 3 f.
HieronymuB 64*. 84**
Hippasos 52. 63
Hippobotos 46
Hippokrates v. Chios 27
Hippokrates v. Kos. Beigel. Schrif-
ten IIsqI aaQ%&v 17; tlegl tixvrig
16; üegl (pvaiog &vÖ'q&7Cov 16
Hippon 63
Hipponax 63
Hippys von Bhegium 63. 64
Homeros 14
Horatius 70. 72 ff. 80 f.; Sat. 1 1,25 84«
lamblichos 42. 47'
Illyrische Sprache 86 f.
Ion y. Chios 21
Ionische Philosophen 25
Josephos 73*; (IV Maccab.) 46
Isokrates 17. 30. 70
Judentum 45 ff.
Jurisprudenz, Sprache 80
Justinianus 81
Justinos 52; s. 53^
Juvenalis 73; 14, 16 47
KaUimachos 59*
Kranos, Philosoph 56®
Lactantius 79
Lautwechsel von p(b) und m 86 ff.
Lavoisier 34
Lehnwörter im Latein 84
Leon, Mathematiker 27
Leukippos, s. Demokritos
Livius Andronicus 84
Longinos 4«
Lucanus 72
Lucilius 690 L. 69
Lucretius 5 ff. 7*. 9 f. 12. 69 f. 77
Macrobius 47
Maccabäerbuch E 46; IV (Jose-
phus) 46
Makedonischer Dialekt 86
Manilius 72
Melissos 16
Menaichmos 27
Menandros 60
Mithrascult 45
Mondzauber 81*
Müller, Max 1
Naevius 85
Nestorios 44
Neupythagoreer 44; s. Pythagoreer
Nikomachos 76
Onomakritos 14
Orphiker 14. 15*. 49
Ovidius 71 ff. 74 f. 79*. 80«. 81
Pädagogik bei den Römern 84
Palladius 60
Panaitios 2
Paulus 50 ff. 79
Petron v. Himera 62 f.
Petrus. KrJQvyiiM IHtqov 52
Peripatos 23 ff.
Perser Elementyerehrung 45
Phaidros, Epikureer 9. 11. 12*
Phanias 63
Pharisäer 49*
Philippos von Opus 21 f.
Philistion Arzt 17. 43*
Philodemos 9. 11
Philolaos 16. 21. 64
Philon Judaeus 4*. 46. 48. 51
Physiker 32
Pindaros Grammatiker 59«
Placita Vetusta 11
Planeten 44
Piaton pythagoreisierend 22. 31;
atoix^tov 17 ff. 36«; Kratylos 18;
Theaitetos 18 ff. 22; Sophist 19 f.
Timaios 20. 47 f. 64. 76; Vqoi
21«. 33*
— 90
Plotinos 41
Plutarchos 3 ff. 40». 41. 62. 66 f.
Polos 60
Polybos (?) de nat. hom. 16 f.
Polykrates, Bischof von Ephesos 63
Poseidon 46
Poseidonios 2*. 3». 4*. 11. 11*. 12 f.
46. 73*
Prudentius 79
Pyrrhos 86
Pythagoras, Pythagoreer 21 f. 28. 44.
48«. 66^ 62 ff. 63». 76
Quintilian 47. 75. 83
Rhetorios, Astrolog 46»
Rhodos und Hiera 4
Sabäismus 53
Salomon's Testament 47; — Weis-
heit 46
Scholastik, Beginn der — 75
Schrift, griechische 58*
Schriftkasten, Gleichnis 1
Schwur bei den Gestirnen 48
Seneca 74; ep. 117, 23 74»
Sikyon Zevg 2}toi%Bvg 59»
Silius Italiens 73
Simplicius 42
Sophron Fr. 3 81*
Speusippos 21
SphäreiJiarmonie 44
Statins 73
Stephanos z. Dionysios Thrax 59
Stoa, Stoiker 37 ff. 46 ff. 48. 50. 74»
Stoichos Autochthone 59
Straten 37
Tacitus 75
Taxameter 2*
Tatianos 54
Technik^ antike 2
Telauges 63»
Terminologie bei den Römern 69
Tertullian 76. 78 f.
Tetraktys der Elemente löff. 55*. 77»
Thaies 62
Theodoros Rhetor 30»
Theodoros Stundentafel 61*
Theodosianus Codex 80^
Theodosios Kaiser 55
Theophanes continuatus 56
Theophilos 53»
Theophrastos 11». 24. 34 f. 65
Theophrastus Paracelsus 67*
Thera und Hiera 4*
Therapeuten 51
Thunfischschwärme 65
Tierkreis 44 f.
Titus, Kaiser 73
Tophis, Stundentafel von — 61
Usener Glossarium Epicmeum 8*
Varro 69. 72. 79*. 85
Ver^lius 84; Catal. XIV 71
Vettius Valens 49
Victor, röm. Bischof 53
Vierzahl der Elemente 15 ff. 49
Vitruvius 74*
Vulgata 80*
Waarenautomat 2*
Wolf, Fr. A. 1
Xenokrates 21
Xenophon 17. 70
Zauberpapyrus, Pariser 45».
Zenon, Stoiker 37 f. 41
Zenon Epikureer 9. 11
Zeus 46; Ikoixsvs 69»
Zoroaster 45
GRIECHISCHES WORTREGISTER.
&yyBlov 67
octriov 35
aitBiQOV 36
&Q%ri Terminus Anaximandcrs 34;
(syn. atoixBlov) 35; (dist. atoi%Blov)
24. 40. 43
äavvQ'Btov 33*
ttrofia Demokrits 7 ff. 16
yivog. yivri {naO'oXov) 32*; (= aroi-
X6la) 21
ygaiificc Etymologie 36; {rQix«*s) 39
(vgl. 68 f.)
ygdfpog = ygdiUMX 58
SidygafifiM 26
dlatoi>xog 65*
d((fio? Schicht .65
£?do? in der älteren Philosophie 16;
bei Aristoteles 35
-8iov, Endung 66
iXi(pocg 84
ivvnaQXBi'V 24
i^ov (syn. aToixetov) 22
^d^a in der älteren Philosophie und
Medizin 16 ff.
HaXslv. ta HaXoviieva atoix^Za 25;
8. atoix^lov
HataatoivlSsiv (?) 40*
HoaiJLO'KQatoaQ 42*
Xiyeiv. tä Xeydfieva atoix^Za 25; s.
ütoix^tov
X6yog. atoix^la tov X6yov (zwei Be-
deutungen) 38. 39
Mevdtg == Bevdtg 86
\Uqog. (tigri ^<^yov 39
Ii8td9'saig 12*
ftor^a (syn. atoixstov) 17
IJLÖXvßdog 85
vocardg. vctaxd (= ^rofta) 16
voiLicxl (»B v6{ub) 12*
1^4 T({v, fia T({v 48
Syxog. ^yxoi &volq\loi 42
nBQiBiitiY.d (sc. övc^fiarof) 66
ngoßotfHlg 86
TTv^, xar' ^|o;|ri3v atoix^lov 38
(iicoiMX 15
(f^fiof (= y^aft^) 58
aitigiuc (Anaxagoras) 16
arBQB(t,viog {q)vaig) 22
(FTS^sc^g ((FclbftaTa) 22
«rrt^Tjdöv yqdfpBcQ'ai 59*
«rrotyarv 62. 66* (vgl. Pap. Berolin.
I II Indices s. v.)
(rrot%e&ox^c£ro^£$ ('9'£o/) 42*
atoix^Zov, attisches Wort d. V. Jahrh. ?
14; Etymologie 22 38. 57 ff. 60 ff.
— Schichtdicke 65. 68; Sdiatten-
länge 67; Buchstabe 19. 86 58;
(dist. yQd^L^LO) 33. 59; Lav^ (dvva-
IJLig tov ^of^axT^^og) 40; {(poavij
&öuclQBtog) BS — Anfängen; (r^g
&QX^S 'f&v Xoyltov) 50; Principien
{Byji.&Qxocl) 31. 32. 41. 42*; (syn.ff;^»}-
/Luxrof yfcofi'Cr^&xfl^) 20 ; (t&v dgi^iUbv)
28; (syn. (liya nal ftiHQÖv) 22; (syn.
avo^uc) 10. 12*; (syn. axo^Lot xal
x£viv) 26. vgl. 37; {x&v dTtodsL-
^Bav 28; (syn. d^LBOoi ngoxdaBig)
29; (ro^ X6yovy des ganzen Sy-
stems) 38; der Logik (xä nsgl rcc
yivn) 32*; der Topik 27. 29. 30*;
der Rhetorik 30; Redeteile 39*;
der Ethik 28'; {xf^g ägstfig u. s. w.)
41; (= v6iii,aiMx) 32", vgl. 43; der
Mathematik 26; (dist. axoi^x^iAdri)
27* — physikalisch = Grundstoff
(principium 74*) 23; (syn. vXij) 86;
(syn. vXtj, axigrietg, Bidog) 24; (syn.
dgXV) 3^; (syn. &gX''^9 ahiov) 35;